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Dreieicher Eltern klagen über fehlende Kita-Plätze

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Von: Frank Mahn

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Dreieicher Eltern demonstrieren mit ihren Kindern vor der Stadtverordnetenversammlung für mehr Kindergartenplätze in der Stadt.
Dreieicher Eltern demonstrieren mit ihren Kindern vor der Stadtverordnetenversammlung für mehr Kindergartenplätze in der Stadt. © JOST

„Familie oder Beruf?“, „Zurück in die 80er?“ oder „Wir wollen auch in die Kita!“ – viele Dreieicher Kinder im Kitaalter und ihre Eltern protestieren am Dienstagabend vor dem Sprendlinger Bürgerhaus mit selbst gemalten Schildern gegen den Platzmangel in den Dreieicher Betreuungseinrichtungen. Die Eltern nutzen den Termin der Stadtverordnetenversammlung, um ihren Unmut über Wartezeiten von bis zu mehr als einem Jahr kundzutun.

Dreieich - Mit kleinen Rasseln, umhersausenden Kindern auf Bobbycars und Triangeln ist die demonstrierende Gruppe für Magistrats- und Fraktionsmitglieder definitiv weder zu übersehen noch zu überhören.

„Uns ist es wichtig, direkt mit den Politikern ins Gespräch kommen. Ausschließlich bei der Verwaltung kommen wir nicht weiter, es ändert sich schon viel zu lange nichts an der Situation für Eltern, die dringend einen Betreuungsplatz brauchen, die zum Teil sogar schon Stellen nicht antreten oder kündigen mussten. Wir werden uns als Eltern in dieser Stadt zusammenschließen, um gemeinsam mehr bewirken zu können“, erläutert Monika Oster. Sie hat die Demo kurzfristig initiiert. Ihre drei Jahre alte Tochter bekommt in diesem Jahr keinen Platz in einer städtischen Kita, weil sie selbst noch in Elternzeit mit Kind Nummer zwei ist – und damit in der Lage, die Kinder zu Hause zu betreuen. „Mir ist für den September ‘22 ein Platz zugesagt – da ist meine Tochter fast viereinhalb. Ich finde, sie sollte auf jeden Fall früher in die Kita gehen“, so Monika Oster.

Lukas Stegmann, er kämpft mit seiner Frau schon lange für einen Kindergartenplatz für die dreijährigen Zwillingsmädchen (wir berichteten), berichtet von seiner persönlichen Erfahrung mit Behörden. Die Familie war inzwischen vor dem Verwaltungsgericht erfolgreich. In einem Eilverfahren wurden den Stegmanns zwei Plätze zugesprochen. „Am Ende nutzt uns das aber gar nichts. Es hat Zeit, Geld und Nerven gekostet. Das Gericht gibt das Urteil an das Jugendamt des Kreises Offenbach weiter, dieses verweist an die Stadt. Das Urteil ist mehr als zwei Wochen alt, es hieß darin mit sofortiger Wirkung. Und uns wurde bis heute kein Platz angeboten.“

Kreis-Pressesprecherin Ursula Luh erklärt, dass die Eltern beim Jugendhilfeträger die Plätze geltend machen, aber die Kommune dafür zuständig sei, die Plätze zu schaffen. Dazu Bürgermeister Martin Burlon am Tag nach der Demo: „Auch wenn formal der Kreis von den Gerichten verpflichtet wird, einen Kitaplatz bereitzustellen, sehen wir es selbstverständlich als unsere ureigene Aufgabe an, den Dreieicher Kindern in unserer Stadt einen Platz anzubieten. Daran arbeiten wir intensiv und haben dafür unter anderem gestern den Neu- und Ausbau der Kita Am Lachengraben in Götzenhain beschlossen. Weitere Maßnahmen zur Personalakquise folgen in den nächsten Wochen und Monaten.“

Stegmann vergleicht Stadt und Kreis mit einem Comic: „Es ist ein bisschen wie bei Asterix und Obelix mit dem Passierschein A38. Da jagen die Gallier so lange hin und her, bis sie völlig erledigt sind. Uns jagt man wahrscheinlich, bis die Kinder in die Schule müssen“, sagt der Familienvater resigniert.

Die Dreieicher Politiker gehen in den Minuten vor der Sitzung offen mit den Eltern ins Gespräch, Vertreter aller Fraktionen bleiben stehen, hören sich die Sorgen an. Die Eltern verstehen, dass die dringend benötigten Erzieher, die der Arbeitsmarkt derzeit nicht hergibt, nicht vom Himmel fallen. Aber sie fordern, dass das 2019 im Parlament beschlossene Maßnahmenpaket umgesetzt wird, alle Anstrengungen zum Anwerben neuer Erzieher unternommen werden und ein runder Tisch eingeführt wird, an dem sich Eltern regelmäßig mit Bürgermeister, Verwaltung und Politik austauschen können.

In der Parlamentssitzung wurde später denn auch über die Einführung eines Runden Tisches diskutiert. Auf Antrag der Grünen. Er scheiterte an der Koalition.

Von Nicole Jost

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