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Mit der ERS ist Dietzenbach erstmals beim Austausch mit Kiryat Ono dabei

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Das Bild zeigt die Schüler im Garten von Doris Habur. Mit den Fingern formen sie ihr Erkennungszeichen, ein Ohrläppchen. -  Foto: bw
Das Bild zeigt die Schüler im Garten von Doris Habur. Mit den Fingern formen sie ihr Erkennungszeichen, ein Ohrläppchen. © bw

Dietzenbach - Erstmals haben mit Ernst-Reuter-Schülern auch Dietzenbacher an einem Austausch mit Kiryat Ono, der israelischen Partnerstadt des Kreises Offenbach, teilgenommen. Das Aufeinandertreffen hinterließ bei den Jugendlichen viele bleibende Eindrücke. Von Burghard Wittekopf

Während der amerikanische Präsident Donald Trump in Washington den einseitigen Ausstieg der USA aus dem Iran-Abkommen verkündet und damit Unruhe in den Nahen Osten bringt, feiern Schüler aus Dietzenbach und Sprendlingen mit ihren Gastschülern aus Kiryat Ono, der israelischen Partnerstadt des Kreises, ausgelassen den Abschluss des Schüleraustauschs im Garten einer Dietzenbacher Gastmutter. Aber dennoch schauen einige israelische Jugendliche doch immer mal schnell auf ihre Smartphones und checken die WhatsApp-Nachrichten, um zu sehen, was es Neues gibt.

Kiryat Ono, die Stadt, in der die israelischen Schüler leben, ist ein kleiner Vorort, östlich von Tel Aviv. Dort besuchen die Kinder die Ben Zvi Junior Highschool. 40.000 Menschen leben in der Stadt. Es gibt viele Hochhäuser, aber auch reichere Viertel. Bis zur Stadtmitte Tel Avivs sind es nur acht Kilometer, bis zur Grenze des Westjordanlands ebenfalls und Syrien ist nur ungefähr 80 Kilometer weit weg.

„Alles ist ruhig zu Hause“, sagt Haviv Einav. Sie ist Lehrerin an der Highschool in Israel und begleitet zusammen mit ihrem Kollegen Or Cohen die 15 Austauschschüler zwischen 15 und 16 Jahren. Sie findet das Projekt sehr wichtig, denn die Jugendlichen lernten sich kennen und entwickelten Freundschaften, die „hoffentlich ewig halten“. „Wir haben sehr viele Schüler, die gerne nach Deutschland kommen wollen“, sagt sie. „Aber wir können nur 15 bis 20 mitnehmen, mehr erlaubt die israelische Regierung nicht.“ Welche Schüler sie mitnehmen, ergibt sich aus Gesprächen. „Keiner wird ausgeschlossen, aber wichtig für alle ist, dass das Team stimmt“, erklärt sie.

Das Projekt findet nun schon zum dritten Mal statt. Eine Woche leben die Jugendlichen bei Gastfamilien, besuchen die Schule und unternehmen viele kulturelle Ausflüge. Natürlich gibt es immer auch einen Gegenbesuch. Leena Christoph (16), Schulsprecherin der Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen, erzählt: „Es ist unglaublich, wie herzlich uns die Gastfamilien in Israel empfangen haben und betreuten.“ Klar spiele die Kultur eine Rolle, aber viel wichtiger sei es doch, dass sie durch den Austausch zusammengewachsen seien. Sie berichtet, dass sie in Kiryat Ono bei der Familie von Noy (16), ihrer Schulaustauschpartnerin, wohnte. Neben vielen Erlebnissen habe sie auch den Shabbat zelebriert. Spannend war es am Toten Meer: „Da konnten wir im Wasser im Schneidersitz sitzen und die Knie wurden nicht nass.“

Leena beschreibt, dass sie die Sicherheit auf den Straßen in Israel höher empfindet, als in Deutschland, da die Polizei viel präsenter sei. Ihre israelische Schulfreundin Noy ist „glücklich“, dass sie in Deutschland ist. Wie viele andere Israelis auch, hat sie deutsche Vorfahren. Ihre Oma wurde 1948 in Deutschland geboren und ist dann mit ihrer Familie nach Israel ausgewandert. „Es ist so wichtig, dass wir uns gegenseitig austauschen und miteinander reden“, sagt sie. „Einige von uns waren sogar überrascht, dass die Deutschen ähnlich leben wie wir Israelis.“ Wenn sie wieder zu Hause ist, wird sie den Kontakt mit Leena weiter pflegen und sich auf jeden Fall für die Fortsetzung des Projektes einsetzen.

Koordiniert wird der Besuch in Deutschland von Sigrid Harnischfeger, Schulleiterin an der Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen. Sie ist von dem Projekt, das vor drei Jahren von Landrat Oliver Quilling initiiert wurde, absolut überzeugt. „Es ist wunderbar zu sehen, wie gut sich die Jugendlichen verstehen“, sagt sie. Dieses Jahr sind zum ersten Mal auch Teilnehmer von der Ernst-Reuter-Schule (ERS) dabei, und das mache den Austausch noch interessanter.

Und sie hat noch eine lustige Anekdote parat: „Die Jugendlichen aus Israel wollten Deutsch lernen und ein Wort, das sie gelernt haben, war Ohrläppchen.“ Zur besseren Erklärung haben die Jugendlichen ihr Ohrläppchen zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt und daran gewackelt. Das ist inzwischen zum Erkennungszeichen zwischen den Jugendlichen geworden. Und dann erzählt sie, dass die israelischen Schüler es auf T-Shirts drucken ließen. „Das war wirklich eine Überraschung, als die Israelis aus dem Flugzeug stiegen und diese T-Shirts anhatten.“

Betreut werden die Schüler der ERS von Michael Neuner, Deutsch- und Religionslehrer. Neuner ist seit drei Jahren dabei und steht dem Austausch ebenfalls sehr positiv gegenüber. Er erzählt, dass er Austauschschüler, als er noch an der Heinrich-Heine-Schule lehrte, in den Unterricht mitgenommen hat. „In der Klasse waren viele muslimische Kinder“, sagt er. „Das war eine sehr gute und lehrreiche Stunde und alle haben davon profitiert.“

„Am Ende ist alles eine Frage der Bildung“, sagt Cohen. „Irgendwann einmal werden die Jugendlichen erwachsen und die Erlebnisse hier werden sie immer noch prägen.“ Lächelnd fügt er noch hinzu: „Wer weiß, vielleicht wird der ein oder andere ja tatsächlich Premierminister.“

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