Pfadfinder bauen Zelt für Flüchtlinge am Waldstadion auf

Dietzenbach - Pfadfinder der Gemeinde St. Martin haben am Waldstadion ein Zelt für die dort in Containern untergebrachten Flüchtlinge aufgestellt. Dies steht ihnen nun für Freizeitaktivitäten zur Verfügung. Von Sonja Drücke
„Will jemand Tee?“, fragt Birgit Willkomm diejenigen, die gerade am Waldstadion ein großes weißes Zelt aufbauen. Ganz in ihrem Element bekommen die Helfer die Frage nicht wirklich mit. Als Willkomm aber näherkommt und Becher austeilt, nehmen alle dankend das Heißgetränk an. Schließlich ist es ziemlich kalt. Pfadfinder der Kirche St. Martin haben das Container-Camp für Flüchtlinge am Waldstadion durch ein großes Zelt ergänzt, das den dort lebenden Flüchtlingen als Gemeinschafts- und Begegnungsplatz dienen soll. Gleich zu Beginn der Aufbauarbeiten kam ein afghanischer Bewohner des Camps dazu, um sich alles aus der Nähe anzusehen. Wolfram Doetsch von der Flüchtlingshilfe Dietzenbach nutzte den Moment und fragte ihn, ob er mithelfen möchte. Dazu war Flüchtling Ehsan sofort bereit. Tatkräftig und mit viel Engagement – so wie alle anderen Helfer – packte er da an, wo es nötig war. Seit Dezember lebt er in einem der Container am Waldstadion und freut sich nun sehr darüber, dass er und die anderen Flüchtlinge dort einen geschützten Platz bekommen, an dem sie gemeinsam die Zeit verbringen können.
Ebenfalls dazu kam eine Frau, die das „Spektakel“ bei den kalten Temperaturen genauer inspizierte. Als sie erklärt bekam, was genau gemacht wird, funkelten ihre Augen. Sie lächelte und sagte einfach nur „Danke“. Das reichte den Helfern als Anerkennung schon aus. „Es ist für einen guten Zweck“, sagte Nils von den Pfadfindern. Und auch Pfadfinderin Martina musste nicht lange überlegen, als sie gefragt wurde, mitzuhelfen. Dafür kam sie – trotz Glatteis auf den Straßen – sogar extra aus Darmstadt in die Kreisstadt.
Die Idee, ein Zelt aufzubauen, hatte Doetschs Frau Helena, die in der Kirchengemeinde St. Martin aktiv mitwirkt. Sie setzte sich mit Jürgen Immler von den Pfadfindern zusammen und besprach die Idee. Der hatte sich selbst ein Bild vom Container-Camp gemacht: „Es ist schon ziemlich hart“, sagte Immler, „auf so wenigen Quadratmetern zu wohnen und keinen wirklichen gemeinschaftlichen Aufenthaltsraum zu haben“. Mehr habe er gar nicht sehen brauchen, um seine Hilfe anzubieten.
Zunächst stand die Idee im Raum, zwischen die zwei Wohncontainer-Reihen eines der großen Jurte-Zelte der Pfadfinder zu stellen. Da es jedoch nicht für große Wind- oder Schneelasten geeignet ist, entschied man sich für das Küchenzelt des Kinderzeltlagers der Gemeinde St. Martin.
Aufgebaut war das Zelt schnell. Mit Paletten, die mit Pflastersteinen beladen sind und von der Kreisstadt zur Verfügung gestellt wurden, konnte die Helfer das Zelt dann auch wind- und wetterfest machen, indem sie es mit vielen Seilen mit den Paletten verbanden. Auf zehn Meter Länge bietet das Zelt nun Platz für gemeinschaftliche Freizeitaktivitäten oder gemütliches Beisammensein. Dafür sind laut Doetsch eine Tischtennisplatte, ein Tischkicker und ausreichend Sitzgelegenheiten geplant sowie ein Stromanschluss.
Nachdem der letzte Feinschliff getan war, gönnten sich alle einen weiteren wärmenden Tee und waren sichtlich zufrieden mit ihrer Arbeit. Auch einige Flüchtlinge gesellten sich dazu und freuten sich über die lang ersehnte Abwechslung, die das Zelt ihnen in Zukunft bieten wird.