Wenn 52 Pfeile gleichzeitig durch die Halle fliegen

Mehr als 400 Bogenschützinnen und -schützen wetteifern am Wochenende bei den hessischen Meisterschaften im Bogenschießen in Dietzenbach um die begehrten Siegerplätze. Die Bestplatzierten lösen das Ticket zu den Deutschen Meisterschaften.
Dietzenbach – Mit dem Ausrichten von Großveranstaltungen hat die Schützengesellschaft (SG) Tell Dietzenbach viel Erfahrung: Etliche Male schon haben sie die Gäste in der Philipp-Fenn-Halle in der Rodgaustraße 1 begrüßt. Wie in der Vergangenheit finden auch dieses Mal die Wettkämpfe in den Disziplinen Recurve-, Compound-, Blank- und Langbogen an beiden Tagen des Wochenendes statt.
„Wir machen das sehr gerne und wir haben viel Erfahrung in dem Ausrichten solcher Veranstaltungen“, sagt der Vorsitzende der Tell-Schützen, Oliver Weck. „Die großen Zielscheiben haben wir am Vortag bereits mit dem LKW hierher transportiert und aufgestellt.“ Das ist Schwerstarbeit, denn jede Scheibe wiegt 80 Kilogramm. Die 1,25 Meter großen runden Ziele, die in exakt 18 Meter Entfernung aufgestellt sind, bestehen aus gepresstem Stroh, heute stehen insgesamt 26 davon sauber aufgereiht nebeneinander. Zwei Schützen schießen gleichzeitig auf eine Scheibe, somit sind immer 52 Schützen gleichzeitig am Schießen. „Es ist schon eng hier“, sagt Nicole Moser vom SV Ehringshausen, die heute in der Klasse Recurve Jugend weiblich antritt. „Aber alle sind diszipliniert und so kann man sich auf den Wettkampf konzentrieren.“ Disziplin ist beim Bogenschießen dringend geboten, denn die Pfeile können eine Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometer erreichen. Durch ein lautes Signal erfahren die Wettkämpfer, ob die Anlage freigegeben oder gesperrt ist. Wenn das Signal dreimal ertönt, dann dürfen die Schützen an die Scheiben gehen und die Ringe zählen. „Das machen die Schützen selbst“, sagt Oberkampfrichterin Christel Dohm-Schwarze. „Die Kampfrichter werden nur bei Unstimmigkeiten gefragt.“
Auch Phil Lüttmerding, der für den SV Böddiger startet, zählt seine Ringe zusammen. Mit seinen drei Pfeilen hat er exakt den Mittelpunkt der Scheibe getroffen, mehr geht nicht. Phil gehört zu den besten Schützen seiner Klasse. Der 16-Jährige, der schon seit seinem dritten Lebensjahr Bogen schießt, war schon achtmal hessischer- und dreimal deutscher Meister. Derzeit ist er die Nummer vier in Europa. Von den maximal erreichbaren 600 Ringen hat er heute 574 geschossen. Svea Thiessen, die für die Tell-Schützen antritt, kämpft ebenfalls um die hessische Meisterschaft. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung“, gesteht sie. „im Training war ich aber besser.“ Doch mit 412 Ringen erreicht sie den 14. Platz in der Klasse Recurve Jugend weiblich. Ihr Vereinskollege Ramon Geisinger belegt in der Klasse Recurve Schüler mit 230 Ringen den 4. Platz. Hessischer Meister (Klasse Recurve) wird Philipp Löhr von der SV Diana Ober Roden, den Titel bei den Damen holt sich Sophie Wollenhaupt von der PSG Groß-Gerau. Wer letztlich zu den Deutschen Meisterschaften reisen darf, entscheidet sich erst, wenn alle Bundesländer ihre Landesmeisterschaften ausgetragen haben.
Viel Lob erhalten die Tell-Schützen von Oberkampfrichterin Dohm-Schwarze. „Hier stimmt wirklich alles!“, erzählt sie. „Die Scheiben sind exakt positioniert und nivelliert, der Abstand stimmt genau und die Sicherheitsbedingungen werden genauestens eingehalten.“ (Burghard Wittekopf)
