Dietzenbacher Heimatsänger stellen nach 34 Jahren Aktivitäten ein

Die Heimatsänger aus Dietzenbach lassen ihre Stimmen verstummen. Dazu hat auch die Corona-Pandemie beigetragen.
Dietzenbach – Gut zu erkennen waren sie schon immer am blau-weißen Dress. Dazu ausgestattet mit Akkordeon, Gitarre und Kontrabass haben die Heimatsänger altes Dietzenbacher Liedgut sowie weitere Weisen und Schlager lebendig gehalten. Im Zuge der 800-Jahr-Feier der Stadt hatten sie noch auf einen großen Auftritt hingearbeitet – doch dann kam Corona.
Der Müßiggang während der Pandemie sowie Altersgründe lassen die 16 Stimmen der Heimatsänger nun verstummen. „Das war keine leichte Entscheidung, aber es war die richtige“, sagt Heinz Albert, Sprecher der Gruppe.
Heimatsänger aus Dietzenbach: Gründung im Jahr 1988
Ihm war es wichtig, den „passenden“ Zeitpunkt zu finden, um aufzuhören. „Wir sind eben nicht mehr die Jüngsten“, meint der 87-Jährige. Die zwangsläufige Pause durch Corona habe unter anderem dazu geführt, dass die Stimmen eingerostet sind. Außerdem habe man ab einem gewissen Alter Schwierigkeiten, den Liedtext zu erkennen. Bei Noten wiederum sei es nicht so schlimm. „Die konnte ich noch nie lesen“, gesteht der Sänger, der seit 1989 – und damit ein Jahr nach der Gründung – mit von der Partie ist. Doch mit einer guten Portion Humor und dem musikalischen Leiter und Dirigenten Ernst A. Voigt sollte dies kein Problem darstellen. Er hörte kurz vor der Pandemie nach 34 Jahren auf, ein Ersatz fand sich nicht. Ehrenbürgermeister Jürgen Heyer erklärte sich bereit, die Proben zunächst mit dem Akkordeon zu begleiten, doch die Expertise des Berufsmusikers fehlte.
Gegründet haben sie sich 1988 für das 25. Jubiläum des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV). Zwar gab es zu dieser Zeit mehrere Chöre in Dietzenbach, die untereinander eine gewisse Rivalität hegten. Aber diese hatten schlichtweg zu viele Mitglieder und hätten zu viel Platz eingenommen, sodass schließlich 16 Mitglieder des HGV – vier für jede Stimmlage – einen losen Zusammenschluss bildeten. Die Idee des damaligen Vorsitzenden Heinrich Steinheimer sollte zum Glanzpunkt der Jubiläumsfeier werden – und mauserte sich zum Höhepunkt vieler weiterer Festivitäten.
Bei Hochzeiten, Geburtstagen und Benefizkonzerten treten die Heimatsänger aus Dietzenbach auf
So wurden die Heimatsänger etwa an Hochzeiten und runden Geburtstagen „verschenkt“ oder traten auf verschiedenen Festen auf. Ihre „Heimat“ war zu Anfang die Gaststätte Harmonie, deren Wirt Kurt Schickedanz zum „eifrigen Komponisten und Texter Dietzenbacher Lieder“ geworden ist. Später residierten die Sänger beim Geflügelzuchtverein. Mit dem Format der „Dietzenbacher Abende“ haben die Sänger zusammen mit weiteren Musikern Benefizkonzerte gegeben, zur 775-Jahr-Feier wurde sogar eine Kassette aufgenommen. „Wir waren auch über die Stadtgrenzen hinaus gefragt“, berichtet Heinz Albert stolz. Selbst in den Partnerstädten Rakovnik und Vélizy durften sie Dietzenbacher Liedgut zum Besten geben. „Das war immer toll“, resümiert Albert, „das war wie ein großer Freundeskreis“.
Über die Jahre sind die Heimatsänger nicht von der oberen Grenze von 16 Stimmen abgewichen. Wer nachrückt, wurde vorab genaustens unter die Lupe genommen. „Für Selbstdarsteller hatten wir nie Platz“, betont Albert. Darin sieht er den Grund, weshalb das Singen stets so friedlich verlief. Inspiziert und auserkoren stieß 2018 Horst Ebert dazu. Zwar war es für den 73-Jährigen nur eine relativ kurze Zeitspanne, die er miterleben konnte. „Aber ich habe die gemeinsamen Proben sehr genossen“, schwärmt er. Es sei dabei nicht nur um stures Üben gegangen, sondern auch um viele Geschichten aus dem alten Dorf. „Ich wohne zwar schon mein Leben lang hier, aber habe immer wieder etwas Neues erfahren“, erzählt Ebert. (Lisa Schmedemann)