„Neues und Altes verbinden“

Wenn in familiengeführten Unternehmen die nächste Generation das Steuer übernimmt, stehen nicht selten Veränderungen an. Aber auch alte Werte werden weitergegeben. In unserer Serie „Generationswechsel“ stellen wir in loser Reihenfolge Dietzenbacher Unternehmen vor, die solch einen Prozess durchlaufen. Heute mit der Werkmann Unternehmensgruppe.
Dietzenbach – In gut zwei Jahren will Geschäftsführer Uwe Werkmann die Immobilienfirma an seinen Sohn Lucas Werkmann übergeben. „Das ist ja auch ein Zeichen von Vertrauen“, sagt er zu seinem Sohn, „und außerdem bin ich ja dann nicht aus der Welt“. Sein 29-jähriger Sohn sei nun bereit für die Aufgabe. Lange haben sie zusammen darauf hingearbeitet. Beide, Vater und Sohn, haben dafür jahrelang im gleichen Büro die Geschicke der Firma gelenkt. „Meine Lernkurve war in der Zeit sehr steil“, sagt Lucas Werkmann. Denn es sei nicht nur wichtig, fachlich auf der Höhe zu sein, sondern auch in anderen Bereichen die Fähigkeiten auszubauen, zum Beispiel beim Umgang mit Mitarbeitern, Kunden oder Geschäftspartnern.
„Es ist wichtig, das unternehmerische Denken zu lernen“
Doch nach einer gewissen Zeit habe sich dieses Modell eher zum Störfaktor entwickelt. Wenn beide am gleichen Tisch telefonieren oder Mitarbeiter ständig in das Büro kommen, weil sie mit einem der beiden etwas besprechen wollten, seien dann doch irgendwann die Nachteile zu groß geworden. Dennoch sei die Zusammenarbeit überwiegend harmonisch, auch wenn es ab und zu Meinungsverschiedenheiten gebe.
Lucas Werkmann hat, bevor er in die Firma einstieg, Praktika bei anderen Unternehmen absolviert. In der Werkmann Unternehmensgruppe, die heute aus elf Firmen besteht, hat er dann zunächst die Leitung über das Hausmeister-Unternehmen übernommen. Damit betreut die Gruppe ihre eigenen Immobilien. „Es ist wichtig, das unternehmerische Denken zu lernen“, sagt Werkmann-Junior. Bald darauf hat er auch sein erstes Bauprojekt übernommen. Die Sanierung eines Gebäudes. Nach dem dies vollendet war, ist er in eine der Wohnungen eingezogen. „Man muss das Projekt so machen, dass man auch selbst dort wohnen will“, sagt der 29-Jährige.
Wenn er die Unternehmensgruppe in Zukunft übernimmt, will er sowohl Altes bewahren, als auch neue Ideen miteinbringen. Lucas Werkmanns Herz schlägt für Nachhaltigkeit. „Wir müssen schauen, dass wir so wirtschaften, dass wir unsere einzige Heimat, den Planeten, nicht ruinieren“, sagt der Jung-Unternehmer, „wir müssen Neues und Altes verbinden“. Gerade der Bausektor habe darauf einen großen Einfluss. Baustoffe, die leicht recycelt werden können und eine langlebige Bauweise seien entscheidend. „Jede Generation denkt und handelt anders als die vorherige und das ist auch gut so“, sagt Vater Uwe Werkmann dazu.
Vierte Werkmann-Generation im Unternehmen
Wenn Lucas Werkmann das Zepter in die Hand nimmt, ist er bereits die vierte Werkmann-Generation im Unternehmen. Georg Werkmann, der Großvater von Uwe Werkmann, gründete die Firma als Architekturbüro im Jahr 1930. Er war damals der erste Bauträger in Hessen. Häuser zu bauen und dann zu verkaufen, war zu dieser Zeit noch unüblich. Georg Werkmann war zudem 25 Jahre lang verantwortlicher Stadtplaner in Neu-Isenburg. Die gradlinigen Straßenzüge in der Stadt gehen auf ihn zurück. 1967 trat dessen jüngerer Sohn Reinhold Werkmann in das Unternehmen ein. 1973 verstarb Georg Werkmann und nur zwei Jahre später verunglückte Heinz Werkmann, der Vater von Uwe Werkmann, tödlich. Von da an führte Reinhold Werkmann das Unternehmen. Uwe Werkmann stieß dann 1992 in die Firma und wurde kurz darauf zum stellvertretenden Geschäftsführer.
Zu den Bauprojekten der Gruppe gehören heute gut 80 Prozent Wohnimmobilien. Dazu kommen Geschäftsräume oder Hotels. In Dietzenbach entwickeln die Werkmanns auch das Neubaugebiet Hainäcker, bei dem es Konflikte mit den Anwohnern gibt (wir berichteten). Große Herausforderungen werden also auf Lucas Werkmann in der Zukunft zukommen. „Aber das gehört einfach dazu“, sagt Vater Uwe. (Lukas Reus)