Sunshine Conspiracy spielt Konzert am Waldschwimmbad in Dietzenbach

Unerbittlich fällt er vom Himmel und gibt den Takt vor – Regen. Man ist gut damit beraten, das Open-Air-Kinogelände am Waldschwimmbad mit Schirm und Gummistiefeln aufzusuchen. Doch all die dicken Wolken trüben die Stimmung der Besucher nicht, die sich den Auftritt von Sunshine Conspiracy nicht entgehen lassen wollen. Die Band steckt kurz vor Beginn die Köpfe zusammen – und verlegt das Konzert spontan unter einen der großen Schirme, die auf der mit Sand bedeckten Fläche stehen.
Dietzenbach – So werden Notenständer, Gitarre und Cajon von der großen Bühne unter den Arm geklemmt und zur neuen Location getragen, quasi vom Regen in die Traufe. „Wir sind ja zum Glück eine Akustikgruppe“, meint Sänger Anthony Weidelt. Der spontane Wechsel der Spielumstände bringt nach der langen Corona-Durststrecke ein Stück mehr Normalität mit sich: Sunshine Conspiracy ziehen für gewöhnlich an der Nacht der Lichter durch die illuminierten Dietzenbacher Höfe in der Altstadt. Diese heimelige Stimmung, ganz nah am Publikum zu sein und ohne Mikrofone und Verstärker auszukommen, stellt sich nun auch bei Regenprasseln ein. Die sechsköpfige Band zieht schon nach wenigen Tönen ihr Publikum in den Bann. Dieses wippt selig im Takt, singt mit oder hat ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Im Laufe des Abends tröpfeln mehr Gäste ein, um sich die Coversongs mit eigener Note anzuhören. So schaffen es die Bandmitglieder etwa, „I’m a Believer“ mit noch besserer Laune darzubieten als die Originalinterpreten The Monkees.
„Hätten wir auf der Bühne gestanden, hätten wir die Gesichter wegen der Scheinwerfer gar nicht gesehen“, nennt Weidelt als Vorteil, unter dem Schirm zu spielen. So schön das „da oben“ auch sei, aber die Nähe zum Publikum habe ihm gefehlt. Er führt weiter aus: „Mit unseren Liedern wollen wir ja die Menschen berühren.“ Andersherum könne es einen Musiker jedoch auch aus dem Konzept bringen, von oben bis unten gemustert zu werden. Der Sänger gibt schmunzelnd zu: „Vor meinen Eltern sind mir Auftritte immer noch unangenehm.“
Wie im vergangenen Jahr gehört das Konzert zur Reihe „Kultur im Liegestuhl“. Was ursprünglich der Abstandshaltung geschuldet war, hat sich einen Namen gemacht. „Die Menschen verbinden den Begriff inzwischen mit etwas“, begründet Alexander Graff vom Capitol Dietzenbach. Wer mag, kann sich setzen – oder wieder ungezwungen aufstehen und mitfeiern. So sei die Veranstaltung teils als Stehkonzert und teils im Liegestuhl geplant gewesen. Zwar ist die Stimmung insgesamt lockerer, aber noch lange nicht so wie vor der Pandemie. Der Besucher Christian Barufke beschreibt: „Ich sauge das Konzert auf wie ein Schwamm, das tut gut.“ Dennoch teilt er die Meinung von Sybille Nagy, die sich an der frischen Luft in Hinblick auf Corona sicherer fühlt.
Trotzdem ist Graff froh, „Veranstaltungen wieder durchzuführen, anstatt abzusagen“. Zwar müsse die gesamte Branche noch mit Nachwehen der Pandemie zurechtkommen, doch die Freude und Motivation im Capitol sei groß. Weil in diesem Sommer wieder Events wie das Weinfest auf dem Europaplatz stattfinden dürfen, musste das Teams des Capitols seine Kräfte bündeln. So wird Kultur im Liegestuhl noch am kommenden Wochenende mit den Bands Five Mics und An Cat Dubh zu erleben sein, bevor ab dem 8. Juli die Kino-Saison an gleicher Stelle und in gleichen Stühlen startet. Der letzte Streifen wird schließlich am 3. September gezeigt. Bis zu diesem Tag werden die Kronkorken aller Getränke in einem großen Behälter gesammelt; am Ende der Saison dürfen Dietzenbacher schätzen, wie viele zusammengekommen sind. „Demjenigen, der am nächsten drankommt, winken Freikarten“, verspricht Apel. (Von Lisa Schmedemann)