Mit dabei beim Dietzenbacher Fastnachtsumzug: „Ja! Das muss so laut!“

Volontärin Lisa Löw spielt Trompete und berichtet aus dem Fastnachtsumzug in Dietzenbach.
Dietzenbach – Fastnachtsumzüge sind immer Höhepunkte einer Kampagne: Jung und Alt treffen sich auf den Straßen und feiern gemeinsam die fünfte Jahreszeit. So ertönt auch am Samstag „Dietzebach Helau“ aus hunderten Kehlen, während 22 bunte Fastnachtsgruppen durch die Straßen ziehen, Süßigkeiten und Lebensfreude verteilen. Zum ersten Mal in der Kreisstadt dabei: die Musiker der „Giesemer Guggemusik DruffKapell“. Offenbach-Post-Volontärin Lisa Löw gehört dazu und berichtet, wie sie den Umzug als Trompeterin erlebt hat.
Jeder erfolgreiche Auftritt beginnt mit guter Vorbereitung. Die schwarzen „Steampunk-Stiefel“ blitzeblank geputzt, die Trompetenventile triefen vor Öl, die Noten auf den letzten Metern im Auto noch hektisch geordnet, dann kann’s losgehen. Wir 40 Guggemusiker sortieren uns auf der Kirchbornstraße in den närrischen Lindwurm ein. Die Wartezeit verkürzt der Motivwagen der „Crazy Monkeys“: „Wie heißt die Mama von Nicki Lauda?“ – natürlich „.Mama Lauda“, rufen wir im Chor zurück. Als dann Jonny Os „You’re my fantasy girl“ läuft, wärmen wir nicht nur unsere Stimmen, sondern auch unsere Beine auf: Mit der DruffKapell und der 1. Dietzenbacher Tanzgarde starten wir den Gruppentanz.
„Laut“ ist das Markenzeichen der Guggemusiker
Ein lautes Hupen kündigt den Prinzenwagen mit Dietzenbachs Hoheiten Sascha Dreger und Michela Jost an. Der bahnt sich sich seinen Weg durch die Menschenmenge, damit Prinz Sascha I. und Prinzessin Michaela I. den Zug eröffnen können.
16 Zugnummern und eine Fastnachtskanone dahinter reihen auch wir uns ein. Ich laufe in der zweiten Bläserreihe, direkt hinter unserer Chefin. Ihre Trillerpfeife ist laut genug, um mein Trommelfell fast zum Platzen zu bringen. Das nehme ich in Kauf. Unbezahlbar an Fastnachtsumzügen sind dagegen die Begegnungen: Sieht man ein bekanntes Gesicht am Straßenrand, muss die Trompete für einen kurzen Moment hinter einer Umarmung zurückstehen.
Die Lautsprecher der Motivwagen überspielen Guggemusiker mühelos, unser Motto ist schließlich: „Ja! Das muss so laut!“
Doch mitten auf der Frankfurter Straße kann man plötzlich eine Stecknadel fallen hören. Unsere Basstrommelspieler halten inne, unser Tubaspieler setzt sein schweres Instrument ab, Helene Fischers „Atemlos“ endet abrupt, die Helau-Rufe verstummen und auch ich senke meine Trompete. Der ganze Zug ist wie eingefroren. Hunderte Menschen gedenken während einer Schweigeminute der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. Keiner tanzt aus der Reihe. Mir wird einmal mehr klar: Fastnacht ist nicht nur Jubel, Trubel und Heiterkeit. Närrinnen und Narrhalesen sind eine Solidargemeinschaft.
Die Stille durchbricht die Trillerpfeife und wir ziehen mit „A Flasch, zwa Flasch, dra Flasch Sekt“ weiter. Vorbei an Menschen, die uns vom Balkon aus zujubeln, unsere Helau-Rufe erwidern und Kindern, die tanzen und zwischen unseren Beinen umherwuseln, um Süßigkeiten aufsammeln, während die Zuschauer uns Zujubeln.
Vorbei am Wappenkreisel folgt ein Trommelsolo. Gelegenheit, um Puste für den Endspurt Richtung Harmonieplatz zu sammeln. Jetzt bloß nicht auf dem Kopfsteinpflaster in der Altstadt stolpern. Das ist mit hohen Schuhen und Trompete gar nicht so einfach. Mit dem „Mamboleo“ laufen wir auf den Harmonieplatz ein, Endstation.
Lange Zeit zum Ausruhen bleibt nicht: Unser Fahnenträger schwenkt unsere Flagge – Zeichen zum Aufbruch. Weiter geht’s zum nächsten Auftritt.