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Riesen-Schweinerei: Zig Tonnen Bauschutt im Wald - Stadt stellt Strafanzeige

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Einfach unfassbar: Diesen riesigen Haufen Betonschutt entdeckte ein Spaziergänger im Wald zwischen Offenthal und Messel. Foto: jost
Einfach unfassbar: Diesen riesigen Haufen Betonschutt entdeckte ein Spaziergänger im Wald zwischen Offenthal und Messel. © Jost

Der Müllberg, den Umweltsünder in der vergangenen Woche auf dem Waldweg zwischen Offenthal und Messel an der L3317 abkippten, wurde Mittwoch Vormittag in einer mehrstündigen Aktion weggeräumt.

Update, 9. Mai, 17:53 Uhr: Der Verdacht hat sich bestätigt: Der riesige Berg von Bauschutt, der Anfang April auf einem Waldweg an der L 3317 zwischen Offenthal und Messel abgekippt worden war, stammt von einer Baustelle in Langen, genauer vom Abriss eines Hauses in der Straße Vor der Höhe. Aber: Unklar ist nach Angaben der Polizei noch, wer für die Sauerei verantwortlich ist.

Förster Manfred Schröpfer, der nach dem Hinweis eines Spaziergängers als Erster den Schandfleck in der Natur begutachtet hatte, lag mit seiner Vermutung goldrichtig. Schröpfer fand Unterlagen für eine Heizungsanlage, die direkt zu besagter Baustelle führten.

Update, 10. April, 20:45 Uhr: Nach und nach arbeitete sich der Bagger durch die Betonreste. Petra Klink, Geschäftsführerin des Dienstleistungsbetriebs Dreieich und Neu-Isenburg, beobachtete die Arbeiten. „So sieht professionelle Trennung von Bauschutt aus. So hätte das eigentlich auf der ursprünglichen Baustelle gemacht werden müssen!“, sagte sie.

Der DLB musste ein Unternehmen beauftragen, das den riesigen Beton-, Metall-Holz- und Plastik-Berg wegräumt, weil er selbst kein Gerät hat, um 30 Kubikmeter Bauschutt abzutransportieren. Inzwischen ist klar: Vermutlich wird dieses Umweltvergehen doch ein Fall für die Polizei. Inmitten des Betons steckten nämlich Reste einer Heizungsanlage: „Da können umweltschädliche Substanzen austreten und dann wird aus einem Ordnungsdelikt eine Straftat“, sagte Andreas Feldmann, Fachbereichsleitung Steuerungsunterstützung und Service im Dreieicher Rathaus. Er hat im Namen der Stadt bereits Strafanzeige gestellt. Der Müll wurde nun in drei Container nach Materialien getrennt sortiert und für mögliche spätere Untersuchungen gesichert. Vorerst wird er nicht entsorgt.

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Mühsame Aufräumarbeiten waren es gestern im Wald bei Offenthal. Zudem suchten DLB-Mitarbeiter im großen Müllberg per Hand nach Hinweisen auf die Verursacher. © Jost

Unterdessen wurden die DLB-Mitarbeiter zu Detektiven im Schutthaufen: Sie sammelten eine alte Sat-Anlage und etliche Papierfetzen aus dem Geröll. „Das nehmen wir mal mit und versuchen es zusammenzupuzzeln, vielleicht sind da ja noch wertvolle Hinweise zu finden“, sagte Markus Göbel vom DLB. Die Untersuchungen, ob der Bauschutt tatsächlich von einem Langener Hausabriss stammt – wie der Revierförster Manfred Schröpfer aus Dokumenten ermittelt hatte – , dauern derweil an.

Riesen-Schweinerei zwischen Offenthal und Messel

Erstmeldung vom 5. April 2019: Dreieich – Aus dem Berg von großen Betonbrocken ragen Metallverstrebungen und Plastikreste. Einen Haufen Papiere hat es schon zwischen die Bäume geweht und ein orangener Plastikeimer leuchtet aus der Schuttansammlung heraus.

Der riesige Abfallhaufen inmitten der Offenthaler Waldidylle gehört eindeutig auf eine Mülldeponie – vermutlich hat eine Abbruchfirma eine Lkw-Ladung voller Bauschutt auf dem Waldweg zwischen Offenthal und Messel an der L 3317 entsorgt. Offensichtlich ist der Fahrer in einer Nacht- und Nebelaktion rückwärts bis an eine rund hundert Meter im Wald stehende Schranke gefahren und hat seinen Abfall abgekippt. Ein Schandfleck in der Natur.

„Das ist eine riesige Sauerei“, wählt Revierförster Manfred Schröpfer vom Forstamt Langen deutliche Worte für diesen Frevel. Ihm wurde die verbotene Ladung gemeldet und er macht sich natürlich sofort selbst auf den Weg, um sich den Schaden anzuschauen. Der Revierförster schaut nicht nur – er wird auch detektivisch tätig: „Ich habe den Haufen untersucht und bin prompt fündig geworden“, berichtet Schröpfer. Die Unterlagen für eine Heizungsanlage aus dem Jahr 2003/2004 führen den Mitarbeiter des Forstamts Hessen nach Langen. Auf der Baustelle stehen noch die Bagger, der Abriss des Hauses kann erst wenige Tage her sein. „Jetzt sollte es doch ein leichtes Spiel sein, den Verursacher ausfindig zu machen“, hofft Schröpfer, dass die Polizei konsequent ermittelt.

Auch interessant: Das Forstamt Langen warnt vor Gefahren im Wald von Dreieich: Bürger sollen Gebiet meiden. 

Dreieich: Mehr Bauschutt im Wald

Bauschuttablagerungen in den Wäldern der Region sind rasant gestiegen. Erst vor drei Monaten war ein ähnlicher Fall in Dreieichenhain aufgetreten, damals lag eine Wagenladung Dachpappe im Wald. „Möglicherweise steht das sogar in direktem Zusammenhang mit dem Beton in Offenthal“, vermutet der Revierförster.

Auch die Kollegen in Darmstadt hätten in den vergangenen Monaten immer wieder mit größeren Müllladungen zu kämpfen. „Jetzt haben wir die Chance, mal einen Täter zu erwischen. Das ist eine solche Dreistigkeit. Diese Leute kassieren die Entsorgung von den Bauherren ab und laden den Kram im Wald ab“, ist Schröpfer fassungslos.

Erst im Dezember hatten Unbekannte eine Ladung Isoliermaterial und Dachpappe in ein Waldstück bei Dreieichenhain gekippt. Foto: polizei
Erst im Dezember hatten Unbekannte eine Ladung Isoliermaterial und Dachpappe in ein Waldstück bei Dreieichenhain gekippt. © Polizei

Das Problem mit dem Müllberg in Offenthal hat jetzt der Dienstleistungsbetrieb Dreieich/Neu-Isenburg. In die Verantwortung der Stadt fällt die Entsorgung der illegalen Ablagerungen: „Das sind sicher 30 Kubikmeter schwerer Betonmüll, die von einem mindestens dreiachsigen Lkw – wenn nicht sogar größer – in den Wald geschüttet wurden. Der Abfall ist nicht sortiert und verunreinigt mit Metallverstrebungen und Plastik. Wir haben gar kein passendes Gerät für die Entsorgung“, sagt Marc Kozak, Teamleiter Straßenreinigung und zuständig für den Außenbereich. Der DLB muss jetzt also ein Unternehmen beauftragen, das den Bauschutt aus dem Wald holt. Zu den Kosten kann Marc Kozak noch nichts sagen. Aber die Arbeiten und die Entsorgung des Schutts dürften nicht ganz günstig werden: „Reiner Bauschutt hat einen Tonnenpreis von 30 Euro – aber dieser ist nicht sortiert, dann kostet es auch schnell ein Vielfaches“, weiß der Entsorgungsfachmann.

Probleme der Baubranche in der Region

Kozak kennt die Probleme der Baubranche in der Region: Viele Deponien, wie in Wiesbaden oder Büttelborn, seien aufgrund der starken Bautätigkeit in der Rhein-Main-Region am Rande der Kapazitätsgrenze. „Ich habe mich mit mehreren Abbruchunternehmern unterhalten. Sie müssen ihren Bauschutt zum Teil bis in Deponien in den Osten fahren. Das ist zeitaufwendig und teuer“, so der DLB-Mitarbeiter. Das führe dazu, dass es schwarze Schafe gibt, die es sich einfach machen und ihren Müll in die Landschaft kippen. „Ich hoffe sehr, dass in diesem Fall der Schuldige gefunden wird und die Konsequenzen und vor allem die Kosten tragen muss“, sagt Kozak.

Das wünscht sich Erich Niederhöfer, Jäger und Revierpächter in Offenthal, der von einem Spaziergänger informiert wurde und wiederum das Forstamt angerufen hat. „Mir ist es in der Vergangenheit auch schon passiert, dass ich nachts auf dem Hochsitz Scheinwerfer im Wald gesehen habe. Bis ich runter geklettert bin, ist der Täter über alle Berge und nur der Müll bleibt übrig. Dafür muss es einfach so hohe Strafen geben, dass sich niemand mehr wagt, seinen Abfall in den Wald zu schmeißen“, ist Niederhöfer überzeugt, dass die Umweltverschmutzer nur über den Geldbeutel von ihrem kriminellen Treiben abzuhalten sind.

Müll im Wald: Eine Ordnungswidrigkeit

„Es handelt sich in Anführungszeichen nur um eine Ordnungswidrigkeit, weil es nur eine illegale Bauschuttablagerung ist, auch wenn es eine große Menge ist. Die Polizei kommt erst ins Spiel, wenn umweltgefährdende Substanzen austreten würden“, sagt Rudi Neu, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen. Auch die in dem Bauschutt gefundenen Zettel seien zunächst einmal nur ein Anhaltspunkt, bedeuteten aber nicht, dass damit der Verursacher gefunden sei, mahnt der Beamte.

Alexander Zipf, Mitarbeiter der städtischen Ordnungsbehörde, hat einen solchen Fall noch nicht erlebt. Auch er stand fassungslos vor dem Schutthaufen. Zipf will zu der Baustelle fahren, Fotos machen und die Daten aufnehmen. Auch das Bauamt der Stadt Langen soll eingeschaltet werden, um den Bauherren zu ermitteln, der wahrscheinlich nichts davon wisse, dass das Abbruchmaterial im Wald gelandet sei.

VON NICOLE JOST UND FRANK MAHN

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