Anna Depenbusch bei Burgfestspielen Dreieich: Lieder voller Poesie und Humor
Als sich die Dunkelheit allmählich über die Burgruine legt, steht die Frau in Blau allein auf der Bühne. In den Händen eine Ukulele, kein Verstärker, kein Mikro. Mit dem „Tretboot nach Hawaii“, einem ihrer Klassiker und wie gemalt für einen lauen Sommerabend, entlässt Anna Depenbusch die Besucher der Festspiele am Samstag in die Nacht.
Dreieich – Die haben einen Abend der leisen, zarten Töne genossen, an dem die Hamburger Liedermacherin einen Querschnitt aus ihren sechs seit 2005 veröffentlichen Platten präsentiert. Darunter natürlich viele Stücke vom aktuellen Album „Echtzeit“ mit dem herausragenden „Eisvogelfrau“, einer Hommage an die Mathematikerin Emmy Noether.
Depenbusch ist dieses Mal ohne Band nach Dreieichenhain gekommen. Ein Flügel reicht ihr als Begleiter. Die Künstlerin mit dem strahlenden Lachen ist in Plauderlaune, erzählt von ihrem über 100 Jahre alten Klavier, das sie hat restaurieren lassen. In der Pandemie hat sie zu „Frau Rachals“, wie sie es nach dem Hersteller genannt hat, eine besonders innige Beziehung entwickelt. Jetzt, wo sie wieder auf Tour auftreten könne, sei Frau Rachals natürlich eifersüchtig. Muss sie aber nicht. „Das sind alles nur Flügel für eine Nacht“ – die 44-Jährige hat großen Sinn für Humor.
Und ein sehr feines Gespür für Texte, die voller Poesie sind. „Alle sagen, Du brauchst ein Ziel, vertrau’ auf Dich und Dein Bauchgefühl, doch was passiert, wenn da nichts ist, weil das Ziel du selber bist, es kommt und geht, so wie es will, nur in Bewegung wird es still“, singt sie in „Stadt Land Fluss“. Depenbusch singt aber nicht nur exzellent, sie kann auch pfeifen. Das Publikum eher weniger. Egal: Alle haben bei der Mitpfeifnummer ihre helle Freude. (Frank Mahn)