Wappenkreisel in Dietzenbach: Kritik am Spendenaufruf

Die Stadt ruft zu Spenden auf, um das Wappen von Dietzenbach versetzen zu können. Im „Stadtportal“ gibt viele kritische Reaktionen darauf.
Dietzenbach – Die Stadt hat einen Spendenaufruf gestartet, um das auf dem Wappenkreisel entfernte Emblem Dietzenbachs auf einem Hügel neben dem Verkehrsrund, das Frankfurter, Offenbacher, Babenhäuser und Lindenstraße verbindet, platzieren zu können. Doch wenn es in Dietzenbach um Kreisel geht, ist Ärger fast schon vorprogrammiert.
Da kommen die Posse um den Steinberg-Kreisel in den Sinn oder die Vorbehalte gegen den Wappenkreisel Anfang der 2000er.
Auch aktuell gibt es nicht nur Applaus für die Umgestaltung des Kreisels im Herzen Dietzenbachs, von dem nun das Stadtwappen der chinesischen Metropole Kunming anstatt des Dietzenbacher Emblems prangt. Da der Stadt das nötige Geld fehlt, hatten die Stadtverordneten beschlossen, dass die Verwaltung zum Spenden für die Umsetzung des Dietzenbacher Wappens aufruft (wir berichteten). Die Stadt ist ihrer Aufgabe nachgegangen und hat auch auf ihrer Facebookseite „Stadtportal Dietzenbach“ einen entsprechenden Aufruf veröffentlicht.
Kreisel in Dietzenbach: Immer wieder gibt es Ärger
Das Echo darunter scheint die Eingangsbehauptung zu untermauern. Wenn’s um Kreisel geht, läuft’s in Dietzenbach nicht rund. Etliche Nutzer lassen ihrem Unmut freien Lauf. „In der Zeit, in der viele Menschen dank unserer Politiker nicht mehr wissen, wie sie ihre Lebenshaltungskosten stemmen können, finde ich einen solchen Spendenaufruf schon dreist“, schreibt eine Dietzenbacherin im „Stadtportal Dietzenbach“. „Falls ein Kindergarten, Spielplatz oder Ähnliches renoviert oder verbessert werden soll, unterstütze ich das gerne! Diese Wappen-Sache finde ich in der aktuellen Zeit schon sehr fragwürdig. Es gibt gerade wirklich Wichtigeres, wofür man spenden/investieren sollte“, meint eine andere Nutzerin, die zudem fragt: „Wer genau hat denn einen Nutzen dieser Wappen-Investition?“
Auch der fraktionslose Stadtverordnete Jürgen Balzar kommentiert fleißig mit. Er findet: „Es wird mehr über diesen Kreisel gesprochen und geschrieben wie über andere wichtigere Themen.“ In die gleiche Kerbe schlägt eine weitere Nutzerin: „Kein Cent würde ich dafür geben. Es gibt genügend sinnvolle Dinge, die hier nötig wären.“ Ein anderer schlägt vor: „Wenn die Stadtverordneten so etwas beschließen, sollten sie vorangehen und ihre Sitzungsgelder der nächsten zwölf Monate spenden.“
Ob schon ein Stadtverordneter bereits sein Portemonnaie geöffnet und etwas für die Umsetzung des Dietzenbach-Wappens hat springen lassen, will man im Rathaus nicht beantworten. Auf Anfrage sagt Bürgermeister Dieter Lang (SPD), er wolle zu diesem Zeitpunkt keinen Zwischenstand abgeben, wie viel der für das Vorhaben benötigten 6877 Euro schon gedeckt sind. Er verrät lediglich: „Es gibt schon Spender.“
Wappenkreisel in Dietzenbach soll in kommenden Wochen aufgehübscht werden
Auf den mutmaßlich schlechten Zeitpunkt für den Spendenaufruf – ob der vielen Krisen in der Welt – angesprochen, verweist der Rathauschef zunächst auf den Auftrag der Stadtverordneten, den man im Rathaus nun ausführe: „Das Maß der Verwaltung ist die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung.“ Zudem gehen die Instandhaltungsarbeiten am Kreisel weiter, das Ensemble werde in den kommenden Wochen aufgehübscht, da passe es zeitlich gut, auch das Dietzenbach-Wappen direkt anzugehen, meint der Bürgermeister.
Zudem habe man mit dem Aufruf eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ vermeiden wollen und sei daher nicht nur an die örtlichen Gewerbe- und Industriebetriebe herangetreten, sondern auch gleich an die Bürger, zumal er davon ausgehe, dass es viele Befürworter des Dietzenbach-Wappens an der geplanten Stelle gebe. „Die einstimmige Entscheidung der Stadtverordneten, die die Bevölkerung repräsentieren, zeigt, dass das Wappen den Dietzenbachern wichtig ist.“ Die negativen Reaktionen der Facebook-Nutzer hingegen erstaunen den Bürgermeister nicht. Er habe in den vergangenen zwei bis drei Jahren beobachtet, dass generell die Unzufriedenheit und die Aggressivität der Bürger gegenüber städtischen Mitarbeitern zugenommen habe. „Daher wundern mich auch die Reaktionen nicht.“ Vielmehr gebe es grundsätzlich negatives Echo, wenn die Stadt Projekte auf Facebook präsentiere.
Einen Wunsch hat Lang auch noch: Er fände es sinnvoll, auch am Dietzenbach-Wappen einen Kulturhaltepunkt, von denen es etwa 40 in der Stadt gibt, einzurichten. Es würde sich anbieten, dort eine Tafel mit Informationen über die Stadt und das Wappen anzubringen, meint Lang.