„Der Wille fehlt“: Sanierung in Dietzenbach auf unbestimmte Zeit verschoben

Der Harmonieplatz ist dringend sanierungsbedürftig. Doch so schnell wird sich am derzeitigen Zustand nichts ändern.
Dietzenbach - Die Asphaltdecke des Harmonieplatzes gleicht der unreinen Haut eines Jugendlichen. Überall dort, wo sich die Wurzel der am Rande stehenden Bäume Platz geschaffen haben, wölbt sich der Bodenbelag wie ein Pickel nach oben. An anderen Stellen befinden sich indessen Löcher, in denen nur noch vereinzelte Steinchen von der einstigen Füllung zeugen. Und so schnell wird sich an diesem Zustand auch nichts ändern.
Denn der Magistrat teilt auf Anfrage der Dietzenbacher Grünen mit: Aufgrund von Personalmangel könne der Platz in der Altstadt derzeit nicht saniert werden. Hinzukomme, dass die Sanierung in den vergangen fünf Jahren nicht in den Haushalt aufgenommen worden sei und somit die finanziellen Mittel fehlten. Insgesamt sei mit hohen Kosten zu rechnen, die im Wesentlichen durch die Entsorgung des Bodenbelags sowie eine erneute Asphaltierung entstünden. Aufgrund dessen sei auch eine Teilsanierung nicht sinnvoll.
Dietzenbach (Kreis Offenbach): „In Dietzenbach wird an so vielen Stellen unnötig Geld ausgegeben“
„Sollte die Verwaltung an dem Projekt weiterarbeiten, muss zunächst die Abteilung wieder vollständig besetzt sein“, teilt das Gremium weiter mit. Erst dann könne eine Recherche für Fördermittel und ein Vorschlag für den Platz erarbeitet werden. Die Entwürfe, die bei dem im Jahr 2014 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb gewonnen hatten, bleiben also weiterhin in der Schublade. Damals hatten die „Ipach Landschaftsarchitekten“ aus Neu-Isenburg, das Büro „Exedra“ aus Wiesbaden sowie ein weiterer Mitstreiter die Nase vorn. Für Preise und Anerkennung stellte die städtische Verwaltung 10 000 Euro zur Verfügung. Die Pläne dienten vor sieben Jahren als Ideengeber, am Ende sollte ein Gesamtkonzept stehen.
Dass die Umsetzung eines solchen Konzeptes derzeit unter anderem an den Finanzen scheitert, daran glaubt Ehrenstadtrat Manfred Rühl (FW-UDS) nicht. Er gesteht zwar ein, dass die Verschönerung des Harmonieplatzes mit erheblichen Kosten verbunden ist. Gleichzeitig ist der erfahrene Kommunalpolitiker jedoch davon überzeugt, dass die Summe durchaus vorhanden ist. „In Dietzenbach wird an so vielen Stellen unnötig Geld ausgegeben“, begründet er seine Haltung. Dies könne man etwa mit der Sanierung des Platzes zwischen Schäfergasse und Speyergärten sinnvoller einsetzen. Dass das Projekt dennoch nicht umgesetzt werde, liege vielmehr am Willen der Rathausspitze.
Dietzenbach (Kreis Offenbach): „Die Verkehrssituation ist eine große Katastrophe“
Ginge es nach Rühl, würde zunächst die Straßenführung in Angriff genommen. „Die Verkehrssituation ist eine große Katastrophe“, sagt er. Denn auf dem kleinen Platz parkten deutlich zu viele Autos. „Einige Anwohner sind einfach zu bequem, um ihre Fahrzeuge in die eigene Einfahrt zu fahren“, ist Rühl sich sicher. Aus diesem Grund sei es notwendig, Parkplätze einzuzeichnen und so für mehr Ordnung zu sorgen.
Die Gewinner des damaligen Ideenwettbewerbs waren sich hinsichtlich der Stellplatzsituation indessen nicht einig. Während der Architekt Otfried Ipach Parkmöglichkeiten in seinem Entwurf integrierte, hatte sein Mitbewerber Kai Müller vom Büro „Exedra“ diese im Außenbereich des Harmonieplatzes eingeplant. Die auf der Fläche befindlichen Glas- und Papiercontainer wollten hingegen beide in den Boden einlassen. Ein Vorschlag, der bei einigen Dietzenbachern sicherlich Zustimmung findet. Denn manchem sind die Container neben der maroden Asphaltdecke und den parkenden Autos ein Dorn im Auge. (Anna Scholze)
Erst kürzlich feierte auf dem Harmonieplatz in Dietzenbach ein Theaterstück Premiere.