Kreis Offenbach rudert bei Schließung der Dietzenbacher Helen-Keller-Schule zurück

Aussagen der Offenbacher Kreisverwaltung zufolge soll die Helen-Keller-Schule (HKS) in Dietzenbach offenbar doch nicht „aufgehoben“ werden.
Offenbach (Dietzenbach) – Kommando zurück: Während im Beratungsexemplar des neuen Schulentwicklungsplans für den Kreis Offenbach noch festgeschrieben steht, dass die Helen-Keller-Schule (HKS) in Dietzenbach im übernächsten Jahr „aufgehoben“ werden soll, ist seitens der Kreisverwaltung nun anderes zu hören.
Das war ein Vorschlag, wir können Entscheidungen dazu nach hinten ziehen und die Situation beobachten, auch während der nächsten Jahre“, teilt Landrat Oliver Quilling mit. In den letzten Wochen hatten die Überlegungen des Kreises in der Eltern- und Lehrerschaft der HKS für reichlich Aufregung gesorgt (wir berichteten).
Dietzenbach: Kreis Offenbach wollte Helen-Keller-Schule schließen
Aufgrund zurückgehender Schülerzahlen sollte die Bildungseinrichtung mit dem Förderschwerpunkt Lernen mit der Georg-Büchner-Schule in Dreieich zusammengelegt werden. Vor allem Eltern brachten jedoch zahlreiche Argumente gegen eine Aufhebung des Standortes Dietzenbach vor, sodass der Kreis jetzt mitteilt: „Eine Schließung der Helen-Keller-Schule ist mit diesem Schulentwicklungsplan nicht zwingend.“
Drei Schulen für Lernhilfe gibt es im Kreis. Durch das Angebot an inklusiver Beschulung seien gerade dort die Schülerzahlen um 30 Prozent zurückgegangen, heißt es. „Immer mehr Eltern nehmen das Inklusions-Angebot der Regelschulen an“, stellt Quilling fest. Das sei ein Erfolg, indes werde man die Förderschulen weiterhin brauchen. „Wir wollen diese Möglichkeit offen halten“, sagt der Landrat und verweist auch auf das Wahlrecht der Eltern. Verbleiben soll die Helen-Keller-Schule nun an ihrem Standort in der Voltastraße. Dorthin war die Schulgemeinschaft ausquartiert worden, nachdem das ursprüngliche Schulgebäude aus Sicherheitsgründen abgerissen werden musste.
Nicht mitgenommen im neuen Schulentwicklungsplan fühlt sich die Schulgemeinschaft der Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Die Eltern zeigen sich geradezu „erschrocken“ und monieren, dass die Schule nicht erweitert wird. Bereits seit einigen Jahren seien zwei Klassen in Container ausquartiert, was ursprünglich nur ein „Provisorium“ sein sollte. „Dort ist noch nicht einmal fließendes Wasser“, sagt Rebecca Sochor, die Vorsitzende des Schulelternbeirates. Darüber hinaus verkleinerten die Container das Schulgelände erheblich.
Kreis Offenbach: Schulentwicklungsplan sorgt für Kritik
Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule war lange die einzige Schule in der Stadt, die nicht über ein Betreuungsgebäude verfügte. Vor allem auf Initiative des damaligen Ersten Stadtrates Dietmar Kolmer und nach langen politischen Diskussionen finanzierte die Stadt vor rund zehn Jahren komplett aus Eigenmitteln einen entsprechenden Bau mit Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro. „Das Gebäude könnte doch jetzt aufgestockt werden“, fordern die Eltern. Damit löse sich die beengte Platzsituation auch im Sinne der derzeit angesiedelten Intensivklassen mit Sprachfördermaßnahmen für Kinder, die neu in Deutschland sind. „Und wir müssen ebenso jetzt schon an die Ausweitung der Schule durch die angrenzenden Neubaugebiete denken“, sagt Sochor.
„Der Schulentwicklungsplan ist kein Schulgestaltungsplan“, teilt indes eine Sprecherin der Kreisverwaltung mit. Solange die Containerlösung funktioniere, bleibe sie erhalten. Auch die Ausweitung der Wohngebiete habe man im Blick, „erst wenn die Schülerzahlen kontinuierlich steigen, können wir über bauliche Lösungen nachdenken.“ Was die Intensivklassen angehe, so sei dort nur flexibel zu handeln. „Diese Maßnahmen sind nicht planbar, je nach Bedarf kommen und gehen die Klassen oder ziehen auch mal um.“
Darüber hinaus sieht der Schulentwicklungsplan für Dietzenbach vor, die Sterntalerschule um einen Zug zu erweitern, sie erhält neben Klassenräumen auch Gruppenräume, weitere Mensakapazitäten und eine Ein-Feld-Sporthalle. Auch die Astrid-Lindgren-Schule darf sich über eine neue Sporthalle freuen. An den übrigen Grundschulen rechtfertigten die Schülerzahlen keine Erweiterungen, ebenso nicht an den weiterführenden Schulen. (Barbare Scholze)