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Liebevoll bis ins Detail: Weihnachtskrippe wächst mit jedem Jahr

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Von: Nicole Jost

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Die Weihnachtskrippe ist ein besonderes Schmuckstück: Theresia und Johannes Kepser haben die Weihnachtsgeschichte in ihrem Wohnzimmer in den vergangenen 54 Jahren immer weiter ausgebaut.
Die Weihnachtskrippe ist ein besonderes Schmuckstück: Theresia und Johannes Kepser haben die Weihnachtsgeschichte in ihrem Wohnzimmer in den vergangenen 54 Jahren immer weiter ausgebaut. © Strohfeldt

Seit über fünf Jahrzehnten bastelt das Ehepaar Kepser an der Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Das Ergebnis auf sieben Quadratmetern ist detailverliebt und wächst mit jedem Jahr weiter.

Dreieich – Das Jesuskind ist gerade geboren. In der Scheune stehen Josef und Maria in Bethlehem um die Krippe, ein Ochse ist dabei und Musiker spielen dem neugeborenen Heiland ein Lied. Aus allen Richtungen machen sich die Hirten mit Schafen und anderen Gaben auf den Weg, und auch die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland sind mit einem bunt geschmückten Elefanten, einem Kamel, Weihrauch, Myrrhe und Gold bereits auf der Reise, um Jesus zu beschenken.

Die Weihnachtskrippe von Theresia und Johannes Kepser aus Götzenhain ist eine Augenweide. Das beleuchtete und zum Teil bewegte Bild der Weihnachtsgeschichte auf sieben Quadratmetern im heimischen Wohnzimmer lässt den Betrachter staunen und immer wieder neue Details entdecken.

Es stehen zwei Stühle bereit, mit bestem Blick auf die Landschaft der biblischen Geschichte: „Wir sitzen hier selbst oft und schauen unsere Krippe an, die wir seit so vielen Jahren immer wieder neu aufbauen. Jedes Jahr kommt eine Figur dazu“, erzählt Theresia Kepser. Das Ehepaar, das seit Mitte der 80er Jahre in Götzenhain lebt, stammt ursprünglich vom Niederrhein. Von dort haben die Kepsers die Krippentradition mitgebracht. „In meiner Familie wurde die Krippe über Generationen selbst gebaut, schon als Jungs waren mein Bruder und ich daran beteiligt“, berichtet Johannes Kepser, der als Architekt die Langener Albertus-Magnus-Kirche gebaut und geplant hat und auch für die Sanierung der Stadtkirche verantwortlich zeichnete. Als 1966 die eigene Tochter geboren wurde, hat das Ehepaar im darauffolgenden Jahr begonnen, eine eigene Krippenlandschaft aufzubauen. „Zunächst waren es nur die Heilige Familie, ein kleines Haus, ein Hirte und ein paar Schafe. Seither ist sie sehr gewachsen“, erklärt der Architekt. Die Hirten, die ihr Vieh über die Landschaft treiben, die Könige, die gen Bethlehem ziehen, die Frauen, die Obstkörbe schleppen oder am plätschernden Brunnen ihre Wäsche wachen, verdienen einen genauen Blick. Jede der Figuren hat ein individuelles Gesicht: „Nur der Torso ist aus Kunststoff. Die Hände, Füße und den Kopf lassen wir von einem Schnitzer in Oberammergau fertigen“, erzählt Johannes Kepser. Die Kleidung ist von seiner Frau Theresia selbst genäht. Mit sehr viel Liebe zum Detail. Maria in einfachen Loden, Josef mit einem Cape und einem sehr dünnen Ledergürtel. Die Hirten in einfacher Kleidung, mit abgenähten Borten und kleinen Sandalen. An einer Ecke füttert ein Mädchen Kaninchen im Stall. Der Draht aus der Stalltür ist aus dem Brautschleier von Theresia Kepser genäht.

Die Heilige Familie in der Weihnachtsnacht. Josef und Maria mit dem frisch geborenen Jesuskind im Stall.
Die Heilige Familie in der Weihnachtsnacht. Josef und Maria mit dem frisch geborenen Jesuskind im Stall. © Strohfeldt

Ehepaar aus Dreieich: Selbstgebastelte Weihnachtskrippe wächst seit Jahrzehnten

Die eigentliche Landschaft besteht aus einem größeren Haus, an das der Stall angebaut ist, in dem Gottes Sohn zur Welt kommt. Aus der Haustür kommt eine Frau mit einem großen Wäschekorb in den Armen und schaut grimmig in Richtung der Heiligen Familie – sie wollte dieser ja bekanntlich eigentlich keinen Unterschlupf gewähren. Auf der großen Platte, die auf mehreren Ständern zusammengebaut ist, steht noch ein zweites Haus, das des Müllers mit einer wasserbetriebenen Mühle. Im Inneren dreht sich der Mühlstein. „Unter der Konstruktion steht ein Eimer mit Wasser, darin ist eine Pumpe, die immer wieder Wasser nach oben pumpt“, verrät Johannes Kepser mit einem Lächeln. Die Szenerie mit Igeln, Fröschen und sogar einem sich küssenden Storchenpaar auf dem Hausdach ist jedes Weihnachten ein bisschen anders. Theresia Kepser erzählt, dass die inzwischen 59 Figuren seit mehr als 50 Jahren nie in gleicher Konstellation stehen: „Wir dekorieren sie nach Weihnachten um, dann sind die Heiligen Drei Könige schließlich im Stall angekommen“, so Kepser.

Sicher gehört eine gewisse Sammelleidenschaft dazu, das Ehepaar Kepser ist aber dem christlichen Glauben und besonders der Weihnachtsgeschichte tief verbunden: „Die Krippe bedeutet uns sehr viel. Wenn wir das eines Tages nicht mehr bauen können, dann gibt es für uns auch kein Weihnachten mehr“, sagt der 86-Jährige. Noch aber funktioniert der Aufbau prima, auch wenn es etwas länger dauert als früher. Rund eine Woche ist das rüstige Seniorenpaar damit beschäftigt, alle Figuren aus den sorgfältig beschrifteten Kisten zu heben und zu platzieren.

Der Blick auf die Details lohnt sich: Teile der Figuren sind handgeschnitzt, die Kleidung selbst genäht.
Der Blick auf die Details lohnt sich: Teile der Figuren sind handgeschnitzt, die Kleidung selbst genäht. © Strohfeldt

Weihnachtskrippe in Dreieich: Nur der Torso der Figuren ist aus Kunststoff

Die Kepsers sind nicht die Einzigen, die sich an der außergewöhnlichen Krippenlandschaft erfreuen. Früher kamen Schulklassen in das Wohnzimmer des Architektenhauses, auch Bewohner des Hauses Dietrichsroth waren regelmäßig zu Gast. Daran hatte das Ehepaar besonders viel Freude, weil die Senioren selig um die Krippe saßen und begannen, von ihren eigenen Weihnachtserinnerungen zu erzählen. Heute sind es vor allem Freunde und Bekannte, die in der Weihnachtszeit kommen und sich die Weihnachtsgeschichte anschauen. „Immer wieder bekommen wir Tiere oder kleine Gegenstände mitgebracht. Aber mein Mann ist sehr kritisch, was auf die Krippe darf – es muss maßstabsgetreu genau passen“, sagt Theresia Kepser lächelnd.

Das Ehepaar wird in den kommenden Wochen noch viel Freude an Josef, Maria und dem Jesuskind haben: Die Landschaft darf bis zu Maria Lichtmess im Wohnzimmer stehen bleiben. Das ist am 2. Februar. „Der Aufwand, das alles aufzubauen, muss sich ja auch lohnen“, sagt Johannes Kepser mit einem Blick auf sein Kunstwerk, das der ganzen Familie über die Weihnachtszeit so viel Freude bereitet. (Nicole Jost)

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