Dietzenbacher Unternehmen leiden unter steigenden Benzinpreisen

Die Benzinpreise explodieren. Der Ukraine-Krieg sorgt für einen Anstieg auf mehr als zwei Euro pro Liter Sprit. Für die bereits durch die Pandemie strapazierten Konten von Privatpersonen und Gewerbetreibenden ist das eine weitere erhebliche Belastung. Insbesondere Vielfahrer-Branchen geraten in Bedrängnis.
Dietzenbach – „Wir müssen leider die Preiserhöhung an die Kunden weitergeben“, sagt Thomas Arnold, Geschäftsführer der Arnold und Hanl Umzugslogistik GmbH. Es sei seinem Unternehmen nicht möglich, diese Steigerung abzufedern. Dabei ist ihm bewusst, dass die durch den Angriffskrieg Russlands nach oben schnellenden Preise insbesondere Privatpersonen hart treffen werden. Müssen diese ohnehin durch steigende Lebensmittelkosten und höhere Rechnungen für Gas, Wasser und Strom tiefer ins Portemonnaie greifen. Kunden aus der Industrie könnten die Schwankungen hingegen leichter ausgleichen.
Bis die in die Höhe kletternden Benzinpreise bei den Auftraggebern des Transport-Unternehmens ankommen, wird es jedoch noch etwas dauern. Denn: „So schnell wie die Preise sich momentan entwickeln, kann ich sie gar nicht an die Kunden weitergeben“, erläutert Arnold. Die Mehrkosten blieben also zunächst einmal in seinem Transportunternehmen hängen.
Um für seine Firma weitere Entlastungen zu schaffen und die Klienten nicht mehr als notwendig zu belasten, plant der Logistiker, noch stärker mit dem Verbund der Deutschen Möbelspedition (DMS) zusammenzuarbeiten. „Wir bündeln bereits seit Jahren unsere Kräfte“, verdeutlicht der Firmen-Chef. Wenn die Dietzenbacher Firma beispielsweise einen Umzug nach München plant, würden Mitarbeiter der DMS für die Arbeiten am Zielort angefragt. „Auf diese Weise sparen wir Anfahrtskosten“, so Arnold. Darüber hinaus sei dieses Vorgehen im Hinblick auf Nachhaltigkeit eine entscheidende Maßnahme.
Enttäuscht zeigt sich der Inhaber des Dietzenbacher Traditionsunternehmens indessen von der Bundesregierung. Angesichts der aktuellen Entwicklungen habe er sich erhofft, dass seine Branche Unterstützung aus Berlin erhalte. Doch wieder einmal stellt Arnold fest: „Wir sind die vergessenen Kinder.“ Sein Sektor habe keine Lobby und das nicht erst seit dem Krieg im Osten Europas.
Arkadiusz Murenia vom Pflegedienst Promed Assista fühlt sich ebenso vom Bund im Stich gelassen. Er hatte gleichermaßen auf eine Entlastung spekuliert. „Die aktuelle Situation wird alle Pflegedienste und vor allem neu gegründete Dienstleister wie uns hart treffen“, macht er deutlich. Schließlich existiere das Unternehmen erst seit 2019. Eine Möglichkeit, Kosten einzusparen oder auf Rücklagen zurückzugreifen gebe es nicht. „In der Pflegebranche existiert man von Monat zu Monat“, so Murenia. Zudem sei es schwierig, für finanzielle Entlastung zu sorgen. Zwar dürfe der Pflegedienst Investitionskosten zu einem gewissen Anteil auf die Kunden umlegen, doch das decke die Ausgaben nicht. Zudem stellt Murenia fest, dass immer weniger Klienten bereit seien, mehr zu zahlen. „Die Anzahl der Menschen, die sich dafür entscheiden, das Pflegegeld zu behalten und ihre Angehörigen selbst zu versorgen, steigt.“ Immerhin habe Promed Assista für die Fahrten einige E-Bikes im Einsatz. Doch das sei nur möglich, solange es warm ist. Während der kälteren Monate sei diese Maßnahme den Mitarbeitern nicht zuzumuten. Deshalb hofft Arkadiusz Murenia, dass sich die Regierung noch einmal für einen Rettungsschirm entscheidet. Der derzeitige laufe schließlich in diesem Monat aus.
Neben Murenia und Arnold befürchtet auch Zsolt Lendjel, Geschäftsführer der Fahrschule Lendjel, neu kalkulieren zu müssen. Er sagt: „Wenn die Situation an den Tankstellen so bleibt, müssen wir die Preise anziehen.“ Möglicherweise erhöhe er den Betrag für die Fahrstunden Ende des Monats um drei bis vier Euro. Allerdings: „Mir ist es wichtig, die Gebühren so lange es geht stabil zu halten“, betont Lendjel. Denn auch er stellt fest, dass die Kaufkraft mit der Pandemie deutlich gesunken sei. Zudem wolle er jedem Interessenten den Führerschein ermöglichen. (Anna Scholze)