Dreieicher Kunstpfade: Broschüre empfiehlt Spaziergänge zu Skulpturen im öffentlichen Raum

Es sind wahre Schätze, über die Dreieich da verfügt und die oft auf den ersten Blick gar nicht auffallen. Die Rede ist von den zahlreichen Kunstwerken im öffentlichen Raum. Eine Übersicht bietet die Broschüre „Kunstpfade Dreieich“ mit fünf Spaziergängen. In einer Serie stellen wir diese vor, die nicht zuletzt anregen, bekannte Orte aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Zum Auftakt geht es zu 13 Kunstwerken im Bürgerpark, rund ums Bürgerhaus bis zu den Stadtwerken.
Dreieich - Bei der 2019 erschienenen Broschüre mit mehr als 40 Objekten, vom Jugendstil bis zur zeitgenössischen Kunst auch an ungewöhnlichen Orten, handelt es sich um eine erweiterte Neuausgabe mit zahlreichen Fotos. Die ersten Broschüren erschienen 2003 und 2006. „Es gab kein Förderprogramm für die Kunst in der Öffentlichkeit“, berichtet Bürgerhaus-Chef Benjamin Halberstadt. Doch reiner Zufall sei es auch nicht, dass Dreieich über so viele aktuelle Werke in der Stadt verfügt. Die früheren Bürgerhaus-Chefs Gustav Halberstadt und Till Friedrich hätten sich für die Kunst stark gemacht und, wenn es möglich war, auch Objekte im Außenbereich gefördert. So gab es zwei Bilderhauersymposien 1989 und 1996 sowie das Künstlertreffen „StandOrte“ 2002. Zwei Werke – am Rathaus in Sprendlingen und am Offenthaler Bahnhof – sind Ergebnisse der Initiative „Kunst vor Ort“ des Kreises und der Sparkasse Langen-Seligenstadt zur Förderung der Verbindung von Kunst, Region und Öffentlichkeit.
Los geht der erste Kunstpfad am Weiher im Bürgerpark mit der im Wasser platzierten, aber nicht begehbaren Brücke, die Kanoko Hashimoto im Rahmen der „StandOrte“ 2002 schuf. Brücken hatten in der alten japanischen Kultur die Bedeutung einer Übergangszone zwischen Diesseits und Jenseits. Das wohl augenfälligste Objekt ist das Euromal im Bürgerpark, an dem, wie vor Kurzem berichtet, 1996 beim Bildhauersymposium 15 Künstler aus den damals 15 EU-Ländern mitmachten. In einer kleinen Nische im Park steht seit 1987 die „Zeitschwangere“ von Wolfgang Knorr mit vielen liebevollen Details. In Richtung Bürgerhaus hat die Stele „Hera“ aus schwarzem und grünem Granit von Vladimir Casparic-Gapa ihren Platz, die während des Symposiums 1989 entstanden ist.
Aufgeführt in der Broschüre sind auch Objekte im Bürgerhaus, der Keimzelle von Kunst und Kultur in Dreieich. Dabei handelt es sich um das Wand-Stein-Relief von Inge Hagner aus dem Eröffnungsjahr 1972, „Karin“ aus dem Jahr 1979 von Georg Roth sowie „Nikolan“ von Nasreddin Hodscha. Ergänzt wird die Kunst im Bürgerhaus durch eine Holzschnittarbeit in der Kegelbahn sowie den Hund von Ottmar Hörl und eine Hooschebaa-Figur.

Auf dem Gustav-Halberstadt-Platz vor dem Bürgerhaus findet sich „Casa Maxima“ von Migu M. Syed im Spannungsverhältnis von Skulptur und Architektur. Die Arbeit steht temporär dort und kann nach ein paar Jahren durch eine andere Skulptur ersetzt werden. „So schaffen wir Abwechslung“, betont Halberstadt.
Vor dem Souterrain der Stadtbücherei ist seit 1993 die fast wie grünliches Glas schimmernde, dreidimensionale Bronze-Arbeit von Wolfgang Höft ein Blickfang. Zwischen den Clubräumen und dem Bürgerhaus springen einem die anmutigen „Tänzerinnen“ von Karlheinz Oswald ins Auge, ebenfalls ein Ergebnis des Symposiums von 1989. Der erste Spaziergang führt weiter zur Hans-Meudt-Halle an der Breslauer Straße mit dem Beton-Wand-Relief von Hajo Krumb im Eingangsbereich. Endpunkt sind die Stadtwerke in der Eisenbahnstraße mit dem imposanten Windspiel „Tres Solar“ von Gottfried Grunder, betrieben durch eine Solarplatte. Der Künstler regt zu einem sorgsamen und sparsamen Umgang mit den Gütern des täglichen Lebens an.

In der Broschüre finden sich auch einige Erläuterungen. „Die Zusammenstellung war gar nicht so einfach. Da musste zum Teil viel recherchiert werden“, so Halberstadt. Denn nicht immer war die Datenlage so eindeutig. Die Texte für die erste Ausgabe schrieb Jasmin Schülke, für die zweite war Ilse Dreher von der Kunstinitiative im Einsatz. Die Broschüre ist weiterhin erhältlich und kann im Bürgerhaus abgeholt werden.
Die weiteren vier Spaziergänge vom Lindenplatz zum Rathaus, von der Dreieich-Plaza zum Hirschsprung in Sprendlingen, durch Buchschlag sowie durch Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal stellen wir in den nächsten Wochen vor. (Holger Klemm)