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Quartierskonzept in Dietzenbach: Radständer, Rauchverbot und Patenschaften

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Von: Barbara Scholze

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Diskussionen in Kleingruppen: Gabi Schmidt (rechts, im roten Pulli), ehemalige Geschäftsfrau der Altstadt, stellt ihre Ideen für ein umweltfreundliches Quartier vor.
Diskussionen in Kleingruppen: Gabi Schmidt (rechts, im roten Pulli), ehemalige Geschäftsfrau der Altstadt, stellt ihre Ideen für ein umweltfreundliches Quartier vor. © Scholze

Die Stadt Dietzenbach sammelt Ideen für ein Quartierskonzept im Workshop „Mobilität und Klimaanpassung“.

Dietzenbach – Auch die Kreisstadt soll keine Insel sein, die trotz umweltbedingter Zeitenwende weitermacht, so wie es immer schon war. Unter dem Titel „Mobilität und Klimaanpassung“ hat die Stadt in Kooperation mit der EnergyEffizienz GmbH zu einem Workshop eingeladen, der vor allem das alte Wohngebiet in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt hat. Ein treibhausgasneutrales Quartier soll dort entstehen. Vorausgegangen waren der kleinen Arbeitstagung bereits eine Auftaktveranstaltung und eine Fragebogenaktion. Jetzt ging es darum, ins Gespräch zu kommen. Über den Istzustand zu Themen wie Begrünung, Autoverkehr und Müll nachzudenken und zu diskutieren. Dabei sollen so entstandene Ideen und Anregungen am Ende in ein Quartierskonzept einfließen.

In drei Gruppen kamen etwa 40 Teilnehmer zusammen, um sich auszutauschen. Zuvor hatte Bürgermeister Dieter Lang die Lage vor Ort geschildert. Dabei nahm er vor allem den Autoverkehr ins Visier: „Jahrzehntelang wurden die Städte autogerecht geplant, aber heute wissen wir, dass das eine Fehlentwicklung war“, stellte er fest. So sei Dietzenbach geradezu ein Museum für automobiles Leben. „Wir brauchen aber nicht noch mehr Blech und Gummi, sondern mehr Natur“, betonte der Bürgermeister.

Dass das zunehmende Mobilitätsbedürfnis ein hohes Emissionsaufkommen mit „Blechlawinen und Flächenkonflikten“ mit sich bringt, stellte auch Lea Kotyga von der EnergyEffizienz GmbH fest. „Das Auto wird nie ganz verschwinden, aber der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen muss möglich werden“, sagte sie. Am Ende mache wohl ein Mix aus Fuß- und Radverkehr, ÖPNV und E-Mobilität die Zukunft aus. Darüber hinaus erklärte Kotyga auch den Unterschied zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung: Während der Klimaschutz den ersten Schritt mache, um den derzeitigen Zustand nicht weiter fortschreiten zu lassen, widme sich die Anpassung den Maßnahmen hinsichtlich der jetzt schon veränderten Umweltbedingungen. Das betreffe unter anderem die Wasserversorgung und -entsorgung, den Bereich Planen und Bauen sowie den Naturschutz. Kotyga präsentierte auch gelungene Beispiele, so etwa ein mobiles grünes Zimmer für den Außenbereich mit Anpflanzungen.

Indes kämpfen, wie die Arbeit in den Gruppen zeigte, die Altstadt-Bewohner nach wie vor gegen ganz alltägliche Probleme: Zugeparkte Straßen, die auf immer mehr Autos hindeuten, Elterntaxis an Schulen und Kindergärten, die auch nicht davor Halt machen, mitten auf dem Zebrastreifen anzuhalten. Raser in verkehrsberuhigten Zonen, und vor allem eine nach wie vor zunehmende Vermüllung der Stadt bereiten den Anwesenden Sorgen. „Es muss etwas passieren“, waren sich alle einig. Doch während die einen sich lautstark Gehör verschafften und mit Ausrufen wie „Ich mache doch nicht für andere den Dreck weg“ vielerlei Kritik äußerten, versuchten andere, konstruktive Ideen in Richtung eines umweltfreundlichen Quartiers zu schaffen. „Wir können schon etwas tun“, sagte etwa Gabi Schmidt, langjährige Geschäftsfrau in der Altstadt. Mehr Fahrradständer seien vonnöten, Patenschaften der Anwohner nicht nur für Grünflächen, sondern auch für die Optik in den Straßenzügen, oder gar ein Rauchverbot auf öffentlichen Flächen. „Man kann an vielen Einzelstellen etwas tun, am Ende macht es die Summe der kleinen Dinge“, sagte entsprechend Steffen Molitor von EnergyEffizienz.

Ausgepackt wurden auch Ideen wie nutzgärtnerische Bereiche inmitten der Stadt, auch wenn dabei auf Misserfolge mit völlig verwilderten Flächen verwiesen wurde. Immer wieder ging es in den Gruppen auch darum, bereits vorhandene und durch die Gefahrenabwehrverordnung vorgegebene Regeln durchzusetzen. Jedoch hieß es auch: „Wir können und wollen ja nicht an jede Ecke einen Polizisten stellen.“

Sobald die Ergebnisse des Workshops zusammengestellt sind, sollen sie erneut besprochen werden. Auch zu weiteren Versammlungen wird eingeladen. „Es geht nicht nur darum, Beiträge zum Klima- und Umweltschutz zu entwickeln, sondern auch darum, die Lebensqualität zu verbessern“, sagte Lea Kotyga. (Barbara Scholze)

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