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Dietzenbach: Katholische Gemeinde St. Martin verkauft Hildegardishaus

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Von: Barbara Scholze

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Die Gemeinde St. Martin trennt sich vom Hildegardishaus mit der außergewöhnlichen Architektur an der Ecke Hauptstraße/Am Steinberg und verkauft es an die syrisch-orthodoxe Gemeinde.
Die Gemeinde St. Martin trennt sich vom Hildegardishaus mit der außergewöhnlichen Architektur an der Ecke Hauptstraße/Am Steinberg und verkauft es an die syrisch-orthodoxe Gemeinde. © Wittekopf

Eine Ära geht vorbei: Fast drei Jahrzehnte lang hat das Hildegardishaus an der Ecke Offenbacher Straße der katholischen Gemeinde St. Martin als Kirchenraum gedient, ebenso war es ein Ort der Versammlungen, des Feierns und der Freizeit. Indes erwies sich das – auch angesichts sinkender Mitgliedszahlen – mit der Zeit als recht teuer.

Dietzenbach – Alle Versuche der letzten Jahre, eine alternative Nutzung, möglichst im sozialen Bereich zu ermöglichen waren aber erfolglos, so dass es jetzt so weit ist: Die Gemeinde trennt sich, wie sie mitteilt, „schmerzlich“ von dem Gebäude mit der außergewöhnlichen Architektur an der Ecke Hauptstraße/Am Steinberg und verkauft es. Käufer ist voraussichtlich die syrisch-orthodoxe Gemeinde, derzeit in Rodgau beheimatet. Der Vertrag ist in Bearbeitung,

„Wir haben wirklich alles versucht, um das Hildegardishaus als Teil unserer Gemeinde zu erhalten“, sagt Pfarrer Stefan Barton. Immer wieder hätten seit fast zehn Jahren Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat über die Zukunft des Gebäudes beraten. „Währenddessen ging die Nutzung kontinuierlich zurück“, teilen die Katholiken mit. Die Unterhaltungskosten seien dagegen genauso stetig angestiegen. „Allein die Betriebskosten belaufen sich jährlich auf rund 30 000 Euro“, heißt es. Dazu komme ein „erheblicher Instandsetzungsbedarf“. Bei einer Zahl von aktuell etwa 5000 Gemeindemitgliedern erhalte St. Martin nicht mehr so viele Zuschüsse für die Bauunterhaltung. „Wir müssen sämtliche Kosten selbst aufbringen und das können wir uns nicht leisten“, zieht der Pfarrer Bilanz.

In den 1990er Jahren hatte die Dietzenbacher Familie Lorenz der St. Martin-Gemeinde das Grundstück zum Bau einer Kapelle geschenkt. In der Hoffnung auf einen Zuwachs an katholischen Mitbürgern entstand ein Haus mit Gemeindezentrum, Kapelle und einem Jugendcafé, der legendären „Wolke 7“. Unzählige junge Kreisstädter nutzten über Jahrzehnte den Ort des Zusammentreffens und nannten ihn unter anderem „unser Liebhaberstück“. Nun existiert wohl auch der 1996 gegründete beliebte Treff des Nachwuchses schon seit fast zwei Jahren nicht mehr. „Hauptsächlich aufgrund fehlenden Personals“, sagt der Pfarrer. Den Rest habe der „Wolke“ die Corona-Pandemie gegeben.

Als Rettungsanker zum Erhalt des Hildegardishauses galt dann unter anderem vor rund fünf Jahren die Idee der Gemeinde, Teile des Gebäudes in ein Familienzentrum mit viergruppiger Kita und einer U3-Gruppe umzuwandeln. Allerdings biss die Stadt, trotz fehlender Kita-Plätze und einem guten finanziellen Angebot, nicht richtig an – obwohl die Gemeinde seit mehr als vier Jahrzehnten die Kita VIII in der Talstraße betreibt. In mehreren Ausschussdiskussionen und in Gesprächen mit dem Bischöflichen Ordinariat in Mainz ging es vor allem um die Eignung des Geländes. Auch die Fachaufsicht des Kreises beurteilte trotz positiver Machbarkeitsstudien die Umwandlung kritisch. Im Mittelpunkt der Argumente standen die Feinstaubbelastung und der starke Verkehr der vorbeiführenden Hauptstraße. Irgendwann verliefen sich die Gespräche, wofür die Gemeinde noch heute wenig Verständnis hat. „Wir haben ein seriöses Angebot gemacht und viel Geld für Gutachten ausgegeben, aber es wurde leider nicht angenommen“, bedauert Barton.

Eine kleine Erleichterung in der Finanzierung des Hildegardishauses brachte in den letzten Jahren zumindest die Vermietung an eine Gruppe des Theresien-Kinder-und-Jugendhilfezentrums Offenbach. Doch auch das reichte nicht aus, um die Kosten zu decken. Der dann schließlich beschlossene Verkauf sei alles andere als einfach gewesen. „Für ein Gemeindezentrum mit Kapelle auf einem Grundstück, das für kirchliche Belange ausgewiesen ist, gibt es keinen freien Markt“, sagt Barton. Bei allem Bedauern freue sich die St. Martin-Gemeinde aber, unter drei Bewerbern den syrisch-orthodoxen Verband gefunden zu haben, zumal es eine inhaltlich-theologische Verbindung gebe. Auch wenn man beim Preis Abstriche machen musste. Die nachfolgende Gemeinde wolle das Haus ebenfalls als Gemeindezentrum und Kirche nutzen, auch die Theresienheim-Gruppe könne bleiben. Die derzeit noch beheimatete Bücherei soll mit einem Teil des Bestandes in das Familienzentrum in der Kita St. Martin ziehen.

Gemeinsam mit der Initiative „Dietzenbach spielt“, die in den Räumen der „Wolke 7“ Unterschlupf gefunden hat, suche man noch nach Alternativen. Darüber hinaus soll eine Arbeitsgruppe ein neues Nutzungskonzept für das Gemeindehaus an der Offenbacher Straße ausarbeiten. „Wir müssen alle näher zusammenrücken“, kündigt der Pfarrer an. (Von Barbara Scholze)

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