Nahversorgung in der Schwebe: Was wird, wenn Rewe zum Jahresende schließt?

Sowohl die Stadt Dreieich als auch der Bauträger Salco suchen nach Lösungen, um eine drohende Lücke der Nahversorgung in Offenthal noch zu verhindern.
Dreieich – Noch ist es ein knappes Jahr hin, aber so langsam wird das Ende greifbar. Der Rewe-Markt in der Borngartenstraße in Offenthal schließt im Dezember. An dieser Entscheidung des Unternehmens ist nicht zu rütteln. Weil sich der Planungsprozess zum Bau des neuen Edeka-Marktes am Ortsrand zwischen Tankstelle und Autohaus verzögert, zeichnet sich ab, dass die Offenthaler für unbestimmte Zeit keine Einkaufsmöglichkeit in ihrem Stadtteil haben werden.
„Wir laufen in eine Versorgungslücke rein“, bekennt Bürgermeister Martin Burlon. Die Stadt werde aber alles tun, um genau das zu verhindern. Dabei kann sie nach den Worten von Adrian Khalifé auf seine Unterstützung bauen. Khalifé ist Geschäftsführer des Langener Bauträgers und Projektentwicklers Salco. Das Unternehmen hat vor ein paar Wochen den vorderen Teil der Immobilie erworben, in dem der Rewe untergebracht ist und unter dessen Dach früher noch die Sparkasse Langen-Seligenstadt und der Schreibwarenladen ihre Dienste und Waren anboten.
Rewe im Dreieicher Stadtteil Offenthal: Suche nach einer Lösung
„Wir haben im Vorfeld das Thema Nahversorgung betrachtet und schon früh mit Rewe Kontakt aufgenommen“, berichtet Khalifé. Zum Kölner Handelskonzern hat er gute Verbindungen, auch weil Salco gerade auf der Bahnstraße in Langen ein großes Projekt mit 54 Eigentumswohnungen verwirklicht. Im Erdgeschoss zieht ein Rewe als Magnet für die Innenstadt ein. Doch im Fall von Offenthal ließ sich laut Khalifé nichts mehr machen. „Die Frage, ob sie nicht ein bisschen länger bleiben könnten, wurde abschlägig beschieden. Der Markt sei technisch veraltet, man wolle dort nichts mehr investieren“, schildert der Geschäftsführer.
„Wir versuchen, trotzdem eine Lösung zu finden, damit keine Nahversorgungslücke entsteht“, sagt Khalifé. Man sei nicht nur im intensiven Austausch mit der Stadt, sondern auch in Gesprächen mit Einzelhändlern und Filialisten, um einen Übergang bis zur Eröffnung des Edeka-Marktes zu gewährleisten. Der wird hoffentlich im Laufe des nächsten Jahres fertig. Das sogenannte Zielabweichungsverfahren ist langwierig, weil übergeordnete Behörden involviert sind. Denn die ausgedeutete Fläche am Ortsrand ist im Regionalen Flächennutzungsplan aktuell für Gewerbe vorgesehen – es bedarf einer Umwidmung in ein „Sondergebiet Einzelhandel“.
Aus für Rewe in Offenthal: Eine Nahversorgungslücke soll verhindert werden
Bürgermeister Martin Burlon ist natürlich erfreut über die Bereitschaft von Salco, im Ortskern eine Interimslösung zu schaffen. Dennoch ist die Stadt nicht untätig. „Wir fahren zweigleisig und prüfen auch andere Varianten“, sagt der Rathauschef. Dass der geplante „große Wurf“ auf der grünen Wiese am Veto der Behörden scheitern könnte, kann sich Burlon nicht vorstellen. „Ich bin überzeugt, dass es uns gelingt, die Nahversorgung in Offenthal auf Dauer zu sichern.“ Im Rathaus werde mit Nachdruck daran gearbeitet, aber auch Edeka sei in der Pflicht, weil die Entwicklung des Geländes auf dem Weg eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans umgesetzt wird.

Bis Salco konkret Pläne für die Ortsmitte schmiedet, wird laut Khalifé noch reichlich Zeit vergehen. Der Komplex mit dem Rewe besteht bekanntlich aus zwei Teilen, der hintere mit Bistro, China-Restaurant und vier Wohnungen gehört einem anderen Eigentümer. Mit dem sei man in Verhandlungen, so der Geschäftsführer. Klar ist aber so oder so: Das Kerngeschäft von Salco ist der Bau hochwertiger Wohnungen. „Uns ist aber wichtig, dass der Ortskern belebt bleibt“, sagt Khalifé. Deshalb seien im Erdgeschoss beispielsweise eine Drogerie, Gastronomie oder auch Praxen denkbar.
Deutlich weiter vorangeschritten ist das zweite größere Salco-Projekt in Offenthal: die Bebauung des ehemaligen Ponyhof-Areals in der Birkenau. Nach dem Abriss des in auffälligem Gelb gestrichenen Gebäudekomplexes, an dem noch das Restaurantschild des Cavalo Negro hängt, entstehen dort drei Häuser mit insgesamt etwa 30 Eigentumswohnungen. In der Tiefgarage sollen etwa 60 Autos Platz finden. Zu der insgesamt etwa 4 200 Quadratmeter großen Liegenschaft gehört auch die bislang als Parkplatz genutzte Fläche auf der anderen Straßenseite. Auch sie wird mit einem Haus bebaut. Die Genehmigung steht noch aus. Man sei in „enger Abstimmung“ mit der Stadt, so Adrian Khalifé. Er hofft, im dritten Quartal mit dem Abriss beginnen zu können. (Frank Mahn)