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Rettungsdienst-Mitarbeiterin soll 1,12 Millionen Euro veruntreut haben

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Von: Niels Britsch

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Zu etwa 25 000 Einsätze jährlich rücken die Rettungswagen des Eigenbetriebs Rettungsdienst des Kreises Offenbach aus. Nun steht eine Mitarbeiterin des Eigenbetriebs unter dem Verdacht der Untreue.
Zu etwa 25 000 Einsätze jährlich rücken die Rettungswagen des Eigenbetriebs Rettungsdienst des Kreises Offenbach aus. Nun steht eine Mitarbeiterin des Eigenbetriebs unter dem Verdacht der Untreue. © Symbolbild dpa

Eine Mitarbeiterin des Eigenbetrieb Rettungsdienst (ERD) des Kreises Offenbach steht unter Verdacht, rund 1,12 Millionen Euro veruntreut zu haben. Gegen die Frau werde derzeit ermittelt, teilte der Kreis Offenbach mit.

Dietzenbach - „Es gibt konkrete Anhaltspunkte, dass die Mitarbeiterin regelmäßig Überweisungen an sich selbst vorgenommen hat“, heißt es. „Dabei wurde mit hoher krimineller Energie und Raffinesse vorgegangen.“ Nachdem dem Eigenbetrieb die Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren, habe der Kreis umgehend Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Offenbach erstattet.

„Der Verdacht bestand bereits seit Herbst vergangenen Jahres“, berichtet eine Kreissprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Auf Bitten der Staatsanwaltschaft und mit Blick auf die laufenden Ermittlungen habe man von einer Information der Gremien und der Öffentlichkeit bislang abgesehen. Auch bei vielen Nachfragen unserer Redaktion, zum Beispiel nach der Vorgehensweise oder möglichen Komplizen, hält sich die Kreissprecherin weiterhin bedeckt. „Wir bitten um Verständnis, dass wir dazu keine weiteren Details nennen können, um den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden.“ Zumindest verrät sie, dass der mutmaßliche Betrug „seit mehreren Jahren“ ging. Dabei sei die Verdächtige „so raffiniert“ vorgegangen, „dass es nicht aufgefallen ist, und die Prüfer Jahr für Jahr nichts gemerkt haben“.

Kreis Offenbach prüft weitere Schritte

Ob die allgemeinen Kontrollmechanismen ausreichten, wisse man erst, wenn die Ermittlungen abgeschlossen seien, heißt es aus dem Kreishaus. Bis dahin sei auch noch unklar, welche Konsequenzen man daraus ziehen werde. „Aber es wird welche geben“, kündigt die Sprecherin an.

Landrat Oliver Quilling (CDU) zeigt sich schockiert: „Für den Kreis ist das ein sehr bitterer Vorgang. Insbesondere beim Rettungsdienst ist die Betroffenheit groß. Nunmehr müssen wir die weiteren Ermittlungsergebnisse abwarten.“ Der Kreis prüfe arbeitsrechtliche Schritte gegen die Verdächtige sowie mögliche Regressansprüche.

Eigenbetrieb Rettungsdienst des Kreises Offenbach: Linke kritisierten „unzureichende Kontrollfunktion“

Der Eigenbetrieb Rettungsdienst sorgt im Kreistag regelmäßig für Diskussionen, zuletzt hatten Oppositionspolitiker bei der Verabschiedung des Wirtschaftsplans 2022 im Dezember massive Kritik geäußert: Jeanette Hallman (Linke) beklagte „jahrelanges Missmanagement“ und kritisierte eine „unzureichende Kontrollfunktion“, Marlies Schefer (Grüne) war der Meinung, der Eigenbetrieb habe sich „verselbstständigt“, und für Jürgen Ries (Freie Wähler) war beim ERD „einiges aus dem Ruder gelaufen“.

Seit dem Jahr 2000 ist der Eigentrieb mit dafür verantwortlich, den Rettungsdienst innerhalb des Kreises sicherzustellen, um die bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung und des Krankentransportes zu gewährleisten. Außerdem betreibt der Eigenbetrieb die Zentrale Leitstelle für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst, mehrere Notarztstandorte, drei Rettungswagenstandorte und eine Rettungsdienstschule. (Von Niels Britsch)

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