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Starke Familienbande

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Von: Lisa Schmedemann

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Hoteliers aus Überzeugung: Die Familie Mainardy freut sich, das allmählich die Normalität zurückkehrt.
Hoteliers aus Überzeugung: Die Familie Mainardy freut sich, das allmählich die Normalität zurückkehrt. © liz

Allmählich kehrt das Leben zurück. Auf den Fluren herrscht Betriebsamkeit, in der Küche brutzelt es wieder für die Gäste im Hause: Nach sieben langen Lockdown-Monaten darf auch das Hotel Sonnenhof in der Otto-Hahn-Straße 7 wieder auf Normalbetrieb umstellen. Der Familie Mainardy fällt ein Stein vom Herzen.

Dietzenbach – In den vergangenen Monaten durften lediglich Geschäftsreisende bewirtet werden. „Bei der geringen Anzahl war zumindest der Arbeitstag mal kürzer als sonst“, berichtet Inhaberin Cornelia Mainardy. Die 53-Jährige ist üblicherweise von 7 Uhr morgens bis Mitternacht auf den Beinen, um jegliche Aufgaben zu erledigen, die in dem Familienunternehmen anfallen. Zweimal am Tag hilft sie etwa in der Küche aus, in der auch der 18-jährige Sohn Tom als Koch arbeitet. Sein zwei Jahre älterer Bruder Max ist derweil Hotelfachmann mit Leib und Seele. „Wir sind so froh, unsere Gäste endlich wieder verwöhnen zu dürfen“, sagt er, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Seine Familie – inklusive Großmutter und Gründerin Christel Braun – pflichtet ihm bei. Die Familienbande sind stark. „Ich glaube, das hat uns auch gut durch die Krise geholfen“, schätzt Cornelia Mainardy – und viel Fleiß, fügt sie hinzu.

Mit Burgern im ersten Lockdown einen Ruf gemacht

Während der Schließung haben die Mainardys in die Hände gespuckt und renoviert. Neue Bodenbeläge, leicht abwischbar, liegen nun in einigen der insgesamt 160 Hotelzimmer. Zurzeit zieht ein neuer Gast ins Hotel ein: „Wir haben in eine neue Klimaanlage mit HEPA-Filter investiert“, berichtet die Inhaberin. Das noch größere Novum sei allerdings die Technik, mit der sie ihre Tagungsräume nun ausgestattet und damit auf die Bedürfnisse während der Coronazeit reagiert hat. Interaktive Leinwände sowie Kameras für Videokonferenzen und Livestreams komplettieren die großzügigen Räume, die bis zu 540 Quadratmeter groß sind. „Prinzipiell stellen wir die Stühle auch mit zwei Metern Abstand zueinander und haben verschiedene Ein- und Ausgänge als Einbahnstraßen“, betont Max Mainardy. Seine Mutter fügt hinzu: „Man beobachtet, dass sich die Menschen mit Abstand wohler fühlen, auch in der Gastro.“

Nachdem sich der Sonnenhof mit seinen Burgern insbesondere auf Facebook im ersten Lockdown einen Ruf gemacht hatte, blieb die Küche ab November vergangenen Jahres kalt. „Unser Lager ist leer, das hätte sich nicht rentiert“, begründet Tom Mainardy. Die Familie legt besonderen Wert auf Frische, was die Lagerung in unsteten Zeiten schwierig macht. Daneben waren die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Mit „Unvergessbar“ unterhält die Familie sowohl das hotelinterne Restaurant als auch einen Cateringservice, letzteren seit etwa fünf Jahren. Einen Eingang mit dem Logo über der Tür, die direkt ins Restaurant führt, hat die Familie vor gut einem Jahr herrichten lassen. Jetzt, da alle Mitarbeiter wieder auf ihre Positionen zurückkehren konnten, bietet der Sonnenhof auch keinen Lieferservice mehr an. Was jedoch als Lockdown-Relikt bleibt, ist das Essen „to go“ zum Abholen. „Das ist ein Zugewinn“, findet die Inhaberin.

Wasser stand knöchelhoch im Erdgeschoss

Die Gäste, die zum Übernachten oder zum Essen vorbeikommen und entspannte Stunden im Sonnenhof verbringen, sind den Mainardys am liebsten. Familienfeiern und Catering sind wieder möglich, Restaurant und Biergarten laden zum Verweilen ein. Dabei packt, wo es geht, die 74-jährige Christel Braun mit an.

Die Coronapandemie ist für sie nicht der erste Rückschlag, den sie während ihrer Laufbahn hinnehmen musste. Angefangenen mit sechs gepachteten Quadratmetern etablierte die Dietzenbacherin zusammen mit ihrem Mann den „Kiosk Braun“ an der Dreieichstraße, Ecke Frankfurter Straße. In sechs Zimmern beherbergte sie erste Gäste, erfüllte sich mit der Pension schon fast den Traum vom Hotel, der 1991 schließlich wahr werden sollte. Vor 40 Jahren zerstörte jedoch ein Hochwasser das gesamte Lager des eigens errichteten Kiosks. „Neben Lebensmitteln sind damals auch teure Geräte kaputtgegangen“, erzählt sie. Tochter Cornelia kann sich noch gut an den Tag erinnern: „Das Wasser stand auch noch knöchelhoch im Erdgeschoss.“

Die Familie hatte an dem Kredit zu knabbern, den sie für den Wiederaufbau aufgenommen hatten. Auch Corona wird Spuren hinterlassen. Aufgeben ist jedoch für die Brauns beziehungsweise Mainardys keine Option. Im Gegenteil: Sie schuften noch härter. Ob man eine solche Einstellung dem eigenen Kind gepredigt hat? „Nein“, meint Braun, „das predigt man nicht, das lebt man.“ (Lisa Schmedemann)

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