Die Frauenhilfe der Christus-Gemeinde feiert ihren 100. Geburtstag

Ein ganzes Jahrhundert wirkt die Vereinigung schon in Dietzenbach: Die Frauenhilfe der evangelischen Christus-Gemeinde hat eine lange Tradition und dabei viel bewegt. Den 100. Geburtstag können die Damen und ihre Gäste nun leider nicht feiern, die Corona-Pandemie lässt ein größeres Fest nicht zu. „Aber wir holen das nach“, kündigt die Vorsitzende Christa Lehr an.
Dietzenbach – Dass evangelische Frauen das Profil ihrer Kirche mitentwickeln, gilt als selbstverständlich. Mehrere Berichte zu den Anfangszeiten der Frauenhilfe und den Aktivitäten hat der Ortschronist Otto Mau in seinen Aufzeichnungen, die bis ins Jahr 1954 reichen, den Dietzenbachern hinterlassen. So erzählt er, dass noch vor der offiziellen Gründung, im Jahr 1915, der damalige Pfarrer Laut eine Ortsgruppe des „Alice Frauenvereins“ auch im ehemaligen Dörfchen ins Leben gerufen hatte. Überregional gegründet hatte Prinzessin Alice von Hessen und Rhein die Vereinigung als Schwesternschaft für die Krankenpflege. Im Jahr 1921 sei dann auch in Dietzenbach zum ersten Mal eine Gruppe offiziell als „Frauenhilfe“ zusammengekommen, damals mit 41 Frauen und Mädchen. Gefolgt waren sie einem Satz aus dem Petrusbrief: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der vielgestaltigen Gnade Gottes.“
Von Beginn an widmeten sich die Frauen schwerpunktmäßig der Diakonie, also dem Dienst am Nächsten. Vor allem im Ersten Weltkrieg und in der Zeit danach gab es da in dem ehemals kleinen und beschaulichen Ort Dietzenbach viel zu tun. Auch in dem folgenden Krieg zeigten sich die Frauen vor Ort kampfeslustig. So ist unter anderem überliefert, dass ein NS-Scherge, der ein Kuchenbuffet für Gäste aus Dudenhofen beschlagnahmen wollte, keine Chancen hatte. In den Notzeiten nach dem Zweiten Welktkrieg sorgte die Frauenhilfe sich um Flüchtlinge und Ausgebombte.
Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeiten stand ebenso zu allen Zeiten die Christuskirche, das älteste Gebäude im Ort. Die Frauen spendeten im Jahr 1924 das Kruzifix für den Altar, später eine Kirchenfahne und einen Läufer für das Kirchenschiff. Beim Bau des Gemeindehauses war die Frauenhilfe aktiv, das Team brachte durch den Verkauf von sogenannten Bausteinen einen Teil des Geldes zusammen und arbeitete beim Bau selbst mit. Otto Mau schrieb dazu: „Unsichtbar zwar, doch unlöschbar ist der Name der Frauenhilfe in jedem Stein des Hauses eingegraben.“
„Natürlich haben sich die Themen heute verändert“, stellt Christa Lehr nun anlässlich des Jubiläums fest. Aber noch immer sei die Frauenhilfe Bestandteil der Gemeinde in Wort und Tat. „Wir haben aktuell 86 Mitglieder“, erzählt die Vorsitzende. Unter der Losung „Einer trage des Anderen Last“ unterstützen die Frauen regelmäßig das Erntedankfest und den Nikolausmarkt. Darüber hinaus ermöglichen sie mit ihrer Spendenbereitschaft soziale Projekte in Dietzenbach und der Umgebung. „Außerdem treffen wir uns regelmäßig, singen, feiern die Jahresfeste und machen Ausflüge“, so Lehr. Dabei gibt es noch eine Besonderheit: Rund ein halbes Jahrhundert hat Dieter Wiegand, langjähriger und ehemaliger Pfarrer der Christus-Gemeinde, mit geistlichem Rat die Initiative begleitet. Dass die Corona-Pandemie aktuell noch immer jede Präsenz unmöglich mache, treffe den Kreis hart. „Viele sind nicht mehr die Jüngsten und wir freuen uns über jede Zusammenkunft.“ (Von Barbara Scholze)