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Bei Hayner Weihnachtsmarkt sehen Standbetreiber und Besucher Verbesserungsbedarf

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Von: Frank Mahn, Nicole Jost

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Der Dreieichenhainer Weihnachtsmarkt ist nach der Corona-Pause und einer Mini-Ausgabe im Burggarten mit neuem Konzept zurück. Das überzeugt nicht jeden.

Dreieich - Der Auftakt ist trostlos, die Zahl der Besucher sehr überschaubar. Das nasskalte Wetter mit Nieselregen mag seinen Teil dazu beitragen, dass zwischen den Buden des Dreieichenhainer Weihnachtsmarktes nur wenige Besucher einen Glühwein schlürfen oder eine Bratwurst verdrücken. Es liegt aber offenbar auch daran, dass sich noch nicht richtig rumgesprochen hat, dass der Markt am zweiten und dritten Adventswochenende bereits freitags eingeläutet wird. Aller Neuanfang ist schwer.

Nach zwei Pandemie-Jahren mit einem komplett ausgefallenen Markt und einer kleineren Ausgabe im Burggarten hatte sich der Gewerbeverein Dreieich um seinen Vorsitzenden Armin Gerhardt entschieden, die Fahrgasse als historische Kulisse außen vor zu lassen und stattdessen auf Burggarten, Burggraben und Burgvorplatz zu setzen. Das auch vor dem Hintergrund der Energiekrise. Die Veranstalter wollen mit maximal 25 Prozent des früheren Stromverbrauchs auskommen.

Dreieich: Immer wieder Stromausfälle auf Hayner Weihnachtsmarkt

Vielleicht wird es noch weniger. Denn zumindest am Samstag fällt in der Budenstadt im Burggarten bei mehreren Hütten immer wieder mal der Strom aus. Auch die Musiker um Sascha Teuber, die klassischen Weihnachtsliedern einen gänzlich neuen jazzigen Anstrich geben, haben ihre Last mit den Mini-Blackouts. Durch den dunklen Burggarten tasten muss sich, wer die beiden Stände der Burgkirchengemeinde und den des Bürgerhauses erreichen will. „Wir sind sehr unglücklich mit dem Standort hier hinten“, sagt Heidi Mühlbach von der Eine-Welt-Gruppe. „Das wird nächstes Jahr hoffentlich anders.“ Über die misslichen Umstände tröstet nicht mal der Umstand hinweg, dass die Kirchengemeinde keine Standmiete zahlen muss.

Nicole Bremer hat einen der schönsten Stände auf dem Hayner Weihnachtsmarkt. Die Floristik-Meisterin verkauft unter anderem beleuchtete Trockenblumen-Kränze.
Echter Hingucker: Floristik-Meisterin Nicole Bremer verbreitet mit ihren mit kleinen Lichterketten beleuchteten Trockenblumenkränzen wunderbar weihnachtliche Atmosphäre. © -Strohfeldt

Sandra Moissl und Ulrike Thiele aus Rödermark waren mit ihren Mützen schon oft auf dem Weihnachtsmarkt in der Hayner Altstadt. Ihre warmen Kopfbedeckungen haben eine lustige Besonderheit: Die Bommel lässt sich austauschen. „Wenn einem nach Kunstfell ist, kann man die plüschige Variante mit einem Druckknopf befestigen, aber wir haben auch schlichte Wollbommeln, die sich ganz einfach austauschen lassen“, erklärt Moissl das Prinzip. Bislang standen sie mit ihrem Anhänger immer auf dem Vieuxtempsplatz. „Der Standort war schon schöner als hier im Burggarten“, sagt Moissl, die mit der Hütte auf der Rückseite Blick Richtung Bühne steht. Verkauft haben sie unterm Strich ordentlich, am schwachen Freitag nicht wirklich viel, am Samstag und Sonntag läuft es besser.

„Wir haben aber durchaus Kritik gehört. Die Besucher sind ein bisschen enttäuscht, weil der Markt so klein und begrenzt ist. Und wenn es noch weniger Kunsthandwerk wird, dann ist es bald eine Kerb“, bedauert Moissl. Ihre Kollegin weiß die Arbeit der Organisatoren dennoch zu schätzen: „Wir wissen, hier steckt viel Herzblut und Ehrenamtsarbeit drin, und alle haben bei diesem Neuanfang ihr Bestes gegeben“, ist Ulrike Thiele überzeugt.

Hayner Weihnachtsmarkt: „Manches sollte man für nächstes Jahr noch mal überdenken“

Whiskyhändler Holger Spahn aus Dieburg ist seit zehn Jahren beim Hayner Weihnachtsmarkt dabei und war früher immer im Palas zu finden. „Dort suchen mich meine Kunden auch und ich hatte dort mehr Platz“, findet Spahn es schade, dass „Bestehendes so grundlegend anders gemacht“ werde. „Ich verstehe die Beweggründe, Corona und die Energiekrise, aber manches sollte man für das nächste Jahr noch mal überdenken.“ Die Liebhaber des Hochprozentigen finden ihn im Burggarten trotzdem – er sagt, selbst der Freitag sei gut für ihn gelaufen. Seine Spezialitäten können die Gäste alle verkosten, zudem bietet er Irish Coffee und Kuchen an.

Horst-Dieter Ebert ist seit mehr als 40 Jahren eine Institution auf dem Hayner Markt. „Der Freitag war eine Katastrophe“, sagt der Dreieicher, dessen Dresdner Christstollen normalerweise nahezu im Minutentakt über die Theke wandern. „Das Konzept ist nicht stimmig“, bedauert Ebert und hofft auf Nachbesserung im nächsten Jahr.

Haben die passenden Kopfbedeckungen für die kalte Jahreszeit: Sandra Moissl und Ulrike Thiele.
Haben die passenden Kopfbedeckungen für die kalte Jahreszeit: Sandra Moissl und Ulrike Thiele. © -Strohfeldt

Hayner Weihnachtsmarkt: „Wir machen jetzt eben einen Weihnachtsmarkt für die Dreieicher“

Einen der schönsten Stände hat die Dreieichenhainerin Nicole Bremer. Die Floristik-Meisterin aus der Familie von Blumen Gerhardt verbreitet mit ihren mit kleinen Lichterketten beleuchteten Trockenblumenkränzen eine derart weihnachtliche Atmosphäre, dass der Stand wie ein Magnet wirkt. „Ich freue mich, dass meine Arbeit, in die ich so viel Herzblut stecke, jetzt hier so gut ankommt“, sagt sie. Für 12,50 Euro ist der kleine Kranz auch ein hübsches Mitbringsel zum Weihnachtskaffee.

Armin Gerhardt, Vorsitzender des Gewerbevereins, der sich viele Gedanken über den Weihnachtsmarkt und Energieeinsparungen gemacht hat, weiß, dass die Veränderungen nicht bei allen gut ankommen. „Aber wir machen jetzt eben einen Weihnachtsmarkt für die Dreieicher. Früher haben wir die Menschen aus Darmstadt, Bad Homburg oder Frankfurt gelockt – da war so viel los, dass die Dreieichenhainer zu Hause geblieben sind. Wir nutzen nur grünen Strom und die Zentrierung auf den Burggarten und vor der Brücke ist überaus gemütlich“, findet er. Dass der Vieuxtempsplatz nicht wie geplant bespielt wird, liegt nach Gerhardts Worten an kurzfristigen Absagen zweier großer Standbetreiber, weswegen die Organisatoren den Platz ganz im Dunklen lassen. (Nicole Jost/Frank Mahn)

Angemerkt: Der große Wurf ist das noch nicht

Es gibt natürlich nichts daran auszusetzen, dass die Veranstalter des Weihnachtsmarktes sparsam mit der Energie umgehen. Es bleibt aber auch festzuhalten: Ohne die Fahrgasse fehlt dem Markt das gewisse Etwas. Die Organisatoren müssen auch mehr dafür werben, dass der Betrieb schon am Freitag startet. Wer auf die Homepage des Gewerbevereins geht, findet eine Uralt-Ankündigung. Ein derart mauer Auftakt wie jetzt aber setzt sich in den Köpfen der Standbetreiber fest. Von denen sind einige ohnehin unzufrieden. Reichlich sinnfrei ist es zum Beispiel, drei Stände auf der Bühne im Burggarten zu platzieren – weitab vom Schuss und im Dunkeln gelegen. Dennoch: Man sollte nun nicht gleich alles in Bausch und Bogen verdammen, aber der Gewerbeverein täte gut daran, sich die Kritik zu Herzen zu nehmen. Denn so ist das Konzept unrund. (Frank Mahn und Nicole Jost)

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