Nabu Dietzenbach rät: Rasen stellenweise wild wachsen lassen

Zum Tag des Artenschutzes am 3. März geben Dietzenbacher Naturschützer Tipps, die Tiervielfalt in der Kreisstadt zu verbessern.
Dietzenbach – Feldlerche, Moorfrosch oder Zwergmaus. Rund die Hälfte aller Brutvogelarten, 44 Prozent der Amphibien und etwa 75 Prozent der Säugetiere in Hessen stehen auf der „Roten Liste“. Sie sind demnach gefährdet oder gar von Aussterben bedroht. Viele Populationen gehen auch in der Kreisstadt zurück. Zum heutigen Tag des Naturschutzes hat die Redaktion bei örtlichen Naturschützern nachgefragt, mit welchen Mitteln Tiere und Pflanzen ein Stück Lebensraum zurückbekommen.
Ludwig Schneefeld beobachtet und verzeichnet seit sechs Jahren die Pflanzen- und Tierwelt in der Kreisstadt. Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Dietzenbach sorgt sich um die Artenvielfalt, denn Bauprojekte sowie der Klimawandel drängten die Tiere immer weiter zurück. Das zeige sich zum Beispiel anhand der Feldlerche. Zählte der Nabu-Ortsverband 2019 noch 26 Brutpaare in der Kreisstadt, waren es im vergangenen Jahr nur noch 14 – ein Rückgang um mehr als die Hälfte. „Das hängt auch mit den heißen und trockenen Sommern in den vergangenen Jahren zusammen“, sagt Naturschützer Schneefeld, so hätten die Vögel wenig Nahrung gefunden.
Nabu Dietzenbach rät: Blühfelder anlegen
Insekten sowie Amphibien verlören ebenso stetig an Lebensraum, meint Schneefeld. „Die Population der Feuersalamander ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.“ Ein Grund: Von den 140 Larven, die der Naturschutzbund an einer Brutstelle entdeckt hat, seien nur sechs übrig geblieben.
Die Insektenvielfalt nehme ebenso ab. Dabei sei es einfach, ihnen Lebensraum zur Verfügung zu stellen, meint Schneefeld. Ein Tipp: Gartenbesitzer sollten ein Stück ihres Rasens wild wachsen lassen. Die dort entstehenden Pflanzen lockten Insekten an, die wiederum als Nahrung für Vögel dienten – ein Biotop entstünde. Dabei sei es wichtig, auf die richtigen Pflanzensorten zu setzen. Denn exotische Blüten und Pollen lockten die heimische Tierwelt nicht in den Garten. Lebensraum für Frösche oder Kröten biete ein Teich. Dieser lasse sich ebenfalls im Garten anlegen, regt Schneefeld an.
Dietzenbacher Tierschützer: „Mit Tieren leben“
Die Mehl- oder Rauchschwalbe sowie der Mauersegler haben es ebenfalls schwer, einen geeigneten Nistplatz zu finden. Die Vögel gehören zu den besonders geschützten Tierarten. Das Dach einer Scheune, eines Stalles, aber auch von Wohnhäusern bietet sich als passende Brutstätte an, dort sind die Tiere allerdings nicht immer gern gesehen, sagt Rudolf Keil, Vogelschutzbeauftragter der Stadt Dietzenbach. Er berät Hausbesitzer, die ein Nest auf ihrem Grundstück entdecken. „Die beste Art Tiere zu schützen ist es, sie zu akzeptieren“, meint Keil. Heißt: Wer ein Nest findet, solle dies nicht entfernen lassen, sondern mit den Tieren leben.
Artenschutz fängt für Keil mit dem Willen der Menschen an. In vielen Gesprächen versucht der Vogelschutzbeauftragte zu erklären, wie sich die Menschen richtig gegenüber den Tieren verhalten, aber auch, warum Artenschutz so wichtig ist. Sein Credo: „Mit Verboten und erhobenen Zeigefingern kommen wir nicht weiter.“ Stattdessen gelte es, dem Gegenüber zu zeigen, wie Artenschutz erreicht werden kann. „Das gelingt nur, wenn wir die Menschen mitnehmen.“
Lebensraum für heimische Tiere zu schaffen gehört zum Artenschutz aber immer dazu. Der Nabu Dietzenbach hat daher am Angelweiher eine Blühwiese angelegt, die im Sommer dutzende Insekten anlocken soll (wir berichteten). Entlang des Kaupenwiesengrabens plant er, weitere Teiche entstehen zu lassen, sodass Amphibien auf kurzen Wegen entlang des Grabens wandern können. Dass solche Vorhaben auch spürbare Ertrage bringen, zeige der Kaupenwiesengraben, meint Vorsitzender Ludwig Schneefeld. Dort habe sich die tierische Artenvielfalt positiv entwickelt. „Die Entschlammung des Teiches, der Rückschnitt des Schilfs sowie die zweischürige Mahd entfalten ihre Wirkung“, berichtet er. (von Joshua Bär)