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Vom Schäfchen zur Maria

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Andrea Schwarze freut sich auf Weihnachten.
Pfarrerin Andrea Schwarze freut sich auf Weihnachten. © liz

Wenn der Duft selbst gebackener Plätzchen in der Luft liegt und zahlreiche Lichter für eine wohlige Atmosphäre an dunklen Tagen sorgen, steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Und manches kleine Herz pocht sicher schon vor Aufregung – nicht nur wegen der Geschenke, sondern wegen der ersten großen Schauspielrolle als Schäfchen, König oder Jungfrau Maria. Das Krippenspiel ist aber auch für Pfarrerin Andrea Schwarze von großer Bedeutung. „Ich war früher immer ein Engel“, erinnert sich die 52-Jährige.

Dietzenbach – Dem Krippenspiel geht eine spannende Zeit voraus: Rollen werden verteilt, Texte werden gelernt, Szenen werden geübt. „Viele Kinder wachsen richtig an ihrer Aufgabe“, findet die Pfarrerin der evangelischen Rut-Kirche. Dieser Stolz, mit dem sie schließlich am Tag von Christi Geburt, vor der Gemeinde das Krippenspiel aufführen, sei ein wertvolles Erlebnis. „Manche arbeiten sich richtig vom Schäfchen bis zur Maria hoch, Jahr um Jahr“, weiß Schwarze. Umso glücklicher ist sie darüber, dass es nun wieder stattfinden kann – wenn auch in ungewöhnlicher Form: Das diesjährige Krippenspiel wird als Schattentheater gestreamt und ab dem 24. Dezember auf der Homepage der Gemeinde abrufbar sein. So traditionell das Krippenspiel sein mag – für jedes Kind ist es etwas Neues. Die Pfarrerin findet: „Damit wächst zum einen die Verbindung zur Gemeinde, zum anderen gehört das immer zur Geschichte eines einzelnen.“

„Über Weihnachten ist Urlaubssperre“

Zwar ist die Erzählung rund um die Geburt des Jesuskindes hinlänglich bekannt, wird aber in jedem Jahr von den Kindern neu interpretiert. Schwarze erläutert: „Wir gehen auf die Wünsche der Kinder ein – da gibt es beispielsweise mal einen, mal mehrere Engel.“ Richtig „weihnachtlich“ wird es dann, wenn die stolzen Eltern ihre Sprösslinge spielen sehen. Die Pfarrerin findet, dass auch das ein Geschenk ist. Immateriell, aber umso wertvoller. „Ein Vater sagte mal zu mir, dass er gar nicht mehr zu Weihnachten braucht.“

Das gemeinsame Entgegenfiebern mit den Kindern macht für Andrea Schwarze die Adventszeit aus. Die Aufmerksamkeit, die man einander schenkt, gewinne zudem mehr an Bedeutung. „Da tritt das Gebot der Nächstenliebe besonders hervor“, findet sie. Menschen, die nicht viel haben, werden vom Rand der Gesellschaft in den Mittelpunkt gerückt. Durch Corona, so die Pfarrerin, haben solche Gesten noch einmal mehr an Bedeutung gewonnen. „Man hat sich ja schon immer Glück und Gesundheit gewünscht – aber jetzt hört man das anders.“ Die diesjährigen Gottesdienste zu Heiligabend finden pandemiebedingt als Freiluftvariante statt. „Das ist zwar kalt, aber besser als nichts“, sagt Schwarze. Während sich dieser Tage viele auf den Weg zu ihren Familien gemacht haben, muss sich die Verwandtschaft der Pfarrerin noch ein wenig gedulden. „Über Weihnachten ist Urlaubssperre“, sagt sie und lacht. Seit zwölf Jahren ist sie für die Rut-Gemeinde, die der Christus-Gemeinde angeschlossen ist, im Einsatz. Der Terminkalender ist dementsprechend zu den Feiertagen gut gefüllt. Da fällt auch das Festmahl zum Heiligabend eher schlicht aus. „Während ich in der Kirche stehe, bereitet mein Mann das Essen vor“, erzählt die 52-Jährige. Fränkische Brühwurst mit Sauerkraut und Kartoffelbrei. Da seien sie inzwischen ein eingespieltes Team. Trotz straffen Zeitplans kommen jedoch persönliche Rituale nicht zu kurz. So freue sie sich alljährlich auf den Weihnachtsbaum im heimischen Wohnzimmer. „Wir haben viel Schmuck, der uns von Freunden geschenkt worden ist“, sagt sie. So hingen nicht nur glänzende Kugeln, sondern liebe Erinnerungen in den Tannenzweigen. „Man fühlt sich dadurch mit den Menschen verbunden.“ Die Weihnachtstage haben in Schwarzes Augen noch eine andere „Anziehungskraft“; durch das feste Datum nehmen sich die Menschen Zeit füreinander. Freunde und Familie kommen zusammen. „Das ist ein Geschenk.“ (Lisa Schmedemann)

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