Widerstand gegen Radschnellverbindung: Anwohner fühlen sich schlecht informiert

Die Anwohner in Dreieich im Kreis Offenbach machen ihrem Unmut Luft. Dabei lehnen sie den Radschnellweg nicht grundsätzlich ab.
Dreieich – In Buchschlag formiert sich Widerstand gegen mögliche Routen der Radschnellverbindung in Dreieich. Die jüngsten Planungen sehen gleich vier Streckenvarianten vor, die durch die Villenkolonie führen. Die Buchschlager Künstlerin Cora Schwindt hat am Sonntagnachmittag ihren Garten im Rudolf-Binding-Weg für eine Diskussion geöffnet. Rund 40 Anwohner und Nachbarn sind gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. 160 Unterschriften gegen diese Trassenführungen haben sie innerhalb weniger Tage gesammelt. Die Listen sollen der Regionalpark Südwest GmbH und dem Magistrat übergeben werden.
„Wir sind nicht gegen den Radschnellweg, ganz im Gegenteil, wir befürworten einen Ausbau für den Radverkehr – aber nicht durch Buchschlag“, sagt Bruno Wagner von der BI Freunde des Radschnellwegs. Die Anwohner haben viele Argumente, warum sie die 1500 bis 2000 Radler, die laut einer Studie täglich den Schnellweg nutzen möchten, nicht vor ihren Haustüren haben möchten: Es geht um hohe Geschwindigkeiten, die besonders die E-Bikes mit sich bringen, und um mangelnde Übersichtlichkeit, die ohnehin schon in den Straßen herrsche. Die damit einhergehende Gefährdung von Kindern und Senioren wird an diesem Nachmittag immer wieder genannt. „Auch für die Radfahrer bedeuten Kinder und Tiere eine Gefahr. Autofahrer, die aus ihren Einfahrten kommen“, sagt Susanne Koeberich.
Radschnellweg in Dreieich (Kreis Offenbach): Bäume müssten gefällt werden
Es geht aber auch um den Verlust von Parkraum, da Teilstücke der Wohnstraßen im Ortsteil nicht breit genug sind, um den ruhenden Verkehr und den Radschnellweg aufzunehmen, und den daraus entstehenden Parkdruck in den Nachbarstraßen. Für den Ausbau des Radschnellwegs müssten im Stadtteil auch Bäume fallen – für die Anwesenden ein erheblicher Verlust an Lebensqualität und Naherholungsraum in ihrem Wohngebiet.
Kerstin Mandel, Buchschlagerin und für die CDU im Parteivorstand und im Stadtparlament, betont, es gehe in der Diskussion nicht nur um die Buchschlager. Sie fordert auch für die Radfahrer einen komfortablen Weg, ohne großen Umweg und Zickzack, diese Nachteile sieht sie bei allen vorgeschlagenen Routen. „Es braucht für einen solchen Radschnellweg eine lange, gerade – eben schnelle Strecke, die asphaltiert, breit genug und gut ausgeleuchtet ist. Hier haben wir eine unübersichtliche Streckenführung mit vielen Knotenpunkten und kreuzenden Verkehren“, führt Mandel aus. Die sogenannte Sommerroute, die von Langen kommend westlich entlang der Bahn verlaufen könnte, würde all die positiven Aspekte erfüllen – für diese Lösung sprechen sich alle rund 40 Besucher im Garten von Cora Schwindt aus.
Dreieich (Kreis Offenbach): Anwohner fühlen sich schlecht informiert
Patrick Xylander, Buchschlager und Mitglied der Grünen im Stadtparlament, sagt, dass es für diese Lösung berechtigte Hoffnung gebe. Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) möchte bekanntlich das Hessische Waldgesetz ändern. „Diese Route war bislang immer ausgeschlossen worden, da dafür Bannwald an der Bahntrasse fallen müsste. Aber inzwischen gibt es vielleicht doch Möglichkeiten, darüber zu diskutieren“, sagt Xylander. Er selbst beurteilt diese Strecke als die beste, auch wenn seine Partei das etwas anders sieht.
Eines kommt in der ruhigen und sachlichen Diskussion aber auch immer wieder durch: Die Bürger in Buchschlag fühlen sich nicht abgeholt und ungenügend informiert von der Stadt und der Regionalpark Südwest GmbH. Das zur Bürgerbeteiligung an der Radschnellverbindung Frankfurt-Darmstadt verteilte Info-Heftchen für den Bauabschnitt Dreieich hat nur die wenigsten Haushalte erreicht. Selbst direkt betroffene Anwohner von Straßenzügen wie Pirschweg, Buchweg, Bussardweg, Hasenpfad oder Sperberweg haben keine Info bekommen. Dass der Radweg überhaupt durch Buchschlag führen soll, haben die Leute aus der Zeitung erfahren. „Es ist auch, sagen wir mal unglücklich, dass die Onlineveranstaltung als Auftakt der Bürgerbeteiligung am 9. Juli war und das geplante Ende schon für Anfang September datiert ist. Das ist voll in der Sommerpause, da macht auch die Politik Sommerpause“, sagt Kerstin Mandel.
Als sich die Versammlung nach gut einer Stunde und bei einsetzendem Regen auflöst, sind sich alle einig: Kampflos und ohne Diskussion wollen die Buchschlager nicht geschehen lassen, dass eine Radschnellwegverbindung durch ihre Straßen gebaut wird. (Von Nicole Jost)