Digital-Truck des Landes zu Gast in Dreieich

Der kleine Roboter aus blauen, roten und orangefarbenen Bausteinen fährt blinkend und mit „Miau“-Geräuschen über den glatten Boden des gläsernen Klassenzimmers, das in zweifacher Ausführung in dieser Woche auf dem Schulhof der Grundschule am Hengstbach in Dreieich gastiert. Auf dem kleinen Display der Konstruktion läuft wiederholend ein Schriftzug mit der Frage:
Dreieich - „Wer will mit mir zocken?“. Julian und David, beide Schüler der Klasse 4b, jubeln: „Er fährt und die Schrift ist zu sehen – wir haben es geschafft!“, sind die beiden Jungs von ihrer gelungenen Teamleistung begeistert.
Nach nur zwei Stunden Unterricht in der „mobilen Digitalschule“ haben alle Kinder der 4b in Zweierteams kleine Roboter zusammengebaut und mit Hilfe des i-Pads selbst programmiert. Über das Computerprogramm können die Schüler dem digitalen Gefährten sogar ein paar Kunststücke wie Blinken, Geräusche oder eben Schriftzüge auf dem Display „beibringen“. Die Unterrichtseinheit im Digital-Truck des hessischen Kultusministeriums soll bei den Kindern im Grundschulalter die Neugier auf die Möglichkeiten der Digitalisierung wecken. Kindgerecht und spielerisch können sie sich ausprobieren und haben in den unterschiedlichen Modulen schnelle Lernerfolge. Neben dem Baustein „Robotics“ können sich die Dritt- und Viertklässler noch bis Freitag in der Entwicklung von digitalen Filmen oder Büchern üben.
Der Digital-Truck ist an den hessischen Schulen sehr begehrt. In Stadt und Kreis Offenbach macht er in diesem Halbjahr jeweils nur an einer Schule Station. „Das ist wie ein Sechser im Lotto für uns“, freut sich Schulleiter Ruwen Guggenberger. Er hat sich für das Projekt schon im vergangenen Jahr beworben, jetzt kommt seine Schule zum Zug. „Das ganze Konzept ist super. Kinder werden grundschulgerecht ans Programmieren herangeführt“, erklärt Guggenberger. Dazu erhalten die Lehrer vom begleitenden Medienteam eine Schulung und sogar die Eltern können sich zu einem eigenen Workshop im Digital-Truck anmelden. Also sitzt die komplette Schulgemeinde im Digital-Boot – das soll die Nachhaltigkeit des Projektes gewährleisten „Ich habe am Medienzentrum schon angefragt, ob die Sets, mit denen wir gearbeitet haben, für uns als Schule ausleihbar sind“, kündigt der Schulleiter an, seinen Schülern das digitale Lernen weiterhin nahe bringen zu wollen.
Susanne Meißner, Leiterin des Staatlichen Schulamts in Offenbach, nutzt die Chance, um den Sprendlinger Kindern bei ihren ersten Programmier-Erfolgen über die Schulter zu schauen. „Es ist gut zu beobachten, mit welcher Freude und Konzentration die Kinder an den Robotern arbeiten“, so die Schulamts-Chefin. Sie erklärt, dass die Schulen für den Digital-Truck ausgewählt werden, die ausreichend Platz auf dem Schulhof und darüber hinaus eine besondere Affinität zur Digitalisierung haben.
Für Simone Raimondi, Klassenlehrerin der 4b, ist der Digital-Truck nicht nur wegen der Lerninhalte ein Erfolg – sie schätzt das Angebot auch aus pädagogischer Sicht: „Ich habe heute Schüler erlebt, die im Unterricht eher zurückhaltend und schüchtern sind, die in diesen Stunden aus sich heraus gekommen sind und viel Selbstbewusstsein tanken konnten. Andere, die sich sonst eher schwer konzentrieren können, waren komplett fokussiert auf die Entwicklung ihres Roboters. Klasse!“, ist die Klassenlehrerin begeistert.
Von Nicole Jost