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Das Modell SC Hessen Dreieich ist am Ende

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Von: Frank Mahn

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Im Hahn-Air-Sportpark wird bald die neue U23 der Frankfurter Eintracht zu Hause sein. Der SC Hessen, hier in einem Spiel gegen Wormatia Worms, hat den Rückzug seiner Hessenliga-Mannschaft angekündigt.
Im Hahn-Air-Sportpark wird bald die neue U23 der Frankfurter Eintracht zu Hause sein. Der SC Hessen, hier in einem Spiel gegen Wormatia Worms, hat den Rückzug seiner Hessenliga-Mannschaft angekündigt. © hartenfelser

Der SC Hessen Dreieich hat am Wochenende ein Testspiel gegen den FV Bad Vilbel mit 4:2 gewonnen. Der Sieg ist ein Muster ohne Wert. Zwar hat das Hessenliga-Team noch die Chance auf den Aufstieg in die Regionalliga, die ist aber nur theoretischer Natur. Club-Besitzer Hans Nolte hat den Rückzug verordnet, der Verein wird wohl gar keine Mannschaft mehr melden, außer vermutlich im Nachwuchsbereich.

Dreieich - Im Hahn-Air-Sportpark der Dreieicher Sportstätten Betriebs- und Marketing GmbH (DSBM), hinter der ebenfalls Nolte steht, spielt künftig die U23, mit der die Frankfurter Eintracht nächste Saison in der Hessenliga an den Start gehen wird (wir berichteten). Auch geht das Gerücht um, dass die Bundesligafrauen der SGE dort heimisch werden sollen.

Zur Eintracht hatte der SC Hessen schon immer eine große Affinität. Nur zwei Beispiele: Ex-Nationalspieler Rudi Bommer arbeitete mehrere Jahre erfolgreich als Trainer in der Lettkaut, Eintracht-Urgestein Charly Körbel war drei Jahre Vize-Präsident, ehe er sich 2019 mit Mäzen Nolte über- und die Brocken hinwarf. In einem Interview mit unserer Zeitungsgruppe vor ein paar Tagen hatte Bommer gesagt, der Einstieg der Eintracht beim SC Hessen sei von Beginn an Noltes Ziel gewesen. Dazu zählte die Vision einer deutsch-chinesischen Fußballakademie, die sich aber nach viel Tamtam und reichlich Protest in Luft auflöste. Genauso wie das Projekt eines International Soccer Clubs Rhein-Main im Jahr 2020. Generell ist festzuhalten: Seit Gründung des SC Hessen 2013 gab es in Dreieichs Fußball-Landschaft aus verschiedensten Gründen immer wieder Unruhe. Die Clubs, die sich dem SC Hessen als Partnervereine anschlossen, fühlten sich nie als gleichwertige Partner. „Wir wurden häufig vor vollendete Tatsachen gestellt“, berichtet ein Jugendleiter, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Mit der SPD kommentiert jetzt die erste Partei die neue Entwicklung. Man sei „sehr enttäuscht vom ruhmlosen Ende“ des SC Hessen und der DSBM, so Fraktionsvorsitzender Holger Dechert. Aus seinen Zeilen spricht massive Verärgerung. Den Sportvereinen und auch der Politik seien große Versprechungen gemacht worden mit dem Konzept, den Fußballsport in Dreieich auf professionellere Beine zu stellen. „Und nun erfahren wir aus der Presse, dass alles nur eine Luftnummer war und das Ende des SC Hessen mit Übergabe des Sportgeländes in der Lettkaut an die Eintracht schon immer so geplant gewesen wäre“, ist Dechert stinksauer.

Die Vereine hätten alle ihren vereinbarten Beitrag zu Noltes Konzept geleistet und würden nun im Regen stehen gelassen, „da die vereinbarten Zahlungen jetzt ausbleiben“, kritisiert der SPD-Fraktionsvorsitzende. Dazu muss man wissen: 2017 hatte die DSBM mit den örtlichen Fußballvereinen Sponsoringverträge abgeschlossen. Seither bekamen sie jährlich aus einem Spendenpool der örtlichen Wirtschaft Geld, das hauptsächlich in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen floss. In Coronazeiten wurden die Zahlungen eingestellt, weil sich Sponsoren zurückzogen. Nach Informationen der Redaktion ist der Topf im Dezember aufgelöst worden, 20 000 Euro wurden abschließend für die Nachwuchsarbeit ausgeschüttet. Die Laufzeit des Fördervertrags wäre im Juni regulär ausgelaufen.

Die SPD begrüßt zwar die Übernahme des Geländes durch die Eintracht und hofft auf ein langfristiges und nachhaltiges Engagement des Bundesligisten, aber im Konstrukt der DSBM sei immer vorgesehen gewesen, den Sportpark auch für die Dreieicher Nachwuchsförderung zu nutzen. Mit dem Verkauf sei zu befürchten, dass das Gelände endgültig der öffentlichen Nutzung entzogen werde, mutmaßt die SPD. Allerdings ist öffentlich nicht bekannt, ob der Sportpark verkauft oder verpachtet wird. Die DSBM äußert sich dazu bislang nicht, ebenso wenig wie zu den Gründen des Rückzugs.

Für Dechert steht fest: „Nach der umfangreichen Unterstützung, die der SC Hessen von der Dreieicher Kommunalpolitik jahrelang erhalten hat, und der Prügel, die wir dafür einstecken mussten, dürfen wir nun die Scherben zusammenkehren und die Vereinsförderung neu aufstellen.“

Bürgermeister Martin Burlon bestätigt derweil auf Anfrage, dass im Rathaus weiterhin am Bebauungsplan Lettkaut gearbeitet werde, der unter dem Rubrum „Sport-, Bildungs- und Freizeitcampus“ firmiert. Bestandteil dieses Plans, der dazu dienen soll, alle von Vereinen genutzten Flächen in dem Gebiet dauerhaft zu sichern, sind eine Fußballschule und eine Sporthalle, die die DSBM auf ihrem Stadionareal bauen möchte. Außerhalb des Sportparks sind ein Fußballplatz, ein kleinerer Trainingsplatz und ein weiterer Parkplatz vorgesehen. Dieser Planungsansatz, 2019 im Bürgerhaus vorgestellt, „besteht immer noch“, so Burlon. Als nächster Schritt sei die Auslegung des Entwurfs mit öffentlicher Beteiligung vorgesehen. » Angemerkt

Von Frank Mahn

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