Interview: Bauunternehmer Uwe Werkmann spricht über die „Hainäcker“

Noch immer steht die MB-Massiv-Bau GmbH mit Uwe Werkmann an der Spitze in den Startlöchern, um im Baugebiet „Hainäcker“ neuen Wohnraum zu entwickeln (s. nebenstehende Berichterstattung). Dass die Politik sich schwer tut, das Projekt anzugehen und nun sogar von einem Vollverfahren spricht, versteht er nicht. Im Interview äußert er sich zur Sachlage.
Dietzenbach – Die Entscheidung durch die Politik hängt immer noch in der Luft. Wie weit ist der Stand der Planungen von Ihrer Seite aus?
In enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung haben wir alle Vorgaben erfüllt, teilweise übererfüllt. Wir haben zusätzlich auf Anregungen der Anwohner den Plan geändert und ein komplettes Haus rausgenommen. Entsprechend wurde alles neu berechnet, dokumentiert und Anfang August eingereicht. Letzte Nachlieferungen sind der Stadtverwaltung in der vergangenen Woche zugegangen. Das hat uns viel Zeit gekostet, die wir aber gerne investiert haben. Wenn jetzt ein Vollverfahren beginnen soll, fängt alles wieder von vorne an und wir verlieren mindestens ein Jahr. Wobei wir noch nicht wissen, wie wir dann weiter vorgehen.
Warum soll das Verfahren überhaupt wieder neu beginnen?
Das verstehen wir nicht. Die Politik könnte anders entscheiden, wenn sie wollte. Das beschleunigte Verfahren, das ursprünglich eine Idee der Stadtverwaltung war, läuft zum Jahresende aus und könnte ohne Weiteres wieder verlängert werden. Bei den Planungen gab es keinerlei Verhandlungsspielraum, wir haben die Vorgaben eingehalten und zu keinem Zeitpunkt eine Sonderbehandlung bekommen. Mit den politischen Ausrichtungen ist das so eine Sache. Die einen wollen Grünflächen, die anderen Wohnmöglichkeiten für Geringverdiener und andere repräsentative Einfamilienhäuser. Alle wissen, dass wir dringend bezahlbaren Wohnraum brauchen. Den könnten wir jetzt liefern. Wir werden jede mögliche Fläche begrünen, mehr Parkplätze als gefordert anlegen – wir schaffen hier eine Mustersiedlung.
Zu den geäußerten Vorbehalten gehört der Gedanke, dass das, was gebaut werden soll, die Richtung vorgibt für künftige Bauvorhaben in dem Quartier. Ist das so?
Das sind Befürchtungen, die fachlich nicht nachvollziehbar sind. Die Gegebenheiten sind immer individuell zu bewerten, es muss nicht so gebaut werden wie zuvor.
Es gibt darüber hinaus konkrete Kritik an den Plänen. Dazu gehört unter anderem, es werde eine regelrechte Wand errichtet und es seien keine Spielflächen für Kinder vorgesehen. Trifft das zu?
Die Gebäude werden nicht höher als in der Nachbarschaft und Spielflächen sind geplant. Außerdem gibt es zwei Spielplätze in unmittelbarer Nähe und wir zahlen einen Ausgleich an die Kommune, um an geeigneter Stelle weitere Spielplätze anzulegen. Grundsätzlich waren die Anwohner irgendwann einmal in vergleichbarer Lage und haben direkt vor einer anderen Häuserreihe gebaut. Und sie haben gewusst, dass es weitergeht, das Gebiet ist seit den 1970er Jahren in den regionalen Flächennutzungsplanungen als Bauland ausgewiesen. Dennoch haben wir ihre Anregungen aufgenommen und Blickachsen und Abstände ausgeweitet, indem wir ein Haus aus der Planung genommen haben. Wir schaffen, wie es vorgesehen ist, Licht, Luft und Raum. Und den Blick auf das umgebende Feld gibt es nach wie vor.
Weitere Kritikpunkte betreffen das Verkehrsgutachten. Wie bewerten Sie die Situation?
Wir haben das Verkehrsgutachten im Jahr 2020 in Auftrag gegeben, aber der Gutachter kann nur auf die letzte Verkehrszählung zurückgreifen und die stammt aus dem Jahr 2015. Das Problem ist, dass die Grenzstraße in der Regel von Anwohnern zugeparkt ist, die eigentlich auf eigene Stellplätze in Garagen oder Carports zurückgreifen müssten. Wir haben uns bei unseren Planungen exakt an den Stellplatznachweis gehalten und sogar zusätzliche Parkmöglichkeiten geschaffen. Was die Verkehrsbewegungen angeht, so muss man dort den regulären Verkehr in der Woche und den Kundenverkehr zu den anliegenden Geschäften am Wochenende trennen. Wobei Letzteres durch Politik und Verwaltung vielleicht gesondert betrachtet werden müsste.
Wieso sind keine Zisternen geplant? Auch dieser Aspekt wird von den Anwohnern bemängelt.
Zu den Zisternen lässt sich sagen, dass sie nicht die einzige Möglichkeit zur Regenwasserableitung sind. Wir haben stattdessen einen Puffer durch die Dachbegrünung eingebaut. Außerdem leiten wir das Regenwasser nicht in die Kanalisation, sondern in den Gehrengraben. Das wurde vom Regierungspräsidium geprüft, wir haben die Genehmigung dazu erhalten und sind eng in der Abstimmung mit den Stadtwerken. Wir werden auch dort über die Vorgaben hinaus tätig werden und den Graben instand setzen, da ist sehr lange nichts gemacht worden.
Wäre es nicht besser, Sie als Bauherr, Vertreter der Verwaltung und die Anwohner würden sich zusammen setzen?
Wenn die Anwohner das wünschen, sind wir jederzeit offen und bereit für ein Gespräch. Natürlich wäre ein Austausch das Beste. Gebaut wird in dem Quartier sowieso irgendwann und wir verstehen überhaupt nicht, was die Verzögerung soll. Das kostet nur Zeit und Geld.
Das Gespräch führte Barbara Scholze