Dreieich will energetische Sanierungen fördern

Die Treiber des Klimawandels, also den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 oder Methan zu stoppen, das ist eine der großen globalen Aufgaben, über die derzeit auch bei der Weltklimakonferenz in Glasgow gestritten wird. In Dreieich fordern vor allem die Grünen seit Jahren, dass die Stadt größere Anstrengungen unternehmen muss. Sie bemängeln unter anderem, dass noch immer keine CO2-Zwischenbilanz vorliegt, anhand derer sich die Reduzierung benennen lässt.
Dreieich – Bereits 2013 hatte das Stadtparlament beschlossen, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, im Vergleich zum sogenannten Basisjahr 1990. Um dieses Ziel zu erreichen, muss nach Auffassung des Magistrats vor allem der Wärmeverbrauch in Dreieich verringert werden. Die Stadtregierung hat deshalb eine neue Klimaschutz-Förderrichtlinie auf den Weg gebracht, die den Stadtverordneten zur Diskussion und Verabschiedung vorliegt. Sie wird erstmals am Mittwoch, 17. November, im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Energie beraten. Die Richtlinie sieht in erster Linie Anreize für Hausbesitzer vor, in die energetische Sanierung ihrer Immobilie zu investieren.
Während im Stromsektor der Anteil erneuerbarer – und somit klimaschonender – Energien fast die Hälfte des gesamten erzeugten Stroms ausmacht, sieht das im Wärmesektor anders aus. Hier wird deutschlandweit nur rund 15 Prozent klimaschonende Wärme produziert. In Dreieich bestehen fast die Hälfte aller Energieträger aus CO2-intensiven Kraftstoffen zur Wärmegewinnung. Die privaten Haushalte nehmen dabei eine entscheidende Rolle ein, da diese fast 60 Prozent des gesamten Verbrauchs an Erdgas- und Heizöl ausmachen.
Der Magistrat legt den Stadtverordneten deshalb eine Klimaschutz-Förderrichtlinie vor, die zunächst den Fokus auf die Reduzierung des Wärmebedarfs von privaten Haushalten legt. Gefördert werden sollen unter anderem die Energieberatung und die Dämmung der Gebäudehülle. Von den Kosten einer Beratung will die Stadt bis zu 300 Euro übernehmen. Ein Gebäude-Check durch die Verbraucherzentrale oder andere qualifizierte Fachleute ist Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Fördermitteln. Bei der Dämmung von Außenwänden, Dächern oder Kellerdecken sieht die Vorlage eine Bezuschussung nach Quadratmetern vor. Die Summen bewegen sich zwischen 20 und 30 Euro, allerdings dürfen nur umweltfreundliche und möglichst recyclingfähige Materialien verwendet werden. Beim Austausch von Fenstern und Haustüren gibt’s 60 Euro, für das Ersetzen von Rollladenkästen pro Stück 100 Euro (bei Dämmung 50).
Die gesamte Förderhöhe ist auf 3 000 Euro je Gebäude beziehungsweise 1 000 Euro je Eigentumswohnung gedeckelt. Die Richtlinie soll in Kraft treten, sobald sie von den Stadtverordneten beschlossen worden ist. Sie tagen am 14. Dezember.
Darüber hinaus hat der Magistrat den Fraktionen einen Klimafolgen-Aktionsplan vorgelegt. So sollen vermehrt Bäume im Straßenraum gepflanzt werden. Gleichzeitig dienen entsiegelte Flächen zur Verbesserung des Mikroklimas und als Versickerungsfläche bei Regen. Eine Klimafunktionskarte bietet beispielsweise eine Übersicht über Hitzeinseln in der Stadt und ist die Grundlage für die Freihaltung von Frischluftschneisen bei Planungsfragen. Zudem schlägt die Stadtregierung ein „ganzheitliches Konzept zum geordneten Abfluss und Hoch- und Niederschlagswasser“ vor. Hochwasser gab’s im Sommer 2021 in Dreieich mehrfach.