Dietzenbach: Unterwegs mit den Streetworkern im Spessartviertel
Das Bildungshaus ist längst zu einem wichtigen Ort in Dietzenbach geworden: Ein Rundgang mit zwei neuen Streetworker durch das Spessartviertel.
Dietzenbach – Yassir El Mallah und Malte Althoff verlassen gerade die Vélizy-Brücke in Dietzenbach (Kreis Offenbach), als sie auf einen ihrer Schützlinge treffen. Die Jugendliche ist in die entgegengesetzte Richtung unterwegs. Ein kurzes Gespräch im Vorübergehen zeigt, dass sie an diesem Tag noch ins Bildungshaus zur Hausaufgabenhilfe gehen will. Kaum ist sie an den Sozialarbeitern vorbeigehuscht, berichtet El-Mallah: „Seit einem kurzen Gespräch mit uns besucht sie nun das Jugend- sowie das Mädchen-Café und die Hausaufgabenhilfe.“ Es ist eines jener Beispiele, die die städtischen Mitarbeiter zu den Erfolgen ihrer aufsuchenden Jugendarbeit zählen.
Dass Althoff und El-Mallah gut bei den Jugendlichen ankommen, zeigt sich auch später auf dem Rundgang der beiden durch das Spessartviertel. Ein Heranwachsender ruft im Vorbeigehen „Bester Mann“ in El Mallahs Richtung und seine Freunde stimmen anerkennend in sein Gelächter ein. Anhalten, um mit den Streetworkern ins Gespräch zu kommen, will von den Jugendlichen, die zur Mittagszeit unterwegs sind, jedoch keiner. Für sie ist es wohl zu befremdlich, dass die Streetworker die Presse und Dieter Kliem, Abteilungsleiter Jugendhilfe und Soziale Arbeit, im Schlepptau haben.

Tour durchs Viertel: Unterwegs mit Streetworkern in Dietzenbach
Sind Althoff und El Mallah im Duo unterwegs, zeigen sich die jungen Menschen gesprächiger, wie sie berichten. Ihre Tour durchs Viertel beginnen sie dann, wie auch an diesem Tag, bei dem Bolzplatz an der Rodgaustraße. Dort sind es vor allen Dingen die acht- bis 14-Jährigen, die sich zum Kicken verabreden.
„Ich komme hier auf dem Weg zur Arbeit vorbei und fordere die Kinder dann dazu auf, mit ins Jugend-Café zu kommen“, berichtet Althoff, der derzeit an der Frankfurter Universität promoviert. Das Café bietet für ihn und seinen Kollegen eine gute Gelegenheit, um die Beziehung zu den jungen Dietzenbachern zu vertiefen. Meist spielen sie dann gemeinsam Tischtennis oder Billard. Auf diese Weise lasse sich gut eine Vertrauensbasis aufbauen, schildert Yassir El Mallah. Und so wird das Café nicht nur zum Spielen mit den Streetworkern genutzt, auch suchen die Jugendlichen in der Gruppe oder einzeln das Gespräch mit ihnen. In der sogenannten Einzelfallhilfe kann es etwa um die Beantragung von BAföG oder die Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle gehen.
Das Spessartviertel ist ein sozialer Brennpunkt in Dietzenbach: Die Politik hat über Ideen zur Verbesserung der Situation diskutiert – die Art und Weise rief allerdings Kritik hervor.
Lobbyisten der Jugendlichen: Unterwegs mit Streetworkern in Dietzenbach
El Mallah und Althoff, die sich als Lobbyisten der Jugendlichen verstehen, nehmen sich nicht nur den individuellen Problemen an. Sie geben den jungen Menschen außerdem die Möglichkeit, das Spessartviertel mitzugestalten, wie sie am Innenohr erzählen. So haben sich die Teenager im Zusammenhang mit dem Förderprogramm des Landes Hessen „Wir für unser Quartier“ dafür entschieden, dass auf der Brachfläche eine „Teqball-Platte“ aufgestellt werden soll. Teqball ist eine Sportart, die Tischtennis, Fuß- und Volleyball miteinander kombiniert. Bis die Platte steht, wird es jedoch noch etwas dauern.
Doch schon heute treffen sich Jugendliche in unmittelbarer Nähe des Innenohrs. Sie verabreden sich am Zaun eines Hauses in der Nachbarschaft. Es freut sich allerdings nicht jeder, dass sie sich dort regelmäßig aufhalten. Manch einer behauptet sogar, dass die jungen Menschen dort mit Drogen handeln. Eine Anschuldigung, die auch den Streetworkern schon zu Ohren gekommen ist. Doch selbst gesehen hätten sie es bisher noch nicht, sagt El Mallah. Bewusst ist ihm, wie auch Malte Althoff, jedoch, dass die Jugendlichen nicht überall willkommen sind. In solchen Situationen verstehen sie sich als Vermittler zwischen den beiden Parteien. (Anna Scholze)