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Konflikte ohne Prügelei lösen

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Von: Anna Scholze

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Bei der Arbeit: Lehrer bereiten sich auf das Präventionsprogramm vor.
Bei der Arbeit: Lehrer bereiten sich auf das Präventionsprogramm vor. © ans

Für Schulleiter Jochen Schepp und das gesamte Kollegium der Sterntalerschule (Kindäckerweg 2) hat sich gezeigt: Bei den Kindern ist neben vielen weiteren Aspekten das Erlernen von sozial-emotionalen Kompetenzen während der vergangenen zwei Pandemiejahre zu kurz gekommen. Denn dies seien Fähigkeiten, die nicht ausschließlich Zuhause, sondern auch im Kindergarten und der Schule gelernt würden, wie Schepp verdeutlicht.

Dietzenbach –Da die Mädchen und Jungen in jüngster Vergangenheit vorwiegend Zuhause waren, seien die Fähigkeiten zum Umgang miteinander nicht so ausgeprägt, wie sie es sein sollten. „Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, das Programm ‘Faustlos’ des Heidelberger Präventionszentrums (HPZ) bei uns umzusetzen“, erklärt der Direktor der Grundschule. Das Training fördert sozial-emotionale Kompetenzen und dient zur Vorbeugung von aggressivem Verhalten.

Bevor das Präventionsprogramm nach den Sommerferien zum festen Bestandteil des Unterrichtes an der Sterntalerschule wird, haben die Lehrerinnen und Lehrer eine Fortbildung von Andreas Schick, dem Leiter des HPZ erhalten. Dabei erklärte Schick, das Empathieförderung, Impulskontrolle und der Umgang mit Ärger und Wut die drei Grundpfeiler des Präventivprogrammes seien. Schließlich fehle es vielen Kinder, die Konflikten mit Aggressionen begegnen, genau an diesen Eigenschaften. „So sind einige von ihnen etwa wenig kreativ, wenn es um ihr Verhalten in einer Auseinandersetzung geht“, so der Psychologe weiter. Mit „Faustlos“ lernten die Grundschüler in einem ersten Schritt, die unterschiedlichen Gefühle kennen. Wüssten doch einige Kinder nicht, dass es sich bei dem, was sie fühlen nicht immer um Wut handle. In einem nächsten Schritt gehe es darum, die Emotionen klar zu kommunizieren.

In der Lehrerschaft allerdings kamen Bedenken auf, dass das Gelernte keine Wirkung entfalten könnte, da bei manch einem Schüler zu Hause möglicherweise eine rauere Umgangsweise gelebt werde. Schick entgegnete, dass es gerade in solchen Fällen wichtig sei, ein Gegengewicht zu bilden. Zudem zeigte er sich überzeugt, dass die Kinder die erlernte Kompetenz später als Erwachsene dennoch in ihrem Alltag umsetzen können. „Allerdings werden sie weniger Gelegenheit haben, das zu üben, was sie durch ‘Faustlos’ gelernt haben“, räumte der Mitentwickler des Programms ein.

Schick machte darüber hinaus ebenso deutlich, dass neben den Kindern auch die Lehrer etwas zu lernen hätten. „Schülern wird häufig gesagt, was sie nicht machen sollen, aber nicht, was sie stattdessen machen sollen“, erläuterte er. Dies sei jedoch wenig zielführend. Aus diesem Grund sei es wichtig, dass die Pädagogen sich überlegen, was ihr Ziel ist und die Grundschüler zum Mitmachen einladen. Weiterhin empfahl Schick den Sterntaler-Pädagogen, sich nicht hauptsächlich auf jene Mädchen und Jungen zu konzentrieren, die den Unterricht stören. Denn auch das führe dazu, dass ihr schlechtes Benehmen sich steigere. Darüber hinaus sei es wichtig, auch den Stillen, die stets alle Regeln befolgten, Aufmerksamkeit zu schenken. „Ihnen gilt es zu zeigen, wie man Grenzen setzt“, betont Andreas Schick.

Im Anschluss an die theoretische Einführung hatten die Lehrer der Sterntalerschule die Gelegenheit, sich mit drei der insgesamt 51 Lektionen von „Faustlos“ auseinanderzusetzen und darüber zu diskutieren. (Anna Scholze)

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