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Die Dreieicherin Leonie Jakobi hat am Liverpool Institute for Performing Arts ihren Abschluss gemacht

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Von: Nicole Jost

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Hat sich in Liverpool musikalisch enorm weiterentwickelt: Leonie Jakobi spricht von der bislang besten Zeit ihres Lebens.
Hat sich in Liverpool musikalisch enorm weiterentwickelt: Leonie Jakobi spricht von der bislang besten Zeit ihres Lebens. © robin clewley

Mit einem rauschenden Konzert hat sich Leonie Jakobi im Sommer 2018 im Burggarten von Familie, Freunden, musikalischen Wegbegleitern und Fans verabschiedet. Danach hat die junge Musikerin ihr Bündel gepackt, um am Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA) zu studieren. Jener Universität, die Paul McCartney, Sänger, Songwriter und Bassist der Beatles, zur Förderung junger Musiker 1996 gegründet hat.

Dreieich - Jetzt, drei Jahre später, hat die 25-Jährige ihren Abschluss in der Tasche: „Hinter mir liegt die bislang beste Zeit meines Lebens!“, sagt sie voller Begeisterung: „Ich liebe Dreieichenhain wirklich sehr, aber ich habe unterschätzt, wie viel mehr und anderes es noch gibt auf der Welt.“

Es sei „unglaublich inspirierend“, in Liverpool so viele Musiker um sich herum zu haben, sich auszuprobieren, sich den ganzen Tag mit Musik zu beschäftigen, eigene Songs zu schreiben, befreundete Musiker bei Gigs und Festivals zu sehen und natürlich selbst aufzutreten. Auch wenn die Pandemie Auftritte lange ausgebremst hat, sieht die LIPA-Absolventin selbst darin etwas Gutes: „Nie wieder werde ich so viel Zeit haben, Songs zu schreiben und zu üben. Das hat meine Musik verändert, besser gemacht. Vielleicht ist es auch ganz simpel und sie ist einfach erwachsener geworden“, erklärt sie lachend.

Die Musikszene in Großbritannien sei so viel größer und gleichzeitig aber so viel bestärkender als in Deutschland. Die Kollegen kritisieren sich nicht untereinander, sie geben lediglich Tipps, helfen und es gibt viel Bestätigung. „Ich mache Musik auf der Bühne, seit ich 13 Jahre alt bin. Es gab immer viele Meinungen um mich herum, ich versuchte mich anzupassen. Hier habe ich mich zum ersten Mal gefragt, was ich eigentlich will. Die drei Jahre Uni sind eher eine Art Künstler-Entwicklung. Ich hatte die Chance herauszufinden, was zu mir passt. Das war sehr befreiend“, betont sie.

Ein Höhepunkt des Studiums ist die Besprechung der eigenen Songs mit Paul McCartney. „Ein paar Studenten eines jeden Abschlussjahrgangs haben dieses besondere Glück, ich war dabei“, berichtet Leonie Jakobi. Corona verhindert, dass sie und der Ex-Beatle in einem Raum sitzen können. Die Dreieicherin trifft den Superstar via Leinwand, in einem dunklen Raum. Sie alleine, mit ein paar Technikern im Hintergrund, die dafür sorgen, dass die Leitung steht. „Es war unglaublich. Paul McCartney ist ein so freundlicher, höflicher und bodenständiger Mensch. Ich habe mich natürlich vorher sehr genau gefragt, über was ich mit ihm reden will. Ich habe weit über 1 000 Seiten Biografien gelesen. Ich wollte meine Zeit nicht damit verschwenden, ihn zu fragen, wie es für ihn war, Teil der Beatles zu sein. Aber ich hatte auch keine Angst. Dieser Mann hat schon alles gesehen. Ich werde ihn nicht enttäuschen.“ Also spricht sie mit ihm über ihre Songs, spielt ihm drei Stücke vor. Sie bekommt Tipps. „Es ist surreal, wenn Paul McCartney deine eigenen Zeilen singt“, erzählt die Musikerin. Sie hat ihn gefragt, ob er manchmal Sorge hat, dass die Songs, die er schreibt, vielleicht zu unterschiedlich sind, um sie auf einem Album aufzunehmen. Er antwortet: „Das was alle Songs verbindet, bist Du und Deine Stimme. Das genügt!“

Und wie geht es jetzt weiter? Derzeit arbeitet Leonie Jakobi bei einem sehr großen Instrumentenvertrieb. Sie organisiert den Social-Media- Auftritt des Unternehmens. „Das macht gerade Sinn, es ist eine Hintertür zur Musikindustrie. Das passt absolut zu meinem Weg“, ist Jakobi zufrieden. Und es finanziert ihr das erste eigene Zuhause, nachdem sie in ihrer Studienzeit in WGs gelebt hat. Nebenher bleibt Zeit, die eigene Karriere voranzutreiben. Es steht außer Frage, dass sie in England bleibt. Zu gerne lebt die Mittzwanzigerin in Liverpool. „Ich weiß, es ist nicht der entspannteste Lifestyle, Musiker zu sein. Aber es gibt eine breite Spannweite zwischen Anfänger und großer Album-Tournee. Ich schaue einfach, was kommt.“ Auf die Frage, wo sie sich in zehn Jahren sieht, antwortet Leonie Jakobi ohne eine Sekunde zu zögern: „Ich werde meine Songs spielen, in der ganzen Welt, meine Gitarre im Gepäck. Ganz ehrlich, alles was bis jetzt musikalisch passiert ist, hat alles übertroffen, was ich mir jemals gewünscht habe. Das, was noch kommt, ist ein geiler Bonus.“ Sie arbeite heute schon mit Leuten zusammen, die sie früher angehimmelt habe.

Bei aller Begeisterung für das Musiker-Leben in England wird Leonie Jakobi ihre Wurzeln in Dreieichenhain natürlich nicht vergessen. „Ich freue mich auf Weihnachten zu Hause und nächstes Jahr an Kerb bin ich auf jeden Fall wieder dabei!“

Von Nicole Jost

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