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Vermieter kündigt Räume des Dietzenbacher Geschäfts „Bücher bei Frau Schmitt“

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Von: Anna Scholze

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Aus steht bevor: Buchhändlerin Jutta Schmitt hat die Kündigung für ihr Geschäft bereits im Januar erhalten.
Aus steht bevor: Buchhändlerin Jutta Schmitt hat die Kündigung für ihr Geschäft bereits im Januar erhalten. © ans

Jutta Schmitt hat für ihr Geschäft in der Altstadt Dietzenbach eine Kündigung erhalten. Der Vermieter streitet eine Nachvermietung ab.

Dietzenbach –  Durch die Kreisstadt geht ein Aufschrei: Die Buchhandlung „Bücher bei Frau Schmitt“ soll im April aus ihren Geschäftsräumen „Am Stadtbrunnen 3“ ausziehen. In Beiträgen in den Sozialen Medien machen die Dietzenbacher ihrem Ärger Luft und fordern den Erhalt des Geschäfts. Auch in unserer Redaktion steht das Telefon nicht mehr still. Ebenso in Rage bringt die Menschen das kursierende Gerücht, dass stattdessen an den sogenannten Roten Platz ein Wettbüro ziehen soll. Viele Kommentarschreiber befürchten, dass das die Atmosphäre in der Altstadt erheblich beinträchtigen wird.

Kreis Offenbach: Stadt Dietzenbach zeigt sich solidarisch

Auch bei der Betroffenen selbst ist die Anspannung groß. Buchhändlerin Jutta Schmitt sagt: „Das ist eine schwierige Situation für mich, denn das Geschäft ist meine Existenzgrundlage.“ Der Vermieter habe ihr lediglich angeboten, dass sie früher ausziehen könne, wenn sie das wolle. An den Protestaktionen, die wohl von verschiedenen Akteuren in Planung sind, will sie sich jedoch nicht beteiligen. So sei auch der Aufruf an die Dietzenbacher Bürger, ihren Unmut über die Neuvermietung kundzutun, der sich im Netz wie ein Lauffeuer verbreitet, nicht von ihr. Schmitt betont: „Ich will auch weiterhin ein gutes Verhältnis zu meinem Vermieter haben.“

Unterstützung erfährt sie hingegen nicht nur von den Bürgern, sondern auch aus dem Rathaus. Bürgermeister Dieter Lang spreche angesichts der aktuellen Entwicklung der Ladeninhaberin „umgehend seine Solidarität und Unterstützung“ aus, heißt es in einer Pressemitteilung, die die Stadt in der vergangenen Woche veröffentlicht hat. „Die Buchhandlung von Frau Schmitt stellt eine unverzichtbare Bereicherung in unserer Geschäftswelt dar und trägt maßgeblich zur Belebung der Altstadt bei“, wird der Rathauschef zitiert. Die Stadt werde daher alle Möglichkeiten ausschöpfen, um das Geschäft zu erhalten.

Bebauungsplan lässt Wettbüro nicht zu

Die Wirtschaftsförderung, so heißt es vonseiten der Verwaltung, befinde sich seit Längerem im Austausch mit der Gewerbetreibenden und habe in diesem Zusammenhang bereits verschiedene Gespräche geführt. „Wichtig ist in diesem Kontext, dass wir die hohe Angebotsqualität in der Altstadt erhalten und damit auch weiterhin einen attraktiven Mix für die Dietzenbacher Bevölkerung und die Besucher der Altstadt sicherstellen“, so Michael Krtsch, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung. Offen jedoch bleibt, wie es mit den bisherigen Räumlichkeiten der Buchhandlung weiter gehe, so die Verwaltung.

Ein Wettbüro sei jedoch nach dem derzeitigen Bebauungsplan gar nicht möglich, stellt darüber hinaus der Vorsitzende des Gewerbevereins, Guido Kaupat, klar. Sorgen, dass ein solches Etablissement an den Roten Platz ziehen könnte, muss sich in Dietzenbach derzeit also allem Anschein nach niemand machen. Dazu kommt: „Wir wollen nicht an ein Wettbüro vermieten, denn dann zieht ja niemand mehr in die Wohnung über den Gewerberäumen ein, die uns ebenso gehört“, stellt zumindest der Sohn des Immobilienbesitzers, Giovanni Hierl, klar und zeigt sich angesichts der ausufernden Diskussion konsterniert. Er habe sich gewünscht, dass sich die Menschen und vor allem die Amtsträger zunächst an den Eigentümer gewandt hätten, bevor sie sich an der Debatte beteiligten. Denn bisher stehe weder fest, dass Jutta Schmitt tatsächlich ausziehen müsse, noch sei eine Nachvermietung erfolgt.

Vermieter dementiert in Dietzenbach kursierende Gerüchte

„Wir haben Frau Schmitt die Kündigung lediglich zukommen lassen, da wir mit ihr über die Miete neu verhandeln wollen“, sagt Hierl. Das Geschäft sowie die darüberliegende Wohnung gehörten seit zwei Jahren seinem Vater und es sei geplant, die Fassade zu sanieren. Er sei davon ausgegangen, dass die Gewerbetreibende das Gespräch nach der Kündigung suche. Nun kündigt der Eigentümer an, auf die Geschäftsinhaberin zugehen zu wollen, sobald er sich mit den Vertretern der Stadt getroffen hat.

Jutta Schmitt ist angesichts dieser neuen Informationen überrascht und bekräftigt noch einmal, dass sie im Januar eine Kündigung zu Ende April erhalten hat. Dem Schreiben sei zudem zu entnehmen, dass der Eigentümer die Fläche in der Altstadt anderweitig nutzen wolle. Sie selbst hingegen sei derzeit in Gesprächen hinsichtlich einer Ausweichmöglichkeit, teilt Schmitt am Montag mit. (Von Anna Scholze)

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