Polizei appelliert an marokkanischen Jugendliche: "Für ein respektvolles Miteinander"

Dietzenbach - Präventiv versucht die Polizei, kriminellem Verhalten vorzubeugen. Bei einem Vortrag vor marokkanischen Jugendlichen in der Tawhid-Moschee ging es unter anderem um respektvollen Umgang miteinander. Von Burghard Wittekopf
Kriminalität reduzieren und dabei gegenseitig respektvoll miteinander umgehen – auch in brenzligen Situationen. Das ist die schwierige Aufgabe nicht nur der Dietzenbacher Polizei. Der Schlüssel zum Erfolg in den vergangenen zehn Jahren sei die Prävention gewesen: „Wir erklären den Jugendlichen die Arbeit der Polizei“, sagt Kriminalhauptkommissar Michael Berkefeld, Leiter der Dietzenbacher Ermittlungsgruppe. „Dazu gehen wir in die Schulen, in die Vereine, in die Moscheen, sprechen mit Imamen und arbeiten intensiv mit den Migrationsbeauftragten zusammen.“
Zur jüngsten Gesprächsrunde ist die Polizei zu Gast in der marokkanischen Tawhid-Moschee an der Justus-von-Liebig-Straße. Unter dem Motto „Respektvoll miteinander umgehen“ referieren vor rund 100 Jugendlichen neben Berkefeld Polizeihauptkommissar Jürgen Basler, Polizeioberkommissar Detlef Bittner, der auch Kontaktbeamter für das Spessartviertel und die islamischen Gemeinden ist, sowie Hüsamettin Eryilmaz, Migrationsbeauftragter des Polizeipräsidiums Offenbach, der sich seit 25 Jahren für ein friedvolles Miteinander im Kreis einsetzt. Die marokkanische Moschee vertreten Mohamed Oiadlizi, Erster Vorsitzender des Moscheevereins, und Hassan Annou, Mitglied des Vereins der marokkanischen Moschee. Der Jugendbeauftragte der marokkanischen Moschee, Abdelali Ettahri, moderiert die Veranstaltung.
Das Interesse ist größer als erwartet. „Ich bin sehr überrascht und erfreut, dass so viele teilnehmen“, sagt Ettahri. Das müsse wohl am Thema liegen. „Wir stehen für alle Fragen zur Verfügung“, leitet Berkefeld ein. Was der Polizei aber besonders am Herzen liege, sei ein respektvoller Umgang miteinander, sagt er: „Polizisten sind auch nur Menschen.“ Als Beispiel führt er das Eskalationspotenzial bei Polizeikontrollen an. Die Polizei habe genaue Vorschriften, wie eine Kontrolle ablaufe. Es komme aber vor, dass uniformierte Kollegen nicht so behandelt werden, wie es sich gebühre. „Wenn ich Kontrolle mache, behandele ich jeden korrekt, wir machen nur das, was wir dürfen“, betont Berkefeld. Es werde keiner gehänselt oder falsch behandelt.
„Wie können wir Sie dabei unterstützen“, lautet die erste Frage aus dem Publikum. „Sehr einfach“, antwortet Berkefeld. „Oft sind es Landsleute, die eine Situation zum Eskalieren bringen und sich nicht korrekt verhalten“, sagt er. „Wenn Sie das sehen, dann können Sie uns helfen, indem Sie die Person ansprechen und beruhigen – am besten in ihrer Landessprache“, erläutert der Kriminalhauptkommissar. „Werben sie für Verständnis für unsere Arbeit.“ So werde unnötige Spannung verhindert und die Polizei könne ihre Aufgaben schneller erledigen.
Ein anderer Zuhörer stellt die Frage, ob die Polizei denn auch den Intimbereich kontrollieren dürfe. „Uns ist sehr daran gelegen, dass wir immer die Vorschriften einhalten“, betont Berkefeld. „Wir stellen erst einmal die Personalien fest, wenn dann der Verdacht besteht, dass der Kontrollierte Drogen konsumiert hat oder mit Drogen dealt, dann führen wir eine Kontrolle durch.“ Bittner bringt klar zum Ausdruck, dass keine Person in der Öffentlichkeit entkleidet werde. „Wir beschädigen nicht den Ruf der Person, so etwas ist undenkbar.“ Er erklärt, dass in so einem Fall in einen abgeschlossenen Raum kontrolliert werde.
Ob man bei einer zu kontrollierenden Personengruppe von außen sehen könne, ob jemand Drogen dabei habe, lautet eine weitere Frage aus dem Publikum. Das sei natürlich nicht erkennbar, antwortet Berkefeld. Wenn der Verdacht auf Drogenkonsum, -missbrauch oder Waffenbesitz bestehe, „dann müssen leider alle Personen kontrolliert werden“.
Generell warnt Berkefeld vor kriminellem Handeln. Das würde mit kleineren Delikten anfangen und dann rutsche man schnell in eine Spirale – Jugendamt, Jugendstrafe, Knast. Es tue weh, wenn man Jugendliche in die Strafanstalt überführen müsse. Er warnt: „Lasst das, es tut auch euren Eltern sehr weh, wenn plötzlich die Polizei vor der Tür steht.“
Bittner spricht das Thema „Umgang mit dem weiblichen Geschlecht an“. Schulen haben Beschwerden über jugendliches Fehlverhalten der Polizei gemeldet – nichts Repräsentatives, schränkt Bittner ein. Es gebe schließlich auch weibliche Polizeibeamte, „und die wollen auch nur ihre Arbeit machen“. Bittner ermahnt die Anwesenden, weibliche Polizisten zu respektieren und in ihrer Arbeit zu unterstützen. Sowohl die Polizisten als auch die Mitglieder des marokkanischen Vereins sind mit der Resonanz der Veranstaltung zufrieden und bekräftigten, die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen.