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Initiative von Dietzenbacher Kommunalpolitikern für ein Repair-Café

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Von: Barbara Scholze

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Mit Reparaturen der Wegwerfgesellschaft entgegenwirken: Jürgen Balzar, Ivana Medvidovic, René Bacher und Barbara Cardenas (von links) wollen ein Repair-Café gründen.
Mit Reparaturen der Wegwerfgesellschaft entgegenwirken: Jürgen Balzar, Ivana Medvidovic, René Bacher und Barbara Cardenas (von links) wollen ein Repair-Café gründen. © Scholze

Schon länger ist die Idee auch in der Kreisstadt angekommen. Indes hat die Corona-Pandemie möglichen Besprechungen oder gar Gründungsversammlungen bisher einen Riegel vorgeschoben. Doch jetzt wollen die Initiatoren zumindest die Öffentlichkeit informieren und den Gedanken wirken lassen. Ausgehend von einer Initialzündung der Linken möchten Vertreter der Koalition aus SPD, Grünen und Linken ein sogenanntes Repair-Café gründen.

Dietzenbach – Auch der fraktionslose Jürgen Balzar ist mit an Bord. Entgegen treten wollen die Aktiven damit den Gewohnheiten einer Wegwerfgesellschaft und der sogenannten geplanten Obsoleszenz, mit der sich oft Elektrogeräte nach einem bestimmten Zeitraum abnutzen.

„Wir würden im Kreis Offenbach das Dutzend an Repair-Cafés vollmachen“, sagt Barbara Cardenas (Linke). Längst haben Besuche bei ähnlichen Initiativen stattgefunden, etwa in Rödermark. Dabei sei die Notwendigkeit überall klar erkennbar: Gebrauchsgegenstände zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen, folge mit Blick auf sich ansammelnden Müll und die Umwelt nicht nur dem Prinzip der Nachhaltigkeit. „Es kommt auch ein massiver finanzieller Aspekt hinzu“, wissen die Initiatoren. Gerade in der Pandemie habe es viele getroffen. „Mancher Haushalt muss mit weniger auskommen, Menschen sind arbeitslos geworden und können sich ein neues Gerät möglicherweise gar nicht mehr leisten“, sagt Cardenas, ehemalige Abgeordnete des Hessischen Landtages.

Indes gibt es abseits der Idee, der grundlegenden Überlegungen und des guten Willens noch wenig Konkretes zur Gründung eines Dietzenbacher Repair-Cafés. „Wir brauchen eine Institution, die die Trägerschaft übernimmt und vor allem Räumlichkeiten“, sagt Ivana Medvidovic, Fraktionsvorsitzende der Linken. Eine erste Kontaktaufnahme mit der städtischen Ehrenamtsbörse sei bereits erfolgt, allerdings hätten Vertreter der Stadt auch mitgeteilt, dass man keine Räume zur Verfügung stellen könne. „Wer schon mal Bedarf angemeldet hat, der weiß, dass alles ausgebucht ist“, sagt der designierte Stadtrat René Bacher (Grüne), der ebenfalls für das Repair-Café einsteht. Gesucht sind nicht nur Organisationswillige, sondern auch Fachkundige. „Wobei wir noch gar nicht genau wissen, wie sich die Arbeit gestalten soll“, sagt Cardenas. So beruhten die bereits bekannten Repair-Cafés auf ganz unterschiedlichen Modellen mit jeweils allen Vor- und Nachteilen. „Wenn das Team steht, werden die Handelnden festlegen, was gemacht wird“, so Medvidovic. Es müsse nicht nur um die Reparatur von Elektrogeräten wie Bügeleisen, Föhn oder Toaster gehen. „Vielleicht ist es auch möglich, Kleinmöbel instand zu setzen, etwas zu nähen oder ein Spielzeug zu überarbeiten“, führt die Vertreterin der Linke weiter aus. Sei doch der Bedarf erkennbar. „Wo gehe ich denn heute hin, wenn ich ein Erbstück von der geliebten Großmutter habe, an dem dringend etwas gemacht werden muss?“

Auch hinsichtlich des oft genannten Gegenargumentes, ein solches Projekt sei Konkurrenz zum örtlichen Handel oder zu bereits bestehenden Initiativen, hat sich die Gruppe schlaugemacht. Kein Gerät, das noch über Garantiezeit verfügte, werde repariert. „Und viele Geschäfte überarbeiten gerade die kleinen Haushaltshelfer nicht mehr, oder es kostet so viel Geld, dass es sich wirklich nicht lohnt“, meint Ivana Medvidovic. Außerdem solle die Reparaturmöglichkeit kein Dauerzustand sein, sondern etwa einmal im Monat angeboten werden. „Darüber hinaus legen wir Wert auf das Wort „Café“, also auf den Treffpunkt und die Möglichkeit zur Begegnung“, betont Cardenas. Entsprechend gehöre auch die Idee dazu, Reparaturen gemeinsam auszuführen. „Unter anderem mit Kindern, die ihr kaputtes Spielzeug mitbringen.“

„Wir haben uns in der Koalition einer ökologischen und bürgernahen Politik verschrieben, dazu passt ein solches Angebot ganz genau“, stellen die beteiligten Politiker fest. Auch Jürgen Balzar hebt hervor: „Ich finde die Idee gut, deshalb bin ich dabei.“ Nun harrt die Gruppe auf mögliche Kooperation mit Vereinen und Religionsgemeinschaften. Wer mitmachen möchte und Vorschläge zur Trägerschaft oder zu Örtlichkeiten hat, kann sich unter der Mailadresse repcafe-dietzenbach@web.de melden. „Es gibt wenig Anforderungen, wir brauchen einen einigermaßen pflegeleichten Boden und ein paar Steckdosen“, sagt Barbara Cardenas. (Barbara Scholze)

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