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Ukrainerinnen in Arbeit bringen

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Von: Joshua Bär

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Aufmerksame Zuhörerinnen: Liliya Wölfle (rechts) aus dem Fachbereich Soziale Dienste informiert die anwesenden Ukrainerinnen, welche Qualifikationen sie für eine Arbeit in den städtischen Kitas mitbringen müssen.
Aufmerksame Zuhörerinnen: Liliya Wölfle (rechts) aus dem Fachbereich Soziale Dienste informiert die anwesenden Ukrainerinnen, welche Qualifikationen sie für eine Arbeit in den städtischen Kitas mitbringen müssen. © bär

PRO ARBEIT Das europäische Projekt „Mums at Work“ hilft Frauen zurück in den Beruf

Dietzenbach – Ein gutes Dutzend Ukrainerinnen ist an diesem Mittwoch in den ersten Stock des Kreishauses gekommen, um sich gemeinsam mit vier Arbeitgebern aus der Region auszutauschen. Sie alle sind Teil des europäischen Projektes „Mums at Work“, das Mütter – vorwiegend mit Migrationshintergrund – in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft integrieren soll.

„Das heutige Treffen dient dazu, mögliche Arbeitgeber mit potenziellen Arbeitnehmern zusammenzubringen“, sagt Rukhshanda Shalaid. Sie ist Mitarbeiterin im europäischen Projektmanagement der Pro Arbeit des Kreises Offenbach, die die Veranstaltung organisiert. Als mögliche Arbeitgeber stellen sich an diesem Tag die städtischen Kitas, das staatliche Schulamt, der Pflegeunterstützungsdienst Al-Amana aus Dietzenbach und die Asklepios Klinik Seligenstadt vor.

„Solche Treffen sind für uns Arbeitgeber sehr wichtig, denn wir benötigen dringend Fachkräfte“, sagt Zaima Asaidi, Inhaberin von Al-Amana. Die Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes helfen den Kunden beim Bügeln, Kochen oder begleiten sie zum Arzt. Daher sei es für die Mitarbeiter wichtig, die deutsche Sprache zu beherrschen, meint Zaima. „Da sie aber viel mit unseren Kunden sprechen, lernen sie die Sprache schneller“, ist sie überzeugt.

Mütter fördern

Das Projekt „Mums at Work“ unterstützt Mütter mit und ohne Migrationshintergrund, eine Arbeit zu bekommen und sich sozial zu integrieren. Insgesamt sieben Partner aus Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien, Zypern und Deutschland haben sich zu diesem Projekt zusammengeschlossen. Partner für Deutschland ist die Pro Arbeit des Kreises Offenbach. „Mums at Work“ wird von der EU mit einer Million Euro gefördert und läuft noch bis Juli 2023. 

Deutsch zu beherrschen ist auch in den Kitas unabdingbar. „Die deutsche Sprache steht an erster Stelle, denn die Kinder werden in den Kitas auch auf ihren späteren Bildungsweg vorbereitet“, sagt Peter Scholz, Leiter der Abteilung Kitas der Stadt Dietzenbach. Daher sei es nötig, vor dem Berufseinstieg sprachlich mindestens die B2-Prüfung abzulegen – eine Herausforderung für die Geflüchteten, gibt Scholz zu. Das Projekt „Mums at Work“ beurteilt er positiv. „Es ist in meinen Augen eine gute Gelegenheit, um Fachkräfte kennenzulernen.“ Denn auch in den Kitas fehle Personal.

Alla Tomashevska könnte eine der erhofften Verstärkungen sein. Die Ukrainerin kam in Mai 2022 aus Irpin, sieben Kilometer von der Hauptstadt Kiew gelegen, nach Deutschland. In ihrer Heimat studierte sie Marketing und arbeitete zunächst in der Werbebranche. Während der Pandemie schulte sie um, arbeitete danach mit autistischen Kindern. „Das möchte ich unbedingt weiter machen“, sagt sie. Daher sei sie sehr glücklich, dass die Pro Arbeit ein solches Angebot auf die Beine gestellt hat. Die Pro Arbeit helfe ihr auch dabei, einen Arbeitsplatz zu bekommen.

Anna Kandiuk hat den bereits gefunden: Sie kam im März aus Charkiw nach Deutschland. Derzeit arbeitet sie als Lehrerin an einer Grundschule in Dreieich, unterrichtet dort Kinder in Ukrainisch. „Ich arbeite derzeit vier Stunden in der Woche.“ Warum sie die Veranstaltung dennoch besucht? „Ich möchte dort auf jeden Fall weiterarbeiten, suche aber noch eine zusätzliche Stelle.“

Olena Luchenkova möchte ebenfalls einen sozialen Beruf ergreifen. Sie hat in der Ukraine als Pflegerin und zuletzt als Erzieherin gearbeitet und und sucht nun in Dietzenbach eine Stelle. Daher hört sie beim Vortrag von Liliya Wölfle, die ebenfalls die städtischen Kitas vertritt, ganz genau zu. „Ich finde diese Treffen sehr gut“, meint Luchenkova. Dort bekämen die Frauen neben der Chance, sich mit einem Arbeitgeber auszutauschen, auch die Möglichkeit, einander kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. „Es ist sehr wichtig, auch andere Frauen aus der Ukraine zu treffen.“ Den Veranstaltern um Rukhshanda Shahid ist sie sehr dankbar, denn die Frauen seien auf die Hilfe der Pro Arbeit angewiesen. „Wir erfahren hier viel Neues, zum Beispiel, welche Voraussetzungen wir benötigen, und das hilft uns. Denn wir wollen arbeiten“, betont Luchenkova.

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