Dreieicher Gemeinschaftspraxis Möbius und Ecker: Nach 43 Jahren ist Schluss

Gemeinsamer Start in die Pension: Zwei Zahnarzt-Brüder aus Götzenhain beenden gemeinsam die Arbeit in ihrer Praxis. Die Nachfolge ist sicher.
Dreieich - „Als am Montag um sieben der Wecker geklingelt hat, wollte ich schon aufspringen. Dann ist mir eingefallen, ich muss ja gar nicht mehr aufstehen“, erzählt Reinhart Möbius (73) mit einem Lächeln. Nach 43 Jahren hat der Zahnmediziner den Bohrer aus der Hand gelegt. Die Gemeinschaftspraxis mit seinem Bruder Stefan und Partner René Ecker im Heckenweg in Dreieichenhain gehört der Vergangenheit an. Ein junges Team hat dort bereits übernommen.
Im Juni 1979 eröffnet Reinhart Möbius gemeinsam mit Heinrich Böhmer seine erste Praxis, damals noch im ersten Stock in der Hanaustraße 3-7. „Mein Vater, selbst angestellter Buchhalter, hat mir mit auf den Weg gegeben: Lerne etwas, wo du dein eigener Herr sein kannst. Eigentlich wollte ich Tontechniker werden“, erinnert sich Reinhart Möbius. 1986 kam sein Bruder Stefan (66) dazu, für ihn hatte der Vater eine Karriere als Steuerberater vorgesehen.
Bewegtes Leben der Brüder aus Götzenhain in Dreieich
„Aber ich wollte gerne mit meinem Bruder zusammenarbeiten. Wir haben uns immer gut verstanden. Auch wenn das bedeutete, dass ich fünf Jahre auf einen Studienplatz warten musste“, erzählt Stefan Möbius, der vorher fast noch Pilot geworden wäre. Dr. Böhmer scheidet 1987 aus. 2003 zieht die Praxis in den Heckenweg, seit 2014 ist René Ecker (66) an Bord. Jetzt ist das Trio, die Brüder aus Götzenhain und der befreundete Zahnarzt aus Heusenstamm, gemeinsam in Pension gegangen.
„Zahnarzt ist ein sehr schöner Beruf. Die Zähne sind zunächst einmal von der Anatomie sehr ähnlich, aber jeder Patient und seine Probleme sind anders. Es ist jedes Mal eine neue Herausforderung“, erklärt Stefan Möbius die Faszination an dem Beruf. „Es ist auch ein gutes Gefühl, wenn wir einem Patienten die Schmerzen nehmen können und seine Zähne anschließend wieder kaufähig sind“, ergänzt Reinhart Möbius. „Es ist sehr viel Feinmechanik auf engem Raum. So ein Mund ist ziemlich klein und letztlich ist es eindeutig eine sehr handwerkliche Tätigkeit – auch wenn sich der Beruf mit den Jahrzehnten durch den medizinischen Fortschritt sehr stark weiterentwickelt hat“, erläutert René Ecker.
Zahnärzte in Dreieich: Auch Patienten haben sich verändert
Aber auch die Menschen haben sich verändert: Reinhart Möbius hat beobachtet, dass die jungen Leute heute viel mehr Wert auf Zahnhygiene legen. „Sie bekommen schon im Kindergarten eingeimpft, wie wichtig das ist. Das ist gut und sorgt später auch entsprechend für weniger Probleme.“
Manche Aufgaben sind dank der Technik, zum Beispiel extrem hochauflösender Röntgengeräte, einfacher geworden. Immer mehr zugenommen hat mit den Jahren leider der bürokratische Aufwand in der Praxis. Auch die Suche nach gutem Personal ist schwieriger geworden. Gab es früher so viele Bewerbungen für Ausbildungsplätze, dass sich das Trio die Besten aussuchen konnte, hat das Interesse stark nachgelassen. Darüber müssen sich jetzt ihre Nachfolger Gedanken machen. Dennoch: Der Abschied fällt nicht leicht: „Wir haben uns lange Gedanken gemacht, schließlich waren wir Zahnärzte mit Feuer und Flamme und haben uns bei vielen Patienten persönlich verabschieden können“, sagt Reinhart Möbius. „Das gab auch manchmal Tränen“, berichtet René Ecker.
Praxis übernommen: Nachfolge der Zahnärzte in Dreieich gesichert
Die Doktoren haben aber in kompetente Hände übergeben: Am 1. Juli haben Kristin Zieglgänsberger, Master of Science Kieferorthopädie, und Dirk Weiser, Zahnarzt und Zahntechniker, die Praxis übernommen. Die Mitarbeiter sind alle für das neue Team übernommen worden.
Und was kommt jetzt? „Morgens länger Zeitung lesen, mehr Zeit für mehr Sport und wenn ich unterwegs bin, kann ich künftig spontan länger dort bleiben, wo es schön ist. Kein Zeitdruck mehr, weil Patienten warten“, freut sich Stefan Möbius. Sein Bruder Reinhart möchte mehr Zeit mit den drei Enkeln verbringen, mit seiner Frau wieder mehr Bridge spielen und seiner Briefmarkensammlung mehr Zeit widmen. René Ecker wird künftig mehr Tennis spielen und sich verstärkt um seine hochaltrige Mutter kümmern. „Ich muss mich noch konzentrieren, morgens nicht aus dem Bett zu springen und die weiße Hose anzuziehen“, sagt er lachend. Auch er wird sich an die Vorzüge des Pensionär-Daseins gewöhnen. (Von Nicole Jost)
Ebenfalls verabschiedet sich die Leiterin der Stadtbücherei in Dreieich in den Ruhestand. Doris Bohländer-Schäfer ist sich sicher: Das beste kommt erst noch.