Dreieicher Christian Nöllgen ist mit seinen Jagdkollegen als Kitzretter engagiert

Wer in diesen Tagen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in Feld und Flur unterwegs ist, sieht es: Getreide und Gras stehen hoch und die Landwirte beginnen damit, die Ernte reinzuholen. Unglücklicherweise fällt diese Erntezeit mit der Fortpflanzungsperiode der Wildtiere zusammen. Rehe, Hasen oder Füchse sind oftmals in den Feldern unterwegs. Ricken legen ihre Jungen vermeintlich geschützt im Feld ab.
Dreieich. Die ersten Wochen haben insbesondere die Kitze keinen Fluchtreflex. Bei Gefahr ducken sie sich nur tiefer ins Gras. Damit ist das Risiko groß, einen grausamen Tod durch den Mähdrescher zu sterben.
Christian Nöllgen, passionierter Jäger, Hundeführer und Tierschützer, möchte verhindern, dass Jungtiere durch die Landmaschinen zu Tode kommen. „Ich möchte dringend an die Landwirte und ihre Verantwortung appellieren. Sie sind rechtlich dazu verpflichtet, die Wildtiere vor der Mahd abzusichern“, erklärt Nöllgen. Der Sprendlinger hat sich mit seinen Vereinskollegen vom Jagd-Club Bad Nauheim zusammengetan. Der Verein, dessen stellvertretetender Vorsitzender er auch ist, hat eine moderne Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft, die zur Hälfte vom Bund finanziert wurde. Die Mitglieder der Gruppe haben einen Drohnenführerschein gemacht, der vom Luftfahrtbundesamt abgenommen wurde. Jetzt wollen sie gemeinsam die Drohne zum Einsatz bringen.
„Wenn uns die Landwirte aus Dreieich und der Region kontaktieren, sind wir gerne bereit, die Felder vor dem Einsatz der Landmaschinen abzusuchen“, betont Christian Nöllgen. In der Praxis sieht das so aus, dass die Kitzretter früh morgens zunächst das Feld im Zickzack Quadratmeter für Quadratmeter abfliegen. „Durch die noch morgendliche Kälte im Feld setzt sich ein Kitz oder auch ein anderes Tier gut sichtbar auf der Wärmebildkamera ab“, erläutert Nöllgen. Wenn er etwas findet, kann der Drohnenpilot seine Helfer ins Feld dirigieren und ihnen genau den Weg zum Tier lotsen. „Vorsichtig wird das Kitz dann mit Handschuhen und Gras aus dem Feld gehoben. Anschließend kann der Bauer mähen und wir setzen es dann wieder an die gleiche Stelle zurück. Meist ist die Ricke dann schnell wieder da“, weiß der Jäger.
Wenn mit der Drohne nichts gefunden wird, die Helfer auch keine Beobachtungen machen, dann bekommt auch Harvey II vom Forstweg noch seinen Einsatz. Der zwei Jahre alte Kleine Münsterländer Rüde ist ausgebildeter Jagdhund und hat im vergangenen Jahr die beste Wasserarbeit bei der Herbstzuchtprüfung auf Bundesebene abgeliefert. Der Vorstehhund geht mit seiner scharfen Nase durchs Feld. „Wenn Harvey Fährte aufnimmt und fündig wird, zeigt er das Wild an. Als Vorstehhund geht er nicht an das Tier dran. Er steht vor, zeigt an, legt sich auf Kommando ab und wartet, bis ich komme. Dafür ist er ausgebildet und das trainieren wir auch regelmäßig“, erklärt der Hundebesitzer, dass diese Arbeit mit dem Hund seine größte Freude ist. Wenn auch Harvey nichts im Gras oder im Korn findet, hat der Landwirt freie Fahrt und kann sicher sein, dass die scharfen Klingen seines Dreschers kein Tier erwischen.
Wer die Arbeit der Kitzretter als Helfer aktiv unterstützen möchte, kann mit einer Mail an kitzrettung@jagdclub-badnauheim.de Kontakt aufnehmen. Das gilt auch für Landwirte, die auf die Unterstützung des Teams zurückgreifen möchten.
Von Nicole Jost
