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Kunst in der Altstadt: „Völlig neue Symbiosen“

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Von: Barbara Scholze

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Kunst in der Altstadt: Besitzerin Jasmina Kreso (links) von Jasmina-Mode betrachtet mit einer Kundin die Werke von Marcus Bechinie in ihrer Boutique.
Kunst in der Altstadt: Besitzerin Jasmina Kreso (links) von Jasmina-Mode betrachtet mit einer Kundin die Werke von Marcus Bechinie in ihrer Boutique. © m

Wenn die Menschen nicht zur Kunst kommen dürfen, kommt die Kunst eben zu ihnen. Mit großem Engagement zeigen derzeit örtliche Geschäftsleute und Künstler eine Ausstellung in einzelnen Häppchen, die dennoch einen Blick auf die gesamte Kreativität aller Beteiligten wirft. Vom vergangenem Samstag an bis zum 17. Juli sind in zahlreichen Geschäften der Altstadt Bilder und Skulpturen von 19 Malern, Fotografen und plastisch Schaffenden zu sehen.

Dietzenbach – Sie präsentieren ihre Werke in Schaufenstern und Innenräumen. Ermöglicht hat das Projekt die Abteilung „Kulturplanung“ des Capitols in Kooperation mit dem Gewerbeverein, der die Einzelhändler mit ins Boot genommen hat. Zugrunde lag das Bedauern darüber, dass pandemiebedingt die traditionelle Kunstausstellung Artig bereits im zweiten Jahr ausfallen musste.

Beide Parteien sollen davon etwas haben

„Wir erobern uns gerade Woche für Woche ein Stück Freiheit zurück und bringen mit dem Projekt Kunst und Shopping zusammen“, betont Bürgermeister Jürgen Rogg. Beeindruckend sei zudem, dass die Aktion in nur kurzer Zeit umgesetzt werden konnte. Die Resonanz bei Künstlern und Geschäftsleuten sei von Anfang an beachtlich gewesen, betont auch Stefan Rogge für den Gewerbeverein. „Wir bringen auf diese Weise die Kunst auch zu denjenigen, die sonst eher weniger Ausstellungen besuchen.“

Dass jeweils beide Parteien etwas davon haben sollten, sei tatsächlich Dreh- und Angelpunkt der vorbereitenden Überlegungen gewesen, berichtet Malerin Dorita Jung: „Wir Künstler und die Geschäftsleute brauchen nach all dieser Zeit Unterstützung.“ In den Monaten der Pandemie habe sie viel gearbeitet, aber: „Wenn das Bild dann fertig ist, sieht es keiner.“ Auch die Kurse, die mancher Kreative regelmäßig anbiete, seien komplett weggefallen. „Wir müssen also neue Wege gehen“, meint Jung. „Und vielleicht ergeben sich ja durch solche Aktionen völlig neue Symbiosen“, pflichtet Maler und Bildhauer Wolfgang Mündl ihr bei.

Lob für „bombastische Hilfe“ der Gewerbetreibenden

Einen besonderen Dank richtet unter canderem die Künstlerin Marianne Ries an die beteiligten Einzelhändler: „Alle haben sich große Mühe gegeben und Arbeit auf sich genommen, um die Werke im Fenster oder auf der Ladenfläche ansprechend zu präsentieren.“ Auch Marcus Bechinie, der seine Bilder bei „Jasmina Mode“ zeigt, lobt die „bombastische Hilfe“ der Gewerbetreibenden. „Ich habe 13 Bilder ausgesucht und kann sie nun bestens darstellen“, freut er sich. Ginge es nach ihr, könne das „Konzept Ausstellung“ mit wechselnden Künstlern auch gerne ein Dauerzustand in ihrem Laden sein, ergänzt Boutique-Besitzerin Jasmina Kreso.

Indes sind sich die teilnehmenden Künstler einig, dass die Präsentation in den Läden auf Dauer kein Ersatz für die Kunstausstellung Artig sein kann. „Aber die Aktion ist so gelungen, dass es schön wäre, in Zukunft beides zu haben“, ist ebenso die einhellige Meinung. Dabei macht Ries den Vorschlag, bei einer Wiederholung nicht nur in der Altstadt, sondern auch in Steinberg auszustellen. „Wir sollten etwas Verbindendes schaffen“, sagt sie.

Dass sich all die Mühe für den ein oder anderen auch in barer Münze auszahlen kann, hat gleich Steffi Groh erfahren. In ihrem Geschäft „Schreibwaren Müller“ (nicht wie in dem Flyer der Aussteller irrtümlich mitgeteilt, „Foto Müller“) stellt Marianne Ries aus. „Ich hatte heute Morgen bereits den Anruf eines Kunden, der an einem Bild interessiert ist“, erzählt die Geschäftsfrau begeistert. (Barbara Scholze)

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