Kreativmarkt lockt Besucher ins Dietzenbacher Capitol

Für zwei Tage verwandelt sich das Dietzenbacher Capitol erneut in ein Mekka der Kreativität: Der „2. Frühlings-Kreativmarkt“ lädt die Besucher am Wochenende zum Erkunden ein.
Dietzenbach – Wer in Dietzenbach ausstellen möchte, muss sich um einen Stand bewerben und seine Produkte vorab vorstellen, denn beim Kreativmarkt wird viel Wert auf Qualität und Regionalität gelegt. Bis auf zwei Ausnahmen kommen alle Standbesitzer aus Dietzenbach und dem Rhein-Main-Gebiet. Mehr als 120 Bewerber wollten auch dieses Jahr nach Angaben des Veranstalters auf den Dietzenbacher Markt, aber das Organisationsteam um Stefanie Apel konnte nur 80 Zusagen erteilen.
Wie in den vergangenen Jahren lockt die Veranstaltung zahlreiche Besucher an, viele suchen schon die Ostergeschenke für ihre Liebsten. Einige nutzen auch die Gelegenheit und kommen mit den Künstlern direkt ins Gespräch. Manche beteiligen sich an Mitmachkursen – So wie Michaela Erbacher, die am Stand von Margot Schneegans, einen Hasen mit Watte aus der Bettenindustrie stopft. „Das ist sehr entspannend und macht Spaß“, kommentiert die angehende Hasenmama ihre Tätigkeit. Wer genau hinschaut, findet auch „exotische“ Arbeiten. So verarbeitet Schneegans Nerz- und Zobelfelle zu „Kuschelbären.“ Tier- und Naturschützer müssen jetzt nicht erschrecken, denn es sind ausschließlich Felle von einst sündhaft teuren Kleidungen (meistens Erbstücke), die heute nicht mehr getragen werden.
Nachhaltigkeit ist auch für Marco Hingst wichtig. An seinem Stand zeigt er Hasen, die er aus Baumscheiben herstellt, die von regional gefällten Bäumen stammen. Das Geschäft mit den „schielenden“ Nagern läuft sehr gut, erklärt er. Die Idee dazu sei ihm eher zufällig gekommen: „Bei einem Sturm ist auf unserem Grundstück eine Fichte umgefallen“, sagt er. „Mein Vater wollte daraus Brennholz machen, aber ich habe den Stamm in Scheiben geschnitten und zu Hasen verarbeitet.“ Diese hat er dann in seinem Vorgarten aufgestellt. „Innerhalb weniger Wochen hatte ich dann 100 Bestellungen.“ Auch für Dieter Müller ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Er kombiniert alte Lampen, Bücher und Elektronik aus ehemaligen Geräten wie Kassettenrekordern oder Computern und stellt daraus einzigartige Lampen her. „Für mich ist es wichtig, dass ich sehr alten Gegenständen wieder ein neues Dasein gebe“, erklärt er.
Viele Künstler, wie die aus Offenthal stammende Carina Leonhardt, verknüpfen ihre Arbeiten mit einem wohltätigen Zweck. Sie fertigt Grußkarten, Lesezeichen und viele weitere Dinge aus Papier und Pappmaché an. Ein Teil des Umsatzes geht an die Kinderkrebsstiftung Frankfurt. „Ich war selbst betroffen, denn meine beiden Eltern sind sehr früh an Krebs gestorben.“ Einige Besucher suchen das Gespräch mit den Künstlern. So erzählt der Maler Francisco Charles den interessierten Gästen, dass er in seinen Bildern viele Erlebnisse seiner Kindheit verarbeitet. Ein Bild zeigt einen Jungen, der vom Mond beleuchtet wird. „Ich war damals acht Jahre alt und habe mit gleichaltrigen Kindern im Haus gespielt, als ein Junge plötzlich aus dem Fenster fiel und verstarb“, erklärt der Künstler. „Ich habe das Bild gemalt und für mich ist es der Mond, der den Jungen zu sich holt.“ Ein weiteres Bild zeigt drei Gesichter. „Das sind meine beiden Brüder, zu denen ich leider keinen Kontakt habe“, beschreibt er. „Meine Familie war leider keine intakte.“ Künstlerisches und Soziales verbindet auch die aus Dortmund angereiste Annette Apel. Sie verkauft selbstgestrickte Waren. Den Preis legt der Käufer dabei fest, denn das Geld geht direkt an die Aktion „Wünschewagen“, die todkranken Menschen einen letzten Wunsch erfüllt.
Lustige Figuren und Gebrauchsgegenstände wie Briefkästen und Stühle aus Kupfer und Stahl findet man am Stand von Robert Kuhn. Er verarbeitet gerne alte Werkzeuge oder Kupferrohre. Sein Papagei zum Beispiel war mal eine Rohrzange.

