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Ein Brunnen für den Heckenborn

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Von: Frank Mahn

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Dieser Güterstein, den Wilhelm Ott vor Baubeginn im Heckenborn gesichert hat, soll seinen Platz neben dem Brunnen bekommen. Die Quelle ist nur einen Steinwurf entfernt. - Foto: zcol
Dieser Güterstein, den Wilhelm Ott vor Baubeginn im Heckenborn gesichert hat, soll seinen Platz neben dem Brunnen bekommen. Die Quelle ist nur einen Steinwurf entfernt. - Foto: © zcol

Dreieich - Mehr als 80 Prozent der Grundstücke im Heckenborn sind inzwischen bebaut und die Stadt setzt zum Endspurt an. Im Herbst sollen die Straßenbauer kommen, zudem soll der Grünzug angelegt werden, der durch das neue Wohngebiet läuft. Von Frank Mahn

Auf Initiative der Freunde Sprendlingens wird der Heckenborn außerdem durch einen Brunnen bereichert. „Wir wollen eine Möglichkeit schaffen, dass sich die Neubürger mit dem Heckenborn identifizieren können“, sagt Wilhelm Ott, umtriebiger Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde. „Kleindenkmäler können Kristallisationspunkte für ein Heimatgefühl sein. Insbesondere wenn sie einen historischen Hintergrund haben.“ Ott hat den Plan für den Brunnen mit anderen Mitstreitern aus den Reihen der Freunde Sprendlingens ausgeheckt.

Bis er zur Umsetzungsreife gelangen konnte, tauchten die Heimatkundler tief in die Recherchearbeit ein. Benannt ist das Baugebiet nach dem Flurstück „Am Heckenborn“. So weit, so gut. Eine Quelle mit dieser Bezeichnung war hingegen nicht bekannt. Das weckte den Ehrgeiz der Lokalhistoriker. „Für uns stellte sich die Frage, ob es noch einen Heckenborn gibt und wo er denn sprudelt oder sprudelte“, schildert Ott. Die Suche begann, Luftbildaufnahmen und alte Landkarten wurden herangezogen, Entwässerungsgräben untersucht. Eine erste Fundstelle nahe der Autobahnbrücke am Kompostplatz sah verdächtig aus, war aber ein Schuss in den Ofen.

Auf einem Plan der Landschaftsarchitekten Eurich und Gula hat Wilhelm Ott den Brunnen-Standort rot markiert.
Auf einem Plan der Landschaftsarchitekten Eurich und Gula hat Wilhelm Ott den Brunnen-Standort rot markiert. © p

Den entscheidenden Hinweis lieferte ein Büchlein des 1967 verstorbenen Heimatforschers Karl Nahrgang. Der hatte geschrieben, dass der Heckenborn durch den Gänsgraben entwässert wird, nicht durch den Bornwaldgraben. Außerdem erwähnte er eine wasserreiche Stelle. Auf einer Sprendlinger Gemarkungskarte aus den siebziger Jahren ist der Gänsgraben zum Glück gut zu erkennen. Das war der Durchbruch, auch wenn der Graben heute zugeschüttet ist. Der Vergleich mit dem Luftbild bestätigte die Theorie, dass der Heckenborn am Ende des Gänsgrabens zu finden sein musste. Nahe einer Eiche, aber dummerweise von Brombeerbüschen überwuchert. Wilhelm Ott und seins Vereinskollege Erhard Haller rüsteten sich für eine „Expedition“, zogen dicke Jacken, Handschuhe und Gummistiefel an. Gut geschützt bahnten sie sich einen Weg durch die Hecken – und wurden fündig. „Plötzlich standen wir im Wasser. Der Heckenborn macht seinem Namen alle Ehre“, erzählt Ott.

Die erste Idee, genau dort einen öffentlich zugänglichen Brunnen zu rekonstruieren, fand bei den Natur- und Wasserschutzbehörden kein Gehör. Ott wandte sich an Ersten Stadtrat Martin Burlon. Schnell war man sich einig, den Brunnen auf einem städtischen Gelände unweit der Quelle anzulegen. Die Planung sieht als Standort ein dreieckiges Areal im Osten der Grünzunge und am vorgesehenen Verbindungsweg zur Autobahnbrücke vor. Für den Weg schlagen die Freunde Sprendlingens übrigens die Bezeichnung „Am Katzenpfad“ vor, so heißt ein in der Nähe gelegenes Flurstück.

Nicht nur die Geschichte der Heckenborn-Suche ist mit spannenden Details gespickt. Auch die Historie des Brunnens ist eine besondere. Das Bruchstück einer steinernen Kanzel, die als Grundlage dient, stand von 1969 bis 1986 in der Erasmus-Alberus-Kirche. Sie musste einer mobilen Kanzel weichen. Teile des alten Exemplars lagerte die Gemeinde im Kirchgarten, der später in Teilen verkauft wurde. Die Freunde Sprendlingens nahmen die Sandsteine in Gewahrsam, mit der Absicht, sie im öffentlichen Raum zu nutzen.

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Um den Brunnen herum wird ein Platz mit Grün, einer Bank und einer Infotafel entstehen. Dazu gesellt sich ein Grenzstein, den Wilhelm Ott im Heckenborn gesichert hatte, bevor dort die Bagger anrollten. Der Brunnen, dessen Einweihung für nächstes Jahr vorgesehen ist, wird mit einer Handpumpe ausgestattet, was für Freude bei der jüngeren Generation im Baugebiet sorgen dürfte. So ein Wasserspielplatz ist eine feine Sache und eine erfrischende Ergänzung zu den Geräten, an denen sich die Kinder austoben können, wenn der Spielplatz in der Grünzunge 2019 eröffnet wird.

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