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Erfahrungsbericht: Wie geht ein Dreieicher mit der Wasserknappheit und Energiekrise um

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Von: Frank Mahn

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Alarmierendes Zeichen: Der Hengstbach in Buchschlag vor wenigen Tagen fotografiert – das Bett ist komplett ausgetrocknet. Der dringend benötige langanhaltende Landregen ist nicht in Sicht. Stattdessen erleben wir immer häufiger Starkregenereignisse, die auch den Hengstbach in kürzester Zeit über die Ufer treten lassen.
Das wird nicht reichen, wenn Gas knapp werden sollte. Aber der Händler meines Vertrauens hat für den Herbst Nachschub zugesagt. © Häfner

Wasser auch in Dreieich ist schon knapp, Gas aktuell noch nicht, aber wir müssen uns auf einen Winter einstellen, der mit Einschränkungen verbunden ist. Die Abhängigkeit von russischem Gas, von der sich Deutschland gerade lösen will, hat uns in eine schwierige Situation gebracht. Fieberhaft sucht die Politik nach Wegen, auf dem Weltmarkt Ersatz zu besorgen, um die Speicher zu füllen. Der Dreieicher Redakteur Frank Mahn berichtet, wie er persönlich mit der Wasserknappheit und Energiekrise umgeht.

Dreieich - Wir Verbraucher können helfen, indem wir sparen. Im Sinne von uns allen und im eigenen Interesse, denn der Gaspreis kennt nur eine Richtung. Die Energiekrise habe ich zum Anlass genommen, mein Verhalten zu hinterfragen und mir an die eigene Nase zu fassen.

 Der Winter ist noch vergleichsweise fern, seit Wochen machen uns Hitze und Trockenheit zu schaffen. Für Dreieich haben die Stadtwerke die Trinkwasser-Ampel auf Rot gestellt. Wir steuern auf den Notstand zu – mit allen möglichen Verboten, die bei Zuwiderhandlung mit Geldstrafen geahndet werden können. Ich will nicht, dass es soweit kommt. Verschwendung im größeren Stil habe ich mir – glaube ich – nicht vorzuwerfen, aber es gibt natürlich Verbesserungspotenzial. Zum Beispiel beim Duschen (mit Sparkopf). Ich brauche das nicht allmorgendlich, um in die Gänge zu kommen. Alle zwei Tage halte ich in der Regel für ausreichend. Im Moment allerdings nicht, denn die abendliche Heimfahrt mit dem Rad aus dem Büro ist schweißtreibend (trotz E-Bike). Da geht’s nicht ohne. Ich habe für mich aber so eine Art Katzendusche entdeckt. Rein in die Kabine, Kopf unters kalte Wasser, Haare waschen und abspülen. Danach unter lauwarmem bis kaltem Wasser die gleiche Prozedur für den restlichen Körper. Das ist momentan nicht wirklich schwer, die Abkühlung tut gut. Gestoppte Zeit: eine Minute und sechs Sekunden. Ist natürlich auch im Sommer nicht jedermanns Sache und für den Winter scheint mir diese Methode eher ungeeignet zu sein. Da könnte ein Eimer das Wasser auffangen, bis es warm fließt. Ich bin mir aber ehrlich gesagt nicht sicher, ob das praxistauglich ist.

Beim Zähneputzen habe ich bislang geschlampt. Seit Kurzem aber spüle ich mit Wasser aus einem Glas statt unter laufendem Strahl. Beim Rasieren (nass) bin ich beim Rhythmus noch großzügiger als beim Duschen. Zweimal die Woche ist genug. Der Verbrauch beim Ausspülen der Klingen reduziert sich im leicht gefüllten Waschbecken auf ein Minimum. Ansonsten gibt’s morgens und abends bissel Wasser ins Gesicht und gut ist.

Im Büro beschränkt sich der Verbrauch aus der Leitung auf Kaffee und Toilettengänge. Apropos: Mit dem Vorschlag, aufs nächtliche Spülen zu verzichten und morgens die flüssigen Ausscheidungen in einem Rutsch zu entsorgen, habe ich mir daheim eine blutige Nase geholt – von wegen Urinstein und so. Vielleicht könnte da im Winter der Eimer aus der Dusche zum Einsatz kommen. Denkverbote, finde ich, darf es nicht geben.

Im großen Umfang Wasser sparen lässt sich durch den Verzicht aufs Wässern des Rasens im Garten. Das machen wir angesichts der vielen Trockenjahre schon lange nicht mehr. Bislang hat er sich immer halbwegs erholt. Ich gebe aber zu: Die Blühpflanzen kriegen ab und zu noch was. Da stößt mein Durchsetzungsvermögen an Grenzen. Wobei: Bienen und andere Insekten werden dankbar sein.

Seit Montag ist bekannt: 2,41 Cent pro Kilowattstunde plus Mehrwertsteuer (die ja erstattet werden soll) beträgt die Umlage, die Gaskunden vom 1. Oktober an – zunächst für drei Monate – zusätzlich zahlen müssen. Dabei sind die exorbitanten Preissteigerungen für sich allein betrachtet schon eine schwere Hypothek für viele Bürger. Meine Frau und ich leben seit 20 Jahren in einem Reihenmittelhaus, nach Auszug des Sohnemanns zu zweit. Unsere Gasheizung hat vor drei Jahren den Geist aufgegeben und wir haben sie durch eine neue ersetzen lassen – die Situation, wie wir sie jetzt erleben, war fernab jeglicher Vorstellungskraft. Der Gedanke, auf eine Luftwärmepumpe umzusteigen, spielt angesichts der noch jungen Neuanschaffung im ordentlichen vierstelligen Bereich aktuell keine Rolle für uns.

In der kalten Jahreszeit heizen wir nur den kombinierten Wohn-Küchen-Essbereich im Erdgeschoss sowie – auf Sparflamme – Bad und Büro im ersten Stock. Dazu kommt die Warmwasseraufbereitung. Der Jahresverbrauch liegt um die 10 000 Kilowattstunden. Aufs Jahr gerechnet würde die Umlage also knapp 250 Euro – ohne Mehrwertsteuer – ausmachen.

Wir haben aber einen Joker, mit dem wir den Gasverbrauch senken können: einen Kaminofen. Den haben wir seit Jahren ab Herbst im Gebrauch, aber nicht tagtäglich, sondern abends für die Wohlfühlmomente vor dem knisternden Feuer. Im mittlerweile entbrannten Kampf ums ebenfalls deutlich teurer gewordene Brennholz hat mir der Händler meines Vertrauens für Oktober die Lieferung von zwei Festmetern zugesagt. Wir sind also optimistisch, warm durch den Winter zu kommen.

Definitiv Nachholbedarf besteht im Hause Mahn mit Blick auf Fotovoltaik. Da geht auch bei einer Ost-West-Ausrichtung des Dachs plus Gaube was. Ein paar Nachbarn haben es inzwischen vorgemacht. Mit einem leichten Anflug von Neid habe ich die Module betrachtet, als wir aus dem Urlaub zurückkamen. Wir hatten uns auch schon einmal bei den Stadtwerken erkundigt, ob deren Pachtmodell Solarpur für uns infrage komme. Die Antwort war einerseits ernüchternd, andererseits auch irgendwie erfreulich: Nein, das Modell ergebe für uns finanziell keinen Sinn, weil unser Stromverbrauch zu niedrig sei. Wir würden jede Menge draufzahlen. Da hört die Liebe auf.

Wir haben dann erst mal einen Haken dran gemacht, nachdem sich das „Rund-um-sorglos-Paket“ (Werbung Stadtwerke) in Luft aufgelöst hatte. Freunde von uns, um die Ecke lebend, sind es jetzt angegangen, haben eine Firma beauftragt, die – momentaner Stand – im September loslegen soll. Das schaue ich mir genau an, mindestens die Warmwasserbereitung aus der Kraft der Sonne ist unser Ziel. Und für die E-Bikes sollte es auch noch reichen.

Jetzt wäre ich fast zum Ende gekommen, ohne das Geständnis einer ökologischen Sünde. In der Redaktion bläst seit Wochen ein Ventilator Luft vom Flur in mein Büro. Sonst ist es im dritten Stock ohne Klimaanlage kaum auszuhalten. Einen kühlen Kopf aber sollte man in diesen krisengeschüttelten Zeiten unbedingt bewahren.

Von Frank Mahn

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Wie gehen wir schonend mit Wasser, Strom, Gas, Öl und sonstigen Energieträgern um? Das Thema betrifft uns alle. Wir berichten tagtäglich darüber und transportieren Sparappelle von Versorgern oder aus der Politik in die Öffentlichkeit. Redakteure unserer Zeitungsgruppe haben die angespannte Lage zum Anlass genommen, mal auf sich selbst zu schauen. Sie schildern quer durch unsere Zeitung, was die Krise mit ihnen macht oder schon gemacht hat. » Nächste Woche beschreibt Rödermark-Kollege Michael Löw, warum eine Steppenlandschaft sein Öko-Gewissen beruhigt

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