Standbetreiber ziehen gemischte Weinfest-Bilanz

Die Begeisterung für das Weinfest ist ungebrochen. Auch nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause strömen die Dietzenbacher aus allen Richtungen auf den Europaplatz. Trotz aller Ausgelassenheit sind die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges aber auch auf dem größten Fest der Kreisstadt zu spüren.
Dietzenbach – Silvia Sanchez von der Weinstube und Nicole Eck von der „Suppe und das Grün“ etwa stellen eine Veränderung im Verhalten der Besucher fest. Beide Gastronominnen betreiben einen Stand auf dem Fest und haben bemerkt, dass einige Kunden nicht mehr alle zehn, sondern etwa jeden zweiten Tag kommen. Jedoch: „Wenn die Leute kommen, geben sie viel aus“, sagt Sanchez mit Erleichterung in der Stimme. Sie hatte im Vorfeld befürchtet, dass die Menschen sparsamer sind.
Dabei sind auch die Dietzenbacher Standbetreiber bestrebt, ihren Teil dazu beizutragen, dass die Kaufkraft trotz aller Sorgen und Nöte nicht einbricht. Sowohl Silvia Sanchez und Nicole Eck als auch Andrea Robens von der Ratsstube sowie die Handballer von der HSG, die auch in diesem Jahr auf dem Fest vertreten sind, haben auf eine verhältnismäßige Preissteigerung geachtet. Zwar müssen die Kunden nach ihren Aussagen im Schnitt für ein Glas oder eine Flasche Wein 50 Cent beziehungsweise einen Euro mehr bezahlen. Dennoch ist es keinem von ihnen leichtgefallen, die Preise in der jetzigen Situation zu erhöhen. „Es ist alles teurer geworden und wir sind gezwungen, die Steigerung an die Kunden weiterzugeben“, sagt Andrea Robens und verdeutlich damit, in welche Zwickmühle die Standbetreiber sich befinden. So verlangten die Lieferanten mittlerweile eine Gebühr für das Bringen der Ware.
Die Standgebühren für das Weinfest seien hingegen um keinen Cent teurer geworden, sagt Robens. Nicole Eck hingegen hat eine Erhöhung der Gebühr festgestellt. Als Grund hierfür macht sie etwa die nach oben geschossenen Strompreise aus. „Wenn die Stadt schon mehr von uns verlangt, wäre es schön gewesen, wenn sie uns etwas entgegenkommt“, kritisiert sie. Die Verwaltung habe zu wenig und zu spät Werbung gemacht. „Uns wurden erst auf dem Weinfest 20 Flyer hingelegt“, erzählt Eck. Doch das sei zu spät. Weiterhin hält es die Betreiberin von „Die Suppe und das Grün“ nicht für ausreichend, dass von Seiten der Verwaltung Banner aufgehängt worden sei. Man könne sich schließlich nicht darauf verlassen, dass die Menschen kämen. Gleichzeitig jedoch wird der Einsatz der Verwaltung auch mit positiven Worten bedacht. „Das technische Personal des Capitols macht einen hervorragenden Job“, sagt HSG-Vorsitzender Peter Werkmann mit Nachdruck.
An wesentlichen Veränderungen im Vergleich zu der Zeit vor Corona hat er hingegen das Fehlen bestimmter Stände wahrgenommen. Allerdings kann Werkmann dem Aspekt auch etwas Positives abringen. „Auf diese Weise können wir Tische und Bänke etwas luftiger aufstellen“, sagt er. Und das sei im Hinblick auf Corona und die Hitze ein Vorteil. (Von Anna Scholze)