Leser lässt sich die Offenbach-Post in die kanadische Provinz Ontario schicken

Für Kurt S. beginnt das Wochenende mit der Offenbach-Post (OP). Bis sie bei ihm auf dem Frühstückstisch landet, hat sie allerdings bereits einen langen Weg hinter sich. Der Rentner lässt sich unsere Zeitung nicht etwa nach Dietzenbach schicken, sondern nimmt sie in der kanadischen Provinz Ontario aus dem Briefkasten.
Dietzenbach – Bereits seit zwei Jahren verfolgt er so die Ereignisse aus dem Kreis Offenbach sowie aus Frankfurt und Hessen. Während er frühstückt, überfliegt der 85-Jährige zunächst die Überschriften. Später am Tag dann setzt er sich in seinen Sessel und liest ausführlich in der Tageszeitung.
Dabei interessieren ihn insbesondere die Artikel zu Frankfurt, zu den Hochhäusern und der Wirtschaft. Doch auch was am Frankfurter Flughafen geschieht, verfolgt Kurt S. genau. Schließlich hat er früher dort gemeinsam mit seiner Tochter Ramona S. regelmäßig die Flugzeuge beobachtet.
Dietzenbacherin bringt Offenbach-Post mit
Die Dietzenbacherin war es auch, die das Interesse ihres Vaters für die Offenbach-Post geweckt hat. „Wenn ich ihn besucht habe, habe ich ihm regelmäßig Zeitungen aus der Region mitgebracht“, erzählt sie. Daraufhin habe er sich entschieden, die OP zu abonnieren. In dem Printmedium stehe schließlich alles so drin, dass es auch normale Menschen verstehen könnten, so Kurt S. damalige Begründung.
Ausgewandert sind er und seine Frau im Jahr 1985. Aufgrund einer Kriegsverletzung am Auge durfte Kurt S. nicht mehr mit dem Auto von der Wetterau, wo seine Familie damals lebte, nach Frankfurt zur Arbeit fahren. „Ihm ist jedoch die Decke auf den Kopf gefallen“, erzählt seine Tochter. Und so entschied er sich, in Kanada ein neues Leben zu beginnen. „Meine Eltern haben dann ein Geschäft in Parry Sound eröffnet“, berichtet Ramona S. Als dann jedoch eine Umgehungsstraße gebaut wurde, mussten sie den Laden aufgrund fehlender Kunden schließen. Doch auch im Zeitungsgeschäft war Kurt S. bereits tätig. So arbeitete er in Perry Sound für den Vertrieb der Tageszeitung Toronto Star.
Verwandtschaft in Kanada liest Offenbach-Post
Nach Deutschland zurückzukehren, könne ihr Vater sich nicht vorstellen, wie die Dietzenbacherin erzählt. Er wolle in der Nähe des Grabes ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter wohnen bleiben. Sie selbst allerdings würde es aufgrund seines hohen Alters gutheißen, wenn er zu ihr käme. „Er wohnt in Kanada völlig abgeschieden“, sagt sie. Wenn tiefster Winter sei, gebe es mitunter keine Möglichkeit rauszukommen.
Immerhin wohnt ihre Schwester, die damals mit den Eltern ausgewandert war, eine halbe Stunde entfernt. Auch für sie gehöre die Offenbach-Post zur täglichen Lektüre. Außerdem lese auch der Mann der Schwester sowie die 96-jährige Schwiegermutter die Zeitung aus der Heimatregion. Denn ihr Schwager in Kanada habe Verwandtschaft in Rödermark, die er regelmäßig besuche, berichtet Ramona S. (Von Anna Scholze)