1. Startseite
  2. Region
  3. Dietzenbach

„Virus mutiert“: Mehrere Corona-Doppelinfektionen im Kreis Offenbach festgestellt

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Isabel Wetzel

Kommentare

 In der Fußgängerzone steht ein Aufsteller mit dem Hinweis «Bitte Abstand halten!». Offenbach hat die höchste Corona-Warnstufe des hessischen Eskalationskonzepts überschritten.
Die Corona-Situation in Offenbach und der Region spitzt sich immer weiter zu. Das zeigen auch die aktuellen Fallzahlen des RKI (Symbolbild). © Andreas Arnold/dpa

Menschen können sich ein zweites Mal mit dem Coronavirus infizieren. Das muss aktuell der Kreis Offenbach feststellen. Doch für genauere Analysen fehlt das Personal.

Dietzenbach – Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Hessen steigt auch nach knapp zwei Wochen im Teil-Lockdown weiter steil an. Sie pendelte sich in den letzten Tagen bei rund 2.000 ein. Am Dienstag (10.11.2020) meldet das hessische Sozialministerium 1.701 Neuinfektionen, am vergangenen Wochenende waren es 2.111 (Samstag) und 1.723 (Sonntag) Corona-Fälle. Zusätzlich zu den Neuinfektionen sind im Herbst nun auch noch sogenannte „Doppelinfektionen“ ein Grund zur Sorge. Die Gesundheitsämter stellen fest, dass sich die Menschen auch ein zweites Mal mit dem Coronavirus infizieren.

Corona-Doppelinfektion: Menschen tauchen im System wieder auf

Auch im Kreis Offenbach steigen die Fallzahlen weiter an. Häufig sind es um die 100 Neuinfektionen am Tag. Das Gesundheitsamt des Kreises gerät bei der Kontaktnachverfolgung an seine Kapazitätsgrenzen*. „Alle Kontakte von Infizierten können derzeit nicht mehr nachverfolgt werden, da es eine sehr hohe Anzahl von Infizierten gibt“, sagte die Pressesprecherin des Kreises Offenbach, Ursula Luh. Der Fokus des Gesundheitsamtes liege auf positiv auf Corona getesteten Personen und Risikogruppen.

DatumCorona-NeuinfektionenAktive Corona-Fälle7-Tage-Inzidenz
Di, 10.11.2020931.416212,8
Mo, 09.11.2020771.394216,1
So, 08.11.2020951.348218,1
Sa, 07.11.20201421.349203,8
Fr, 06.11.20201411.263218,9
Do, 05.11.20201281.192218,6
Quelle: Kreis Offenbach

Kreis Offenbach: „Wir stellen fest, dass sich Menschen ein zweites Mal infizieren“

In einem Interview erwähnt Landrat Oliver Quilling*, dass sich auch im Landkreis Offenbach Menschen bereits zum wiederholten Mal mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizieren. „Wir stellen inzwischen auch fest, dass sich Menschen ein zweites Mal infizieren, die sogenannten reaktivierten Fälle. Generell ist zu erwarten, wie Berichte aus Spanien zeigen, dass der Virus mutiert“, sagt Quilling. Doch wie viele Doppelinfektionen konnte das Gesundheitsamt tatsächlich schon feststellen? Die ernüchternde Antwort: „Wir wissen es nicht.“ Eine Sprecherin des Kreises erklärte auf Anfrage, das Gesundheitsamt arbeite derzeit mit Hochdruck an der Nachverfolgung der Kontaktpersonen.

Die Eindämmung der Corona-Pandemie stehe im Mittelpunkt der Arbeit im Gesundheitsamt des Kreises Offenbach. „Wir arbeiten derzeit mit Mann und Maus an der Kontaktnachverfolgung“, sagt Kreissprecherin Ursula Luh. Es seien schlichtweg keine Ressourcen da, um Statistiken über Doppelinfektionen zu erstellen.

Beim Gesundheitsamt im Kreis Offenbach bekannt: Menschen zum zweiten Mal infiziert

Wenn dem Gesundheitsamt im Kreis Offenbach eine Neuinfektion mit dem Coronavirus bekannt und bestätigt wird, wird diese Person mit ihrem Namen und ihrem Geburtsdatum in einer Datenbank erfasst. Seit einigen Wochen stellen die Mitarbeiter nun immer mal wieder fest, dass einige Menschen bereits in das System eingepflegt sind. „Dann sehen wir ‚Oh, der war im März oder April schon einmal infiziert‘“, erklärt Luh. Aber eine Übersicht über die Doppelinfektionen mit Corona gebe es im Kreis Offenbach bisher nicht.

Und auch über den Verlauf der zweiten Corona-Infektion kann das Gesundheitsamt keine Aussagen treffen. Es stellt sich die Frage, ob eine zweite Infektion milder, gleich oder sogar schlimmer verläuft. Doch das könne man unmöglich einschätzen. Die Verläufe einer Covid-19-Erkrankung seien ohnehin sehr individuell. Keine zwei Krankheitsverläufe seien gleich und genauso individuell, wie Corona bei einer Erst-Infektion verläuft, so unberechenbar seien auch die Doppelinfektionen.

Gesundheitsamt im Kreis Offenbach am Limit: Keine Zeit für Statistik

In den Gesundheitsämtern der Stadt Offenbach, in Frankfurt, Darmstadt und im Main-Kinzig-Kreis unterstützt die Bundeswehr bereits eine ganze Weile bei der Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Corona-Infizierten. Und auch im Kreis Offenbach arbeiten seit dem 2. November zehn Soldaten der Bundeswehr im Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Kontakten mit. Seit dem 9. November sind sogar noch drei zusätzliche Kräfte mit medizinischer Ausbildung dazugekommen, die auch im Sanitätsdienst unterstützen können. Dennoch hat der Kreis Offenbach auf seiner Webseite permanent eine Stellenanzeige geschaltet, bei der „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ nicht nur eine, sondern jede Menge helfende Hände für das Gesundheitsamt in der Corona-Pandemie gesucht werden.

Wenn sich die Infektionslage im Landkreis Offenbach etwas entspannt, so die Sprecherin des Kreises, könne man sich dann auch damit beschäftigen, ob Statistiken darüber erstellt werden, wie sich die Doppelinfektionen mit dem Coronavirus verhalten und wie viele Menschen sich bereits zum zweiten Mal mit infiziert haben. Solange die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der Region Offenbach und ganz Deutschland aber weiter so schnell steigt, ist einfach keine Zeit für Statistik. (Isabel Wetzel) *op-online.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Auch interessant

Kommentare