Müllentsorgung in Dietzenbach: Deponie muss oft zweimal angefahren werden

Illegale Müllablagerungen, Essensreste und Hausrat: Die MEG ist in Dietzenbach regelmäßig im Einsatz, um die Straßen von Abfällen zu befreien.
Dietzenbach – Jörg Blum von der Mobilen Einsatzgruppe (MEG) der Stadtwerke verlässt um 6.15 Uhr gerade den Bauhof, als er schon wieder anhalten muss. Bürger haben weiß lackierte Hölzer vor den Zaun des Grundstücks gelegt. „Die Leute sind den Müll bei uns nicht losgeworden und haben ihn deshalb hier liegen lassen“, sagt Blum, während er die Hölzer aufhebt, um sie auf die Ladefläche des weiß silbernen Pritschenwagen zu legen.
Nachdem er die Hölzer verladen hat, schwingt sich Blum wieder auf den Fahrersitz. Und auch dieses Mal dauert es nur wenige Minute, bis er wieder den Motor ausschalten muss. Unter der Brücke hinter dem Geschäft „Fundgrube“ befindet sich eine unansehnliche Mischung aus Säcken mit Hausmüll, Papptellern mit Essensresten und einem Blumentopf. Blum schnappt sich den ersten Sack, stellt sich seitlich hinter das Auto, dreht sich wie der Schlagmann beim Baseball ein Stück ein und wirft den Unrat mit Schwung direkt hinter die Fahrerkabine. Es handelt sich dabei jedoch nicht um die sportliche Morgenroutine des Stadtwerke Mitarbeiters. Viel mehr ist es Blums Taktik, um das Fahrzeug möglichst voll zu bekommen. Täglich fährt er 75 Containerplätze ab und geht Hinweisen von Bürgern auf illegal abgeladenen Müll nach. Das Auto muss er meist zweimal während seiner Schicht entladen.
Dietzenbach: Abfälle werden neben die Müllbehältnisse geworfen
Doch bevor es dieses Mal so weit ist, setzt der Mann mit der Statur eines Bären zunächst seine Tour fort. Der nächste Stopp ist in der Grenzstraße. Hier steht neben den Altglas- und Papiercontainern unter anderem eine Matratze, die Blum mitnehmen muss. „Früher habe ich mich noch geärgert, dass die Leute die Sachen einfach neben die Müllbehältnisse werfen“, sagt Blum, der seit rund vier Jahren bei der MEG ist. Doch mittlerweile sei es für ihn zur Normalität geworden. Schlussendlich schadeten sich die Menschen selbst, wenn sie ihren Müll achtlos überall hinschmeißen.
Doch das scheint vielen Dietzenbachern nicht bewusst zu sein. Denn auch gegenüber der Sparkasse in der Rathenaustraße wird Blum fündig. Teile eines weißen Bettgestells wurden dort entsorgt. Für die Umweltsünder ist dieser Ort ideal, wie der Müllwerker erzählt. „Sie können ihre Sachen zwischen die Container und die Mauer, die das Beet dahinter eingrenzt, werfen“, erklärt er. Die Büsche, die dort gepflanzt seien, verhinderten, dass man von anderen beobachtet wird.
Müll in Dietzenbach: Ungehaltene Bürger kritisieren Stadtwerke-Mitarbeiter
Dass die Menschen nicht nur zu bequem sind, Matratzen oder Bettgestelle angemessen zu entsorgen, sondern es für einige allem Anschein nach auch zu viel ist, ihre Pappkartons zusammenzufalten und dann wegzuschmeißen, zeigt sich in der Rodgaustraße. Gegenüber der Kita Kinderland stehen gleich mehrere Kartons neben den Containern, obwohl das Behältnis noch nicht voll ist. Also ist es an Jörg Blum, diese kleinzumachen, damit sie durch die Öffnung passen. „Wir stehen teilweise bis zu zehn Minuten da, um Kisten zu falten“, erzählt er.
Dass der mit Tätowierungen geschmückte Mann den Dreck der Umweltfrevler wegräumt, wird nicht von jedem Bürger mit Dankbarkeit aufgefasst. Während Blum in der Dreieichstraße einen weißen Schrank aus Pressholzplatten in seine Einzelteile zerlegt, wird er von einem Anwohner verbal attackiert. „Diese Unordnung hier kostet meine Steuergelder“, poltert er los. Und fragt: „Warum macht ihr nix? Warum hängt ihr keine Kameras auf?“ Blum bleibt indessen gelassen. Zwar erklärt er dem ungehaltenen Mann kurz, dass das nicht erlaubt sei, lässt die übrigen Tiraden jedoch in der Luft stehen. „Unser oberstes Gebot ist es, nicht zu diskutieren“, erläutert der Stadtwerke-Mitarbeite.
Dietzenbach: Fast eine Tonne Müll am Tag
Es sei nicht das erste Mal, dass er sich beschimpfen lassen müsse, erzählt Blum als er die Schrebergärten auf dem Wingertsberg ansteuert. Zwar gibt es unmittelbar bei den Gärten keinen Containerplatz. Doch auch hier muss er immer wieder anpacken, da so mancher Hobbygärtner zu bequem ist, seinen Müll mitzunehmen. Bei den Kleingärten angekommen, wandern unter anderem Tüten mit Essensresten in das Fahrzeug, das bereits um kurz nach acht Uhr über die Hälfte voll ist.
Jörg Blum kann nur noch eine handvoll Stationen anfahren. Dann fährt er kurz vor seiner Mittagspause nach Neu-Isenburg zum Umweltservice Knettenbrech, um das Auto das erste Mal für diesen Tag zu entladen. Am Ziel angekommen, wird der gesammelte Müll zunächst gewogen. 780 Kilogramm zeigt die Waage an. Insgesamt sollen an diesem Tag rund 980 Kilogramm zusammenkommen. (Anna Scholze)
In Offenbach zeigen die Zahlen, dass immer mehr illegal Müll abgeladen wird. Die Stadt kostet die Entsorgung dazu immer mehr Geld.