Dreieich stellt sich auf weitere Flüchtlinge ein

Die Stadt Dreieich hat das ehemalige Lehrerhaus an der Karl-Nahrgang-Schule in Götzenhain herrichten lassen, um dort wieder Flüchtlinge unterbringen zu können. Die Vorbereitungen sind im Stadtteil nicht unbemerkt geblieben. Vor allem in Elternkreisen geht die Befürchtung um, die Immobilie gehe dadurch für die Schulkindbetreuung verloren. Dem widerspricht Bürgermeister Martin Burlon.
Dreieich - „Zur Zukunft des Standortes ist definitiv noch keine Entscheidung gefallen.“ Der Rathauschef macht keinen Hehl daraus, dass ihn das Gerücht ärgert. „Wir haben das Haus für den Fall vorbereitet, dass uns vom Kreis weitere Flüchtlinge zugewiesen werden“, sagt der Bürgermeister. Man prüfe alle Liegenschaften, die für eine kurzfristige Unterbringung infrage kommen. Denn wenn die Zuweisung kommt, bleibt keine Zeit mehr zum Handeln. „Dann müssen wir den Menschen ein Dach über dem Kopf bieten. Das ist gerade im Winter eine Riesenherausforderung“, so Burlon. Und das Haus, es gehört der Stadt, steht derzeit leer, nachdem dort unter anderem auch schon Flüchtlinge gewohnt hatten. Was der Rathauschef auf jeden Fall verhindern will, ist, was Kommunen in anderen Kreisen schon praktizieren: die Inanspruchnahme von Turnhallen für die Beherbergung von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten. „Man könnte doch niemandem erklären, eine Schulturnhalle zu belegen, wenn nebenan ein momentan nicht genutztes Haus steht.“ Deshalb sei es für eine mögliche Belegung vorbereitet worden. Das Gebäude habe eine funktionierende Heizung und es seien nur kleine Reparaturen notwendig gewesen, berichtet der Bürgermeister. Wenn eine Unterbringung notwendig werde, wolle die Stadt wie zuvor auch schon vorrangig Familien einquartieren.
In Götzenhain ist die Schulkindbetreuung ein Sorgenkind, denn die Kapazitäten der Grundschule reichen nicht, um die Nachfrage bedienen zu können. Nach den Sommerferien konnte ein Versorgungsengpass nur abgewendet werden, weil die Stadt auf die Schnelle zwei Container anmietete. Sie sollen aber nur eine Übergangslösung sein. Mittelfristig soll eine tragfähige, dauerhafte Lösung etabliert werden. Anders als bei der Hortbetreuung ist die Stadt aber bei der Schulkindbetreuung nicht in der alleinigen Verantwortung. Hier ist der Kreis Offenbach als Schulträger mit im Boot. Schon im Sommer hatte Burlon erklärt, dass man den Standort einer Gesamtbetrachtung unterziehen wolle. Daran hat sich nichts geändert; auch vor dem Hintergrund, dass ab 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule greift; im ersten Schritt für Erstklässler, bis 2030 für alle. Im Dezember habe es ein erstes Gespräch mit dem Kreis gegeben, weitere sollen demnächst folgen. Dabei geht es laut Burlon auch darum, ob und wenn ja welche Rolle das frühere Lehrerhaus in den Planungen spielen könnte.
Von Frank Mahn