Blutmond als Spektakel - Besondere Stimmung „Auf der Hub“

Götzenhain - Es war ein Public Viewing der anderen Art: Der Blutmond hat am Freitagabend viele Menschen an exponierte Stellen gezogen, wo sie gemeinsam gen Himmel blickten und sich an dem Schauspiel erfreuten. Mittendrin: der Götzenhainer Astro-Fotograf Stephan Heinsius. Von Markus Schaible
„Damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt Stephan Heinsius. Der Fotograf war bereits morgens mit dem Fahrrad zu den potenziellen Beobachtungsorten gefahren und hatte sich einen genauen Plan gemacht, wann er wo sein wollte, um möglichst viele und unterschiedliche Bilder von der längsten totalen Mondfinsternis des Jahrhunderts zu bekommen. Doch dann findet er sich plötzlich inmitten von so vielen Leuten „Auf der Hub“ nahe der Stangenpyramide wieder, dass er seinen Beobachtungsstandort nicht mehr wie geplant wechseln kann und somit nicht an sein „nachgeführtes“ Teleskop kommt, das er zu Hause bereitgestellt hat. Dafür erlebt er „eine grandiose Astro-Show mit hunderten, wenn nicht gar 1000 Menschen“. Und tolle Fotos macht er auch dort.
„Ich kenne den Ort seit etwa 50 Jahren, aber noch nie habe ich so viele Menschen – und Autos – dort erlebt“, berichtet der leidenschaftliche Sternen-Fotograf. „2003 habe ich dort bereits eine Mondfinsternis in der Dämmerung beobachtet.“ Doch damals seien keine weiteren Menschen dabei gewesen – allerdings war das frühmorgens.

Dieses Mal beginnt das Himmelsschauspiel bereits kurz nach Sonnenuntergang. Und der Dunst, der im Laufe des schwülheißen Tages immer weiter zugenommen hatte, sorgt dafür, dass der Mond, der um 21.18 Uhr am Horizont über dem Höchsten in Götzenhain hervorkommen sollte, erst mal gar nicht zu sehen ist. Um 21.30 Uhr beginnt die Totalität, also der Eintritt des Erdtrabanten in den Kernschatten – und noch immer ist nichts zu entdecken. „Bis der verfinsterte Mond durchkommt, muss es noch viel dunkler werden“, hat der Fachmann längst erkannt.
Um 21.45 Uhr gelingt ihm dann mit einem 400-Millimeter-Objektiv das erste Foto, auf dem der Mond als blasse, aber schon rote Scheibe zu erkennen ist. Und dann wird es minütlich besser. Dabei ist auf den Bildern auch zu sehen, was mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist: Immer wieder decken kleinere Wolken den Mond teilweise ab.
Später dann, wieder zu Hause, gelingen Heinsius in der partiellen Phase nach der Totalität auch „nachgeführte“ Fotos, bei denen das Teleskop dem Mond folgt. „Es war ein grandioses Erlebnis!“, sagt er hinterher. Und freut sich schon auf die nächste totale Mondfinsternis am 21. Januar 2019.