Stadt Dietzenbach will kurzfristig 70 Kita-Plätze schaffen

Es sind zwei unterschiedliche Verwaltungsvorgänge und doch hängen sie eng zusammen. Während der Kita-Bedarfsplan aufführt, wie viele Kinder in den kommenden Jahren in die städtischen Kitas streben, widmet sich der Masterplan den notwendigen baulichen Gegebenheiten.
Dietzenbach – Für beide Pläne gilt allerdings derzeit: Schnelle Lösungen sind gefragt, eine Warteliste verzeichnet etwa 80 Kinder im U3-Bereich und 100 Mädchen und Buben, die älter sind als drei Jahre. Bereits in der vergangenen Sitzungsrunde der Stadtverordnetenversammlung (SVV) hatte die Koalition aus SPD, Grünen und Linken per Antrag die Verwaltung aufgefordert zu prüfen, wie in „kürzester Zeit“ die notwendigen Plätze geschaffen werden könnten. Nun gab es im Sozialausschuss erste Vorschläge.
Wie Peter Amrein, Fachbereichsleiter Soziale Dienste, mitteilte, steht dabei unter anderem das Wolfgang-Thüring-Haus an der Marktstraße im Mittelpunkt. Dort waren bereits in den vergangenen Jahren immer wieder vorübergehend Kita-Gruppen während Sanierungsmaßnahmen untergebracht worden. „Das Gebäude kann ohne große Investitionen mit 50 Kindern belegt werden“, teilte Amrein nun mit. Eine erste Begehung mit der Fachaufsicht des Kreises Offenbach sei bereits erfolgt. Ebenso sei in der Kita 11 (Am Stiergraben) noch Luft nach oben, dort soll eine Wald- und Wiesengruppe für etwa 20 kleine Buben und Mädchen entstehen, ein erstes Konzept liegt vor.
Dietzenbach: Kindertagespflege soll ausgebaut werden
Neben weiteren Anstrengungen auf der Suche nach Personal sei es wichtig, die Kindertagespflege auszubauen, schlug der Fachbereichsleiter weiter vor. „Da ist manche Nachbarkommune uns voraus und hilft etwa bei der Suche nach einer Wohnung, die für die Betreuung geeignet ist.“ Bewährt habe sich auf jeden Fall das Projekt „Alltagshelfer“ zur Unterstützung der pädagogischen Kräfte in den Kitas. Auch den Vorschlag, die freien Betreuungsinitiativen wieder mehr einzubeziehen, bewertete Amrein positiv, gab jedoch zu bedenken: „Das ist kein Selbstläufer und geht auch nicht unter Ausbeutung des Ehrenamtes.“
Darüber hinaus hat der Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement in seiner Fortschreibung des Masterplans die städtischen Liegenschaften auf Möglichkeiten untersucht und Ideen vorgelegt, um die Platznot abzubauen. So könnte etwa die Kita 3 (Martinstraße) aufgestockt werden, damit zwei zusätzliche Ü3-Gruppen entstehen. Mit einem Anbau an der Kita 7 (Laufacher Straße) würden weitere zwei Gruppen an den Start gehen und in der Kita 11 (Am Stiergraben) könnten zwei Horteinheiten umgewandelt werden. Weiterhin soll geprüft werden, ob auch die Kita 10 (Kurt-Schumacher-Allee) ein Obergeschoss statisch aushalten würde.
Dietzenbacher Kita-Bedarfsplans noch in Arbeit
Indes zeigten sich einige Ausschussmitglieder mit dem vorgelegten dreiseitigen „Masterplan 2.0“ nicht zufrieden. „Wir sind erstaunt über den kurzen Bericht, da hätten wir mehr erwartet“, sagte Thomas Goniwiecha (CDU). Zu viel Vergangenes sei aufgeschrieben, „aber es zeigt sich nicht, dass wir irgendwie vorangehen, und es fehlen vor allem die Kostenschätzungen.“ Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Edeltraud Chawla, monierte: „Das geht nicht weit genug, wir wollten eine Übersicht, bevor wir Maßnahmen erwägen.“ Bürgermeister Dieter Lang allerdings wies die Kritik zurück: „Das wird dem Arbeitsaufwand der Kollegen nicht gerecht“, sagte er. Es seien „Essentials“ zusammengetragen worden, so wie der Fachbereich das eben mache.
Auch bei der im vergangenen Monat noch zugesagten Fortschreibung des Kita-Bedarfsplans mit Präsentation im Dezember hakt es zur Zeit. „Der Plan liegt für die Jahre 2019 bis 2021 vor, die Aufstellung von 2022 bis 2024 ist aber noch in Arbeit“, teilte Fachbereichsleiter Amrein mit. Es müsse eine Abstimmung mit der Kreisverwaltung erfolgen, „das werden wir nicht vor März schaffen“. Dieter Kliem, Abteilungsleiter Jugendhilfe/Soziale Arbeit, führte die Faktoren auf, die in den Bedarfsplan einfließen. So etwa die erwarteten Geburtenjahrgänge, der jeweils aktuelle Platzbestand, der Bedarf aus eventuellen Neubaugebieten, die Zu- und Abwanderung auf dem Gemeindegebiet und der Blick auf Kinder, die in anderen Orten betreut werden oder von dort nach Dietzenbach kommen. (Von Barbara Scholze)